Band of Skulls (live im Magnet Berlin, 2010)

Band of Skulls (live im Magnet Berlin, 2010) © Nicole Richwald

Mit "Baby Darling Doll Face Honey" veröffentlichten Band of Skulls aus Southampton Anfang dieses Jahres ihr Debütalbum, auf dem Soundtrack zum Twilight-Film "New Moon" war die Band mit ihrem Titel "Friends" vertreten. Kein schlechter Start für die Newcomer, immerhin haben sich die drei Engländer erst 2008 gegründet. regioactive.de traf Emma Richardson, Russell Marsden und Matthew Hayward in Berlin und sprach mit ihnen über ihr Album, Bluesrock, Liveshows und soziale Communities.

{image}regioactive.de: Wie habt ihr euch kennengelernt?
Russell: Wir sind seit unserer Kindheit Freunde. Wir machten zusammen Musik und trafen uns dann ein paar Jahre später auf der Kunsthochschule wieder. Das war die Initialzündung zur Gründung von Band of Skulls.
Emma: Und Band of Skulls nannten wir uns, weil wir den Namen schon damals für eine Clubnacht in unserer Heimatstadt benutzten, wenn wir dort bei einer monatlichen Party immer vor einem Club namens The Talking Heads standen und reinkommen wollten.

{image}Eure Musik klingt für mich nach Garage- und Folk-Rock. Wie würdet ihr sie in euren eigenen Worten beschreiben?

Russell: Wir sind alle große Fans von Bluesmusik. Deswegen denke ich, dass man uns wahrscheinlich am besten als eine bluesige Rock'n'Roll-Band beschreiben könnte.

Mathew: Aber bei uns fallen eigentlich sehr viele Geschmäcker zusammen. Es würde uns langweilen, wenn wir die ganze Zeit nur in der gleichen Richtung Musik machen würden. Denn du kannst deinen Stil ändern, auch ohne, dass dein Sound dafür anders klingt. Weil man ja dennoch die gleiche Band und den gleichen Sänger hört.

Und welche Einflüsse und Idole habt ihr?

Russell: Uns haben vor allem die ganzen Plattensammlungen unserer Eltern und Familien beeinflusst. Besonders der Blues. Bluesmusik spielten ja sowieso viele große Musiker. Aber uns haben natürlich auch noch verschiedene, andere Richtungen beeinflusst. Zum Beispiel denke ich, dass uns auch die Rock'n'Roll-Musik der siebziger Jahre stark geprägt hat.

{image}Emma: Ich denke, dass uns aber auch Rockabilly, Jazz und Garage-Rock beeinflusst hat. Sowieso ist es so, dass sich, umso mehr Musik man hört oder sie von Freunden in Form von Mixtapes und ähnlichem vorgespielt bekommt, der eigene Musikhorizont ständig vergrößert und man dadurch auch von immer mehr Sounds umgeben ist, die einen beeinflussen. Vor allem durch Mixtapes entdeckt man immer wieder neue Musik für sich.

Mathew: Wobei es heutzutage nicht unbedingt Mixtapes sind, mit denen wir auf neue, interessante Musik stoßen. Vielmehr sind es heute so Free-Streaming-Portale wie last.fm oder youTube, die es einem möglich machen, dass man neue Sachen entdeckt. Wichtig ist für mich aber auf jeden Fall auch, dass man Musik mit Leuten teilt, die man kennt.

Ein paar eurer Songs wie Death By Diamonds And Pearls erinnern mich ein wenig an Stücke von z.B. The White Stripes. Was genau mögt ihr am Bluesrock?

Emma: Ich denke, ich mag an der Musik das Laute und dass man dazu gut rocken kann. Und es ist einfach auch so: Wenn man jung ist und zum ersten Mal eine Rock'n'Roll-Band live gesehen hat, dann ist man einfach erst einmal baff und begeistert.

Mathew: Die Musik ist ein großes Abenteuer und spiegelt das Leben gut wider. Als Kind kannst du dich wahrscheinlich mit der Gitarre und der Musik am Besten ausdrücken und deine Situation am Einfachsten schildern, ohne dafür jahrelang in die Schule gegangen zu sein. Denn dafür musst du einfach nur ein paar Akkorde lernen und dann kannst du dich auch schon der Welt mitteilen und deine Gedanken raussingen. Für uns ist es einfach eine instinktive Sache, mit der wir uns und unsere Gefühle ausdrücken wollen.

{image}Und was war das Konzept für euer Album Baby Darling Doll Face Honey?

Russell: Der Sound eines Albums ist ja oft eine Art Repräsentation und Widerspiegelung der Zeit, in der man sich während des Songwritings und des Aufnahmeprozesses befindet. Das war auch bei uns so. Denn in der Zeit, als wir fast acht oder neun Monate lang Songs geschrieben haben, haben wir für unsere Aufnahmen fast alles eingefangen und aufgesaugt, was wir in dieser Zeit gemacht oder erlebt haben. Wir wollten einfach ein Album schaffen, das man sich von Anfang bis Ende anhören kann und das gut fließt. Jeder soll sich an den Songs erfreuen und dabei entspannen können.

Mathew: Bisher hatten wir ja immer nur Singles oder EPs veröffentlicht. An einem Album zu arbeiten war für uns nun eine viel komplexere Arbeit. Aber eigentlich repräsentiert uns alles als Band. Wir haben uns der Öffentlichkeit damit vorgestellt. Erst mit der EP, dann mit der Single und nun mit dem Album. Alle zeigen verschiedene Dinge auf, die wir mögen und wir sind schon jetzt ziemlich verrückt danach, einen weiteren Schritt zu gehen und als nächstes das zweite Album aufzunehmen.

Wisst ihr schon, wann ihr euer zweites Album aufnehmt?

Russell: Wir hatten dafür bisher leider noch nicht wirklich Zeit, weil wir gerade sehr viel auf Tour sind, aber wir versuchen möglichst bald etwas Zeit zu finden, um uns hinzusetzen und an dem Album zu arbeiten.

Welches sind auf dem aktuellen Album euere Lieblingssong und warum?

{image}Emma: Wenn man die Songs live spielt, dann wechseln bei uns die Lieblingssongs ständig. Aber ich denke, im Moment ist es bei mir Blood. Es macht Riesenspaß, diese Riffs zu spielen.

Mathew: Ich denke, mein Lieblingssong ist Bomb. Aber jeder Song ist live eigentlich immer wieder eine Herausforderung.

Russell: Und mein Favorit ist Honest. Weil es der einzige Song ist, bei dem wir uns hinsetzen können. Er ist sehr entspannt und wir spielten diesen erstmalig auf einer Show in Los Angeles.

Kommen wir nun zum Twilight-Film "New Moon". Da seid ihr mit Friends auf dem Soundtrack vertreten. Was war das für ein Gefühl?

Emma: Wir haben es zuerst in einer Zeitung in Amerika gelesen, dass wir für den Soundtrack ausgewählt werden würden. Aber wir hatten davon eigentlich noch keine Ahnung. Und so mussten wir erst einmal sechs Wochen lügen und vortäuschen, dass wir es nicht wirklich wissen, ob das wirklich wahr ist. Aber dann haben sie zum Glück unsere Musik mit den vielen anderen Bands wirklich auf den Soundtrack gebracht. Das war natürlich ein schönes Gefühl, in dem Film erwähnt zu werden.

Wie wichtig sind social networks und communites im Netz für euren Erfolg?

Emma: Ich denke, sie sind für uns sehr wichtig, da man mit diesen Plattformen die Leute erreicht und mit ihnen in Kontakt treten kann. Du reist als Musiker ja viel durch die Welt, spielst viele Konzerte und triffst eine Vielzahl unterschiedlicher Menschen. Es ist schön, wenn man mit ihnen dadurch in Kontakt bleiben kann oder sie einen nach bestimmten Sachen fragen. Es zeigt, dass sie sich mit deiner Musik verbunden fühlen.

Russell: Wir mögen vor allem Twitter. Wenn du eine wirklich gute Zeit hast und es dir gut geht, dann kannst du es dort immer ganz schnell posten. Ob du den Gig nun gut oder schlecht fandest, wie du dich in Berlin fühlst oder sonstiges.

{image}Wie wichtig sind Liveshows für euch und wie können Liveshows den Sound von einzelnen Songs beeinflussen?

Russell: Es ist natürlich klar, dass, wenn wir die Songs jeden Abend immer und immer wieder spielen, damit auch den Song immer wieder verändern. Das hat eben damit zu tun, dass jede Show anders ist. Es gibt bei uns keine gleiche Show, sondern wir versuchen, jeden Auftritt und Song jeden Abend anders zu gestalten. Manchmal klingt das dann großartig, manchmal aber auch einfach nur furchtbar. Das ist das Risiko! Wichtig ist uns, dass wir die Songs für das Publikum interessant machen.

Mathew: Und auch wenn eine Band versucht, einen Song jeden Abend gleich zu spielen, dann gibt es trotzdem Momente, die im Vergleich zur vorigen Show anders sind. Und genau das macht Livemusik ja auch so aufregend. Situationen, die man nicht vorausahnen kann. Vielmehr hängt dies eher von der Atmosphäre des jeweiligen Konzerts ab. Das mögen wir!

Was war das schönste bzw. das schlimmste Erlebnis auf eurer bisherigen Tour?

Emma: Wir haben letztes Jahr sehr viel in Amerika und in Großbritannien gespielt. Wir haben zum Beispiel auf einem Festival in Chicago gespielt, wo wir als erstes dran waren. Wir dachten schon, dass uns deshalb keiner zusehen würde, doch dann besuchten uns dort fast 2000 Menschen. Es war ein wunderbares Gefühl, als wir die Bühne betraten und das Meer von Zuschauern vor uns bestaunen durften. Und es war von den Temperaturen her wahrscheinlich auch das heißeste Festival, auf dem wir bis jetzt gespielt haben.

Mögt ihr es mehr auf Festivals oder in kleinen Clubs zu spielen?

Emma: Wir mögen beides! Ich meine, es ist fast das gleiche Gefühl. In kleinen Clubs ist man natürlich näher am Zuschauer dran, das ganze Geschehen erlebt man intensiver und atmosphärischer und im Club ist es wärmer, aber wir mögen dennoch beides.

Was sind eure Pläne für die Zukunft?

Emma: Erst einmal wollen wir natürlich unser Album so oft wie möglich live spielen, dafür touren und dann natürlich unser nächstes Album planen. Und dann wollen wir definitiv auch bald wieder nach Berlin zurückkommen.

Dann danke für das Interview!

Band of Skulls Webseite

Kommende Tourdates

Alles zum Thema:

band of skulls