© Dominik H. Rossbach
Was den Berlinern ihr Kreuzberg und den Hamburgern ihr St. Pauli, das ist den Mannheimern ihr Jungbusch. Ja ja, von Kiez spricht man immer schnell, und der Jungbusch hat jahrelang erfolglos versucht, das Herz der Mannheimer zu erobern. Doch es ist wie überall: Zuerst kommen die coolen Kids, und dann kommen sie alle.
#UnserJungbusch
In den vergangenen zehn Jahren hat sich der Jungbusch vom Problembezirk zum hippen Künstler- und Szeneviertel gemausert. Probleme gibt es zwar immer noch genug, doch die schrecken die immer größer werdende Schar an Jungbusch-Jüngern nicht ab. Wir widmen Mannheims In-Viertel nun eine komplette Artikel-Serie und stürzen uns für euch ins zwielichtige Jungbusch-Getümmel. Kneipen, Bars, Spelunken, Restaurants, was geht in Mannheims Szenestadtteil?
Getreu dem Motto "Mittendrin statt nur dabei" listen wir euch nicht nur langweilige Zahlen und Fakten auf, sondern testen jede Location auf Herz und Nieren. Welche Bar ist der absolute Hotspot, wo lässt man am besten den Abend ausklingen und wo verdammt bekommt man nachts um 3 noch was zu futtern her?
1. Station: Hagestolz-Bar
Seit zwei Jahren ist das Hagestolz unter den Kneipen im Jungbusch nicht mehr wegzudenken. Das durchmischte Publikum, die einzigartige Atmosphäre, die stimmige Einrichtung und vor allem die unglaublich guten Drinks machen die Bar zu einem beliebten Anlaufpunkt für jede legendäre Jungbuschtour. Wir haben uns nicht nur auf ein paar Drinks ins Hagestolz verirrt, sondern die drei Gründer Abian, Paul und Phil auch gleich noch nach ihrem Erfolgsrezept gefragt.
Unter den Mannheimer Feierwütigen gilt die Bar als das "Hipster-Mekka“ schlechthin. Wir lösen uns jetzt allerdings direkt einmal von sämtlichen nervigen Klischees, denn die haben im Jungbusch schonmal gar nichts verloren. Zwei Dinge fallen direkt ins Auge, wenn man das Hagestolz betritt: Es ist sehr gemütlich, aber auch sehr voll – auch an einem Donnerstagabend. Wer schon länger in Mannheim wohnt, weiß natürlich, dass der Donnerstag (vor allem bei Studenten) schon lange den Freitag als Zeitpunkt zum "Woche-ausklingen-lassen“ abgelöst hat, doch der Andrang an diesem Abend ist noch gar nichts im Vergleich zu dem, was am Wochenende in der Bar los ist.
"Montag ist der neue Samstag"
"Viele sind enttäuscht oder beleidigt, weil sie Samstags gar nicht erst in die Bar hineinkommen.“, erzählt uns Abian. "Aber da darf man uns nicht böse sein: Wir können uns am Wochenende vor Andrang kaum retten. Da heißt es entweder sehr früh da sein, oder an einem ruhigeren Tag kommen. Wir sagen eh: Montag ist der neue Samstag. Dann bekommt ihr sogar noch einen Sitzplatz!“
Wer es geschafft hat, sich einen Platz auf einem der gemütlichen Vintage-Sofas zu ergattern, steht hier halt ungern wieder auf.
Aber warum kommen die Leute in Scharen ins Hagestolz, und wie sieht der typische Gast aus? Darauf gibt es keine eindeutige Antwort, eins sei jedoch gesagt: Einen Jutebeutel hatte an diesem Abend keiner dabei. "Bei uns mischt sich alles: Alt und jung, Künstler, Bürohengste und Studenten. Den typischen Hagestolz-Gänger gibt es nicht.“
Teil 1 Teil 2
Teil 1 Teil 2
Kräutergarten + Schnapsbar = Geschmacksexplosion
Ein Grund, weshalb sich im Hagestolz alle treffen, sind (neben der kultigen Heißluftballontapete) die bombastischen Cocktails. Hier bekommt ihr keine klebrige Saftplörre à la Sex on the Beach, sondern kreative, überraschende und oft auch skurrile Kreationen. Jeden Monat wechselt das Angebot auf der Special-Karte, vorher gibt es immer erst einmal eine interne Probierrunde der neusten Kreationen. Bei so ungewöhnlichen Mixturen wie "Beetroot Sour“ oder "Tomato Joe“ fragt man sich: Geht da nicht auch mal was in die Hose?
Phil: "Einige Sachen konnte man tatsächlich nicht trinken. Ich habe mich mal an bacon-infused Whisky probiert oder auch mal versucht, eine ganze Flasche Brottrunk in einem Cocktail unterzubringen. Beides keine so gute Idee.“ Was dann allerdings das Tasting übersteht und auf der Karte landet, schmeckt phänomenal! Aber nicht nur Cocktailtrinker kommen auf ihre Kosten: Die üppige und exklusive Bierauswahl ist ebenfalls nicht von schlechten Eltern.
Erst der Hype, dann die Hommage
Das besondere Flair der Hagestolz-Bar ist mittlerweile bereits über die Grenzen Mannheims hinaus bekannt: Ein Exil-Mannheimer in Berlin hat in der Hauptstadt kurzerhand eine "Jungbusch-Bar“ eröffnet, um das Feeling des Stadtteils auch dort zu etablieren. Hier trifft man nicht nur auf unzählige Mannheimer fern der Heimatstadt, sondern kommt sogar in den Genuss eines echten Hagestolz-Cocktails: Die drei Jungs haben sich nämlich vor Ort von der Authentizität des Jungbusch-Feelings überzeugt und kurzerhand deinen Drink für die Jungbusch-Bar Berlin kreiert.
Auch einen berühmten Fan kann das Hagestolz bereits aufweisen: Rapper Casper wohnte während der Aufnahmen für sein Album "Hinterland“ eine Zeit lang in Mannheim und hat sich anscheinend pudelwohl gefühlt. In Interviews erwähnt er die Bar auch heute noch des Öfteren. Paul erklärt uns: "Wir sind jetzt nicht die engsten Freunde, aber Ben saß schon das ein oder andere Mal hier am Tresen. Sein Album 'XOXO' habe ich persönlich rauf und runter gehört, als wir die Bar hier gerade renoviert haben.“
Auf die nächsten Jahre
Deshalb ist es auch nicht verwunderlich, dass ein Zitat von genau diesem Album auch die Jubiläums-Cocktailkarte zum zweijährigen Geburtstag der Hagestolz-Bar im Herbst 2014 zierte: "Lasst die Gläser knallen, wir sind die letzte Gang der Stadt“
Hagestolz-Facts:
Wo? Jungbuschstraße 26
Öffnungszeiten: Montag bis Donnerstag: 20:00-02:00 Uhr, Freitag und Samstag 20:00 bis 04:00 Uhr
Rauchen? Ja
Spezialtipp: Neben den wechselnden Cocktail-Highlights gehen zwei Sachen immer: Gin-Tonic (grandiose Gin-Auswahl) und Tegernseer-Bier (weil lecker).
Teil 1 Teil 2
