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Stormzy (live in Mainz, 2020) © Idriss Orfeo

Die Halle 45 in Mainz ist perfekt für Stormzy, der seine Fans von Anfang voll im Griff hat. Er bedient sämtliche Spielarten des Grime, feuert die härtesten Rhymes auf die elektronischen Beats, kann er aber auch mit sanfteren Tönen begeistern.

Der Künstler, der in der Halle 45 in Mainz auf der Bühne steht, hat eine Mission. Das zeigt sich schon mit dem ersten Song "Big Michael". Stormzy zelebriert ihn als Statement der Stärke. Die Rhymes setzt er über den energetischen Puls aus Licht und knallharten Beats und demonstriert mit Songzeilen wie "I'm skilled", "I'm real" und "I build from the ground up" seine Entschlossenheit.

Für sein zweites Album "Heavy Is The Head" wird Stormzy zurecht für seine starken Statements gefeiert. Im Zentrum des Konzerts steht für Stormzy immer sein Publikum, seine "Energy Crew". Er bedankt sich dafür, dass sie sich die Zeit genommen haben, um da zu sein und mit ihm zu feiern. Mit "Audacity" geht es wieder voll ab, die Körper im Saal vibrieren durch die treibenden Bässe.

Spielarten des Grime

Die Wurzeln des Grime sind die eher düsteren Melodien. Der perfekte Song dafür ist "Cold". Die dunkle, hypnotische Melodie, getragen durch ihr visuell beeindruckendes Wechselspiel aus Licht und Dunkelheit mit Stormzy im Spotlight, entfacht eine faszinierende Energie und Kraft.

Aber auch die bekannten Elemente aus Reggae, Dancehall und Dubstep zeigen sich wie bei "Cigarettes & Cush". Die Töne werden sanfter, die Körper wippen und die Finger schnippen auf die Melodie mit dem Saxophon-Solo im Hintergrund, eingespielt vom DJ als einzigem musikalischen Begleiter. 

Radio-Hits

Neben dem harten Power-Rap schlägt Stormzy auch sanftere Töne an. Das weiche, melodische "Do Better" ist sehr radiotauglich, fast schon etwas zu sehr Mainstream im Vergleich zu seinen sonst so energetischen Rhymes. Besser ausgewogen ist "Crown", ein absolutes Highlight des Abends. Das Publikum singt mit Stormzy, der mit seinem Wechsel aus Rap und weichem Gesang auch emotional beeindruckt.

Stormy spielt ein sehr abwechslungsreiches Konzert mit Gute Laune-Songs wie "Own It", den er mit Ed Sheeran und Burna Boy produziert hat oder dem ruhig gesungenen "Still Disappointed". Das besitzt fast die Wirkung einer Drama-Ballade, würde Stormzy nicht mittendrin plötzlich anfangen zu lachen. Das hat den gewünschten Effekt etwas ruiniert – aber nur etwas und sehr charmant. 

Starke Momente

Schon bei den Brit Awards ein Kracher wird auch in Mainz die Hymne "Rainfall" frenetisch abgefeiert. Die Besonderheit des Songs, den Stormzy mit Tiana Major9 produziert hat, ist das Sample in der Songmitte. Vor allem die etwas älteren Fans hören sofort die Klänge des legendären Hits "Shakles (Praise You)" von Mary Mary aus dem Jahr 2000.

Nicht hypnotisch, sondern fast choral wie der Gang in eine Kirche wirkt "Blinded By Your Grace, Pt. 2". Der zelebrierte Pop-Soul gleicht einer Mischung aus Gospel und Kanzelpredigt und erzeugt für einen kurzen Moment eine ganz besondere Atmosphäre.

Party-Bombe

Das große Finale zelebriert Stormzy dann mit nacktem Oberkörper. Er gibt Vollgas, lässt das Publikum jetzt bei jedem Song tanzen und springen. Die heiße Dance-Nummer "Know Me From" ist ein Feuerwerk an Energie, "Shut Up" dagegen ein flötender Sound, über den Stormzy mit peitschender Kraft seine Rhymes  legt.

Stormzy gibt alles, läuft quer über die Bühne und legt alle Energie in "Big For Your Boots", um das hochenergetische Konzert mit dem Partypowersong "Vossi Bop" zum Höhepunkt zu treiben. Er feuert die Rhymes, das Publikum antwortet mit voller Energie zurück. Zum Abschluss herrscht eine Megastimmung -– das perfekte Ende eines wilden Konzertabends.

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