David Guetta (Pressebild, 2016)

David Guetta (Pressebild, 2016) © Four Artists

Das artet ja fast in Anstrengung aus hier! Das Wetter zieht für die letzten Sziget-Tage noch einmal richtig an, und Budapest zeigt sich von seiner heißen und sonnigen Seite. Musikalisch ist weiterhin für jeden etwas dabei, aber besonders an einem scheiden sich die Geister der Besucher: Goldlöckchen David Guetta.

Ist er das jetzt schon oder hat er nen Anheizer? Etwa 10 Minuten zu früh wummern am Sonntag Abend von der Hauptbühne her plötzlich schrabbelige Bässe und ein Mann betritt die Bühne, der verwirrende Ähnlichkeit mit Graham Chapman in "Das Leben des Brian" hat, allerdings mit Taft-fixierter Fönwelle. Nein, das muss er sein! David Guetta hat später am Abend anscheinend noch was vor. Man kann ja von seinen Songs halten, was man will.

Pyrotechnisch brennt der Franzose den gesamten Silvesterbestand von Aldi Süd und Aldi Nord zusammen ab. Aber ganz ehrlich: Alle 5 Minuten einen Knopf drücken und hampeln macht einfach noch keinen Live-Auftritt. Übrigens, wer den Vergleich zu einem guten, handgemachten DJ-Set braucht, der muss sich einfach nur am Montagnachmittag den Auftritt von Tourist ansehen. Weniger Feuerwerksbatterie Venezia, dafür mehr zum Anhören. Aber trotzdem David, Ehre wem Ehre gebührt, die Menge haste im Griff. 

Vom Over- zum Understatement

Bleiben wir doch direkt bei den Headlinern des Sziget Festivals 2016: Im Gegensatz zu Guettas Selbstbeweihräucherungsorgie fährt die australische Sängerin SIA die gegenteilige Schiene. Sie ist ja dafür bekannt, sich selten in der Öffentlichkeit zu zeigen, und auch bei Auftritten eher im Hintergrund zu bleiben. Den vordersten Platz auf der Bühne überlässt sie lieber den Tänzern und ihren Songs. Wie sich das mit einer Festival-Headlinershow verträgt? Grandios. Sie selbst steht in der hinteren Ecke der Bühne auf einem Podest, der Pony der schwarz-weißen Perücke ist so lang, dass er fast ihr gesamtes Gesicht verdeckt und sie bewegt während des einstündigen Sets nicht viel mehr als ihre Lippen.

Unterstützt wird sie von einer Gruppe grandioser Tänzer, die zu jedem Song fast ein kleines Theaterstück auf die Bühne zaubern, über die Leinwände geht das Ganze fast als Musikvideo durch. Der absolute Star der Aufführung ist die gerade einma 13-jährige Maddie Ziegler, die durch ihre Tanzperformances in SIAs Videos zu Chandelier und Elastic Heart weltberühmt geworden ist.   

Hat er das gerade wirklich getan? 

Und noch einer sorgt am Montagabend für kurze Herz-Aussetzer beim Publikum. Noel Gallagher ist eigentlich drauf wie immer. Ziemlich mies, aber das gehört ja zu seiner Marke. Er macht sich über den Mittelsteg der Bühne lustig ("Mal ehrlich, wer zur Hölle benutzt so nen Scheiß?") und motzt einen Fan in der ersten Reihe an, der es nach 6 anstrengenden Festivaltagen wagt, während seines Sets zu gähnen: "Really? Fuck you, just go and eat a fucking burger". Alles wie immer also.

Dann muss ihm allerdings der Heiland persönlich im Sonnenuntergang über Budapest erschienen sein, denn es geschieht das Unmögliche. Es erklingen die ersten Akkorde von "Wonderwall". Wir kennen ja unseren Noel, denken sich da noch die meisten: Das kann nur ein Scherz sein. Aber spätestens bei der ersten Strophe glauben dann doch alle das Wunder. Gepriesen sei der Herr. Wir erholen uns jetzt kurz von diesem Schockmoment und starten dann frisch in den allerletzten Tag des Sziget Festivals 2016. Möge David Guetta mit uns sein. Der braucht nach der Anstrenung jetzt übrigens erst mal eine Pause: 

 

Am I dreaming!?

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