Die unsichtbaren Sammlungen

Die unsichtbaren Sammlungen

Sonntag, 28. April 2024, 11:00 Uhr bis , 17:00 Uhr
Wasserschloss Klaffenbach
Wasserschloßweg 6, 09123 Chemnitz

Taschen, Fächer, Accessoires + Keramik
9. März bis 23. Juni 2024
Vernissage: 9.3.2024, 16 Uhr

1925 erscheint unter dem Titel Die Unsichtbare Sammlung eine Novelle von Stefan Zweig. Diese erzählt von einem Kunsthändler, der einen langjährigen Sammler besucht, um sich dessen Werke zeigen zu lassen. Die Geschichte spielt in der Zeit der Inflation, wo Werte in rasanter Geschwindigkeit von einem Tag auf den anderen schwinden. Der erblindete Sammler, dessen Werke insgeheim von der Familie für deren Überleben zu Geld gemacht wurden, beschreibt dem Kunsthändler mit der Kraft der Erinnerung und Imagination die Werke dem Betrachter so anschaulich, dass es scheint, sie wären noch vorhanden.
Die Kraft von Imagination und Erinnerung spielt wie in Zweigs Geschichte auch in der Ausstellung wie dem dazugehörigen Begleitprogramm eine wichtige Rolle. Diese stellen Fragen nach dem individuellem als auch dem kulturellen Wert der Objekte, nach der Rolle des Sammelns wie der Rolle von privaten Sammlerinnen beim Erhalt von Kulturgut und dem damit verknüpftem Wissen, welches zu schwinden droht. Und sie zeigt interessante Aspekte von regionalen Familien-, Sozial- wie auch Industriegeschichten auf.
Eine Vielzahl der Sammlungsstücke entstammt dem 19. und frühen 20. Jahrhundert. Diese Zeit steht für einen substanziellen Umbruch der Gesellschaft durch Industrielle Revolution, Ersten Weltkrieg, Weimarer Republik, Inflation und Goldene Zwanziger Jahre. In Kunst und Architektur zeigt sich das durch neue Formen, neuartige Materialien und Technologien sowie Techniken der Herstellung. Nahezu gleichzeitig entwickeln sich unterschiedliche Stile, wie Art Noveau, Impressionismus, Expressionismus, Kubismus, Konstruktivismus, Art Déco. Und diese wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und ästhetischen Veränderungen des 20. Jahrhunderts ergriffen auch weite Teile der Bevölkerung. Der Wohlstand, der bis dato Kirche oder gehobenen Schichten vorbehalten war, gelangte in breiterem Maße in die einfachen Häuser, zeigte sich in zeitgenössischer Mode, Möbeln und Einrichtungsgegenständen des wachsenden Mittelstands. Technologische wie künstlerische Innovationen verbanden sich in ästhetisch reizvollen modischen wie häuslichen Accessoires.
Die Ausstellung zeigt moderne Accessoires aus vier Privatsammlungen in Chemnitz und der Region, darunter aus Glasperlen und Metall gefertigte Handtaschen, Schmuck, Fächer, Tabakdosen, Keramik-Vasen und Geschirr mit modernen Dekoren. Die Sammler:innen begannen als Autodidakten, zunächst ohne Vorkenntnisse, dafür mit Leidenschaft, Neugier und Wissensdrang, erstanden ohne große finanzielle Mittel Objekte, und kamen damit einem Wunsch nach, das jeweils Besondere durch diese Zeitdokumente zu erhalten und zu vermitteln. Erstmalig wird eine Auswahl dieser Sammlungsobjekte der Chemnitzer Öffentlichkeit präsentiert und durch Interviews sowie Illustrationen auch die Menschen hinter den Sammlungen und deren Praktiken vorgestellt.
Diese Ausstellung ist die dritte in der Reihe „Collection – The Unseen“ im Wasserschloß. Die Reihe bietet Privatsammlungen eine Ausstellungsplattform und zeigt eindrucksvoll, welches umfangreiche Fachwissen sich die Sammler:innen meist autodidaktisch und über Jahrzehnte hinweg angeeignet haben.
Wir danken allen Beteiligten herzlich für die Zusammenarbeit:
- Sammlung Nadja Bernhardt
- Sammlung Bettina Levin
- Sammlung Berger
- Privatsammlung, Chemnitz
Kuratorin: Jeannette Brabenetz

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