Bilder wie im Vorjahr wird es beim Stuttgart Festival nicht geben. Die Ausgabe 2016 ist abgesagt.

Bilder wie im Vorjahr wird es beim Stuttgart Festival nicht geben. Die Ausgabe 2016 ist abgesagt. © Fotonoid

Im Jahre 2015 feierte das Stuttgart Festival Premiere, ein Jahr darauf sagen die Veranstalter das Festival kurzfristig ab, weil die Betreibergesellschaft Insolvenz anmeldete. Ob es 2017 eine Wiederauflage des Open Airs geben wird, ist fraglich.

Anfang Juni war die Welt noch in Ordnung bei den Veranstaltern des Stuttgart Festivals: Mit feurigem Elan verkündete man da das vollständige Line-up des bevorstehenden Open Airs 2016 auf dem Messegelände Stuttgart.

So kündigten sie beispielsweise Bilderbuch, Django Django, Crystal Fighters und viele weitere Acts an, die das Herz jedes Indie-, Alternative- oder Electronic-Fans höher schlagen lassen.

Es kam wie ein Blitz

Ende Juni folgte jedoch die Schreckensmeldung: Das Stuttgart Festival 2016 findet nicht statt. Am 22. Juni kündigten die Verantwortlichen um Geschäftsführer Tobias Reisenhofer die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens an. Kurz darauf folgte die Nachricht, dass bereits gekaufte Tickets aufgrund des Insvolvenzverfahrens nicht zurückerstattet werden können. Momentan arbeiten die Veranstalter daran, das Festival 2017 mit einer neuen Gesellschaft wiederaufleben zu lassen. Die bereits gekauften Tickets für das abgesagte Open Air 2016 sollen ihre Gültigkeit behalten. Ob die Ticketkäufer des Jahres 2016 aber jemals einen signifikanten Teil des Eintrittspreises zurückerhalten werden, ist fraglich.

Grund für die Misere seien laut Veranstalter die im Vergleich zum Vorjahr "schleppenden" Ticketverkäufe: Nur etwa die Hälfte der Vorverkaufstickets von 2015 wurden für das Festival 2016 verkauft. Vermutlich spielen mehrere Faktoren eine Rolle für den Einbruch.

David gegen Goliath

Aufgrund eines Unwetters mussten der Auftritt der Freitagsheadliner Crystal Fighters bei der Premiere des Festivals abgesagt werden. Am Folgetag würde das Gelände aus Sicherheitsgründen erst ab 16 Uhr für die Besucher geöffnet. Wurden die Ticketkäufer dadurch abgeschreckt? Bestand Angst vor einem Komplettabruch des Open Airs 2016, wie es aus wettertechnischen Gründen bei Rock Am Ring oder beim Southside der Fall war?

Dass ausgerechnet die Erstausgabe des Stuttgart Festivals durch ein Unwetter gestört wurde, erzeugt besonders große Unsicherheit bei den Besuchern. Etablierte Festivals wie Rock Am Ring oder Southside können auf eine Fanbase bauen, die auch nach Negativerlebnissen den Festivals treu bleibt. Außerdem sind dort völlig andere finanzielle Spielräume vorhanden. Das alles war beim Stuttgart Festival nicht gegeben, finanzielle Rücklagen sind offensichtlich nicht vorhanden.

Preis vs. Nutzen

Was zusätzlich einen Ausschlag gegeben haben könnte, ist der vergleichsweise hohe Ticketpreis. 75 € für ein zweitägiges, noch nicht etabliertes Festival sind gerade für junge Menschen kein Schnäppchen. Gerade dann schauen die Interessenten doppelt auf das Line-up und wägen ab. Dass ein wirklich großer Name im Programm fehlt, mag zum schleppenden Ticketverkauf beigetragen haben.

In jedem Fall sind die Leidtragenden der Festivalabsage diejenigen, die bereits ein Ticket gekauft haben. Ob sie mit ihrem Ticket ein eventuell stattfindendes Stuttgart Festival 2017 besuchen können, ist augenblicklich völlig unklar. Gerade diesen Punkt bringt eine Facebook-Userin in einem Kommentar auf der Facebook-Seite des Stuttgart Festivals zur Sprache. Sie bemängelt, "auf 70€ sitzen geblieben zu sein und ganz vielleicht dann doch irgendwie die Chance zu haben, nächstes Jahr ganz vielleicht auf ein ähnliches Festival zu kommen."

Die Zukunft steht in den Sternen

Wie es mit dem Stuttgart Festival weitergehen soll, weiß augenblicklich niemand. Unklar ist auch, mit welchem Konzept das Open Air 2017 wieder an den Start geht, falls die Verhandlungen positiv verlaufen. Im Gespräch ist, eine Crowdfundig-Kampagne zu starten, um die nächste Ausgabe zu finanzieren. Diese Option schließen die Veranstalter auf der Facebook-Seite jedenfalls nicht aus.

Dass Bilderbuch, die beim Festival auf der Messe Stuttgart auftreten sollten, ein Ersatzkonzert am 29. Juli im Wizemann für nur 9€ Eintrittspreis angekündigt haben, dürfte nur die wenigsten Festivalgänger trösten.

...doch wir sind uns treu

Man muss realistisch sein: Die Rahmenbedingungen für eine Wiederauflage des Stuttgart Festivals sind alles andere als optimal. Ein Facebook-User bringt es auf den Punkt: "[Ich] bin sehr gespannt, wer sich 2017 noch trauen würde, 75 € zu investieren, ohne sicher sein zu können, jemals einen Gegenwert dafür zu erhalten." 

Die Veranstalter müssen sich erneut eine Vertrauensbasis aufbauen und viel Überzeugungsarbeit bei den Festivalgängern leisten, um das endgültige Aus des Stuttgart Festivals abzuwenden. Eine Crowdfunding-Kampagne könnte in der Tat eine Möglichkeit sein, um herauszufinden, ob der Zuspruch der Musikfans in Stuttgart und Umgebung ausreicht, das Festival 2017 wieder stattfinden zu lassen.

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