Turbostaat

Turbostaat © Erik Weiss

Als etablierte Liveband sind Turbostaat auf der Bühne zu Hause. Das letzte Mal waren die Punkrocker 2008 auf Deutschlandtour. Umso mehr freuen sich ihre Fans, dass am 9. April 2010 nicht nur das lang erwartete vierte Album der Flensburger erschien, sondern dies gleich noch mit einer ausgedehnten Tour gebührend gefeiert wird. Kein Wunder, dass der Auftritt im Weinheimer Café Central eines der sprichwörtlich heißesten Konzerte der bisherigen Tour war.

{image}Seit 2007 das Erfolgsalbum Vormann Leiss veröffentlicht wurde, ist viel passiert um das Punkquintett: Eine erfolgreiche Tour 2008, zahlreiche Festivalauftritte und das Major-Label Warner wurde auf sie aufmerksam. Unter einigen Anhängern machte sich die Angst breit, dass Turbostaat dadurch ihre Härte und ungeschönten Texte einbüßen könnten. Das erste Album unter dem neuen Label enttäuscht aber keineswegs. Das Island Manöver erschien Anfang April und ist durchaus melodiöser, was Jan Windmeiers Stimme noch kraftvoller hervorhebt und eine willkommene Entwicklung ist. Marten Ebsen, Gitarrist und Poet Nummer 1 der Band, sind wieder Texte aus purem Gold gelungen. Sie sind vor allem ehrlich, direkt und gehen über die typischen Spaßtexte des Punk hinaus.

{image}Live haben sich Turbostaat schon einen Namen erspielt. Da ist es nicht verwunderlich, dass das Café Central an diesem Abend vollgepackt war. Bevor die energiegeladenen Flensburger an der Reihe waren, betraten aber Trip Fontaine die Bühne. Musikalisch ist das Quintett aus Dudenhofen schwer zu beschreiben, bedienen sie sich doch fast jedes Genres, das ihnen zur Verfügung steht. Progressive Rock, Indie oder doch ein wenig Hardcore – all diese Schubladen sind zu klein und eng, um dieser Band zu genügen. Sie experimentieren mit jedem Klang, den ihre Instrumente hergeben und die übliche Bandaufstellung ist ihnen zu gewöhnlich. Anstatt zwei Gitarristen spielen sich zwei Drummer gegenseitig an die Wand. Wenn das Publikum dann denkt, es wisse was Trip Fontaine ausmacht, springen sie auf einen anderen Genrewagen und spielen beispielsweise ruhigen, melodiösen Rock, der dann irgendwann in die Improvisationskunst des Jazz auszuarten scheint. Die Jungs waren bereit, die gesamte Aufmerksamkeitsspanne des Publikums für sich zu beanspruchen und dieses nahm die Herausforderung gerne an. Am Ende war es ein paar Grad heißer und Trip Fontaine um einige Fans reicher.

{image}Nach den gelungenen Warmmachübungen der Vorband sprangen Turbostaat ins Scheinwerferlicht und wurden euphorisch empfangen. Sie stellten hauptsächlich neues Material vor. Trotzdem musste das Publikum nicht zweimal nachdenken und sang die meisten Songs mit. Höhepunkt des Abends war zweifelsohne die neue Single Surt und Tyrann, was dann auch die Crowdsurfer nicht mehr auf dem Boden hielt und eine wahre Welle auslöste. Am Ende kamen natürlich auch die Lieblinge der letzten Jahre, die mit zwei Zugaben richtig ausgekostet wurden. Da durfte auch Vormann Leiss und Haubentaucherwelpen nicht fehlen. Marten Ebsen rasierte sich tagsüber den Bart und vermisste daraufhin den ganzen Abend sein "Kinn", was zu einem witzigen Schlagabtausch zwischen Band und Publikum führte. Am Ende waren alle schweißgebadet und glücklich. Turbostaat haben an diesem Abend allen Kritikern zum Trotz bewiesen, dass man sich auch mit Major Deal treu bleiben kann. So muss es sein.

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