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Jonas Brothers (live in Köln 2020) © Dominic Pencz

Die Jonas Brothers sind nach ihrem erfolgreichen Comeback keine Teenie-Stars mehr. In der Kölner Lanxess Arena zeigen sie sich als hervorragende Showmen, die bei ihren Fans für unglaubliche Stimmung sorgen.

Über zehn Jahre ist es her, dass sich die Jonas Brothers auf einer deutschen Konzertbühne standen. Damals spielten sie noch als Teenie-Idole mit Bubblegum-Pop und unter der Fuchtel von Disney im Palladium in Köln.

Nun sind sie nach ihrer riesigen Comeback-Single "Sucker" im letzten Jahr und der von allen Seiten gelobten Platte "Happiness Beginns" zurück in Deutschland. Bei ihrem zweiten Deutschlandkonzert war  die fast ausverkaufte Lanxess Arena in Köln an der Reihe.

Aufwändig inszeniert

Die Kulisse ist beeindruckend: In der Lanxess Arena steht eine große Bühne, bestehend aus zwei Halbkreisen, die mit einem Mittelsteg verbunden sind, die zu beiden Seiten jeweils Erhöhungen in Richtung Tribüne haben.

Am anderen Ende des Innenraums steht eine kleine B-Stage, die zur Fuß durch einen Weg auf Augenhöhe mitten durchs Publikum erreichbar ist. Doch bevor die drei Superstars auf die Bühne kommen, gibt es für die Fans zwei Vorgruppen.

Wäre doch sinnvoll gewesen

Los geht der Abend mit Jordan McGraw. Da der Musiker es versäumt, sich mit ein paar Worten vorzustellen, muss das Publikum selbst herausfinden, mit wem es zu tun hat. McGraw schafft es gelegentlich seine Präsenz dem Publikum zu zeigen, sodass dieses auch mitgeht.

Würde er sich auf seine Stärken konzentrieren und weniger mit seinen Bandkollegen abklatschen und seine Muskeln zeigen, wäre dies auch ein runder Auftritt. Die Songs die er präsentiert sind an sich ganz nett – poppige Nummern zum Mitklatschen und manchmal Mithüpfen.

Erst zäh, dann spannend

Fragwürdig ist aber, dass jedes Lied mit einem viel zu langem Intro gestreckt wird – manchmal eine simple Keyboardfläche, manchmal ein seltsames Panflötenplayback. Zum Ende wird noch ein "Don't Look Back In Anger"-Cover ausgepackt, bei dem McGraw höchstpersönlich in die Gitarrensaiten greift – das hätte es nicht unbedingt gebraucht.

Wenigstens entlässt das letzte Lied "We Should Still Be Friends" einen bleibenden Eindruck, bei dem der Frontmann die beste Entscheidung seines Auftritts trifft: er verlässt am Ende die Bühne, herzt die Zuschauer in der ersten Reihe und überlässt seinen Bandkollegen die Scheinwerfer. Die haben nämlich die ganze Zeit einen hervorragenden Job gemacht und eine gute Show abgeliefert.

Export aus Irland

Die nächste Band ist da schon etwas spannender. Picture This sind eine Alternative Pop-Band aus Irland und in ihrer Heimat schon richtige Stars, die Arenen ausverkaufen. Nun soll es also auch auf dem Kontinent mit dem großen Erfolg klappen.

Damit das gelingt, legen der charismatische Frontmann Ryan Hennessy und seine fünf Mitstreiter eine angenehm kurzweilige Show hin, die beim Publikum deutlich mehr Beachtung findet als Jordan McGraw. Die hymnischen Songs mit großen Refrains ähneln sich zwar mit der Zeit ein wenig, wenn es aber darum geht, die Wartezeit auf den Hauptact zu verkürzen und dabei noch eine paar hunderte neue Fans dazu zu gewinnen, ist die Mission geglückt. 

Pure Bühnenpräsenz

Dann kommen die drei Superstars aber mit einem Knalleffekt auf die Bühne: Mit dem Song "Rollercoaster" und seiner für Album und Tour programmatischen Zeile "Happiness Beginns" schweben Joe, Nick und Kevin Jonas vom Dach der Bühne auf einem Podest herunter.

In drei verschiedenen Outfits strotzen die Brüder von der ersten Sekunde an nur vor Bühnenpräsenz. Nach zwei Leuchtraketen, die von der Mitte der Bühne zur Decke schießen, endet der erste Song und die Jonas Brothers sonnen sich im Geschrei der Fans. Und dann geht es richtig los.

Als das markante Riff von "S.O.S." ertönt gibt es endgültig kein Halten mehr. Gefühlt jeder Anwesende schreit den Refrain des ganz alten Hits so laut es geht mit. Früher oft als großes Finale eingesetzt, ist dieser Song so früh im Set perfekt platziert.

Grandiose Stimmung

Die Energie des Publikums schwappt sofort über und Joe, Nick und Kevin teilen die Bühne unter sich auf. Sie laufen von links nach rechts, von vorne nach hinten und vergessen dabei nie sowohl die Tribüne als auch den Innenraum an ihrer Spielfreude teilhaben zu lassen.

Direkt danach folgen zwei große Hits vom neuen Album. Zunächst wird es bei "Cool" etwas lässiger, ehe dann fast schon das Highlight des Abends ausgepackt wird: "Only Human".

Die von Max Martin-Zögling Shellback mitgeschriebene Hitsingle ist nicht nur einer der besten Songs, den die Jonas Brothers je rausgebracht haben, sondern vor allem live ein absoluter Knaller. Hier wird so laut mitgesungen, dass man die Band kaum noch versteht – was für eine Atmosphäre.

Highlight jagt Highlight

Die folgenden Songs bieten einen hervorragenden Mix aus neuem Material und alten Hits. Bei "That's Just The Way We Roll", "Strangers", "Fly With Me" oder der aktuellen Single "What A Man Gotta Do" hat man nie das Gefühl, dass bei irgendjemandem Langeweile aufkommen könnte.

Und genau hier liegt eine der Besonderheiten des Abends. Die Jonas Brothers brauchen keine großen Mitmach- und Mitsingspiele. Sie brauchen aber auch keine spektakulären Boyband-Choreografien, um das Publikum zu unterhalten.

Live-Qualitäten

Sie zeigen auf der Bühne das, was sie auf ihrem Comeback-Album schon klar gemacht haben. Sie sind erwachsen geworden und schaffen es mit Qualität zu überzeugen. Die Songs sind gut und die Performance ist unheimlich professionell und es macht viel Spaß, ihnen zuzuschauen. Natürlich vergessen sie nicht, dass ihre alten Songs immer noch populär sind, jedoch sind sie nun mehr als die Disney-Kinderband früherer Tage. 

Zur Mitte des Sets kommt auch endlich der Mittelgang im Innenraum zum Einsatz. Für die Balladen "Used to be" und "Hesitate" laufen die Brüder direkt durch die Fans auf die kleine B-Stage im hinteren Teil der Halle. Eine schöne Geste, vor allem für die Fans, die die ganze Zeit weit hinten stehen. 

Kurz am schwächeln, dann wieder Vollgas

Was dann folgt ist der vielleicht einzige Tiefpunkt des Konzerts. Mit "Gotta Find You" und "Jealous" spielen Nick und Joe zwei Nick Jonas-Solosongs, die zwar ihre Daseinsberechtigung haben, an diesem Abend jedoch nicht zur Geltung kommen.

Das liegt vor allem daran, dass Nick ein paar Probleme mit seiner Stimme zu haben scheint. Immer wieder "verschluckt" er die hohen Noten. Als sie dann jedoch das DNCE-Cover "Cake by the ocean" auspacken, ist die Arena wieder voll da und tanzt bis in den obersten Rang.

Dann schwebt auf einem Podest auf einmal ein schwarzer Flügel auf die Bühne, der für "Comeback" und den Riesenhit "When You Look Me In The Eyes" eingesetzt wird. Anschließend geht es für die Brüder nochmal auf die B-Stage, um ein Medley aus alten Hits zum besten zu geben.

Mit dem Busted-Cover "Year 3000" und einer nach über 80 Minuten immer noch lauthals singenden, tanzenden und überhaupt nicht müden Lanxess Arena geht dann das Hauptset zu Ende.

Feuer, Feuer, Feuer

Die Zugabe beginnt dann mehr als überraschend. Wie einst Michael Jackson werden Joe, Nick und Kevin mit einem großen Satz aus dem Bühnenboden katapultiert und bleiben wie in Stein gemeißelt zwischen meterhohen Feuerfontänen stehen. Der Song dazu: "Burnin' up".

Die Nummer ist nicht nur wegen der wahnsinnigen Feuershow das große Highlight der Show, sondern auch wegen des Hammerrefrains, der einem nicht nur einen schönen Ohrwurm für den Rest des Abends beschert, sondern auch nochmal ordentlich zum bewegen bringt.

Als letzter Song kommt es dann, wie es kommen muss. Die Comeback-Single "Sucker" ist einer der weltweiten Top 3-Hits 2019 gewesen und jeder, wirklich jeder in der Halle kennt jede einzelne Silbe dieses Megahits.

Zwar knallt die Performance gar nicht mal so stark wie viele andere Songs des Abends, es ist aber unverkennbar, dass viele sich nur wegen diesem Lied ein Ticket gekauft haben. Die im restlichen Konzert überraschend geringe Handydichte ist hier dann doch deutlich höher. Dennoch ein würdiger und logischer letzter Song.

Erwachsene Stars

Die Zeiten sind vorbei, in denen die Jonas Brothers als ungenierte Jungspunde mit Keuschheitsringen in Ergänzung zu Miley Cyrus oder Avril Lavigne unterwegs war. Die Jonas Brothers sind nun auch live zu einem der ernstzunehmenden Acts des Popuniversums geworden.

Mit einer hervorragenden Bühnenpräsenz, erwachsenerem Sound und einer überragenden sechsköpfigen Live-Band im Hintergrund sind Joe, Nick und Kevin mittlerweile mehr als drei Teenie-Schwärme. Sie sind waschechte Entertainer.

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