Volbeat (live in Frankfurt, 2019) Fotostrecke starten

Volbeat (live in Frankfurt, 2019) © Peter H. Bauer

Volbeat füllen die Festhalle in Frankfurt mit ihrer unterhaltsamen Mischung aus Rockabilly und Metal bis zum Anschlag. Abgerundet wird der Abend durch zwei Ausnahmebands im Vorprogramm: Danko Jones und Baroness.

Als Einheizer tritt zunächst Danko Jones auf. Dass eine Szene-Ikone wie er eine dreißigminütige Warm Up-Show hinlegt, verdeutlicht den immensen Stellenwert von Volbeat.

"I Gotta Rock" gibt die direkt die Marschrichtung vor. "Fists Up High" als Aufforderung ans Auditorium trifft dort auf Gegenliebe und bei "First Date" beäugen manche Singles ihren Nebenmann oder ihre Nebenfrau etwas genauer.

Wie Heidi Klum auf Koks

Danko beackert den Laufsteg wie Heidi Klum auf Koks. In Anlehnung an einen Spruch von Keith Richards benötigt man für die pure Dröhnung Rock'n'Roll sechs Saiten, drei Akkorde, zwei Finger und ein (ähem) Arschloch. Eine links/rechts-Watschen ist "Gonna Be A Fight Tonight".

"I Think Bad Thoughts" versprüht ein wenig Melancholie, die "Had Enough" und der Gute Laune-Kopfnicker "My Little RNR" abschütteln. Egal ob im Club oder auf der großen Bühne: Das Power Trio gewinnt die Körper und Köpfe der Anwesenden.

Die musikalisch vielseitigste Band des Abends

Bei Baroness handelt es sich auf jeden Fall um die musikalisch vielseitigste Band des Abends. Mit Gina Gleason steigt zudem die einzige Frau im Musikerverbund auf die Bühne – eine Frauenquote wie sie in den Vorständen der Bankenstadt Frankfurt sicherlich keine Seltenheit darstellt.

Mastermind John Baizley hat seine Combo trotz vieler Rückschläge wie einem schweren Unfall mit dem Tourbus und sich daran anschließende zahlreicher Besetzungswechsel wieder auf Kurs gebracht. Das Backdrop ist eine schöne Kombination aus den Farbtönen, nach denen die Band ihre bisherigen Alben benannt hat.

Mehr Töne als Danko Jones

Schon mit dem Intro des Openers "Kerosene" spielt das Quartett mehr verschiedene Töne als Danko Jones während des gesamten Gigs. Der Applaus fällt hingegen verhaltener aus als beim kanadischen Rocker, woran auch die energetische Performance zunächst wenig ändert. Volbeat und Danko Jones sind stilistisch offensichtlich wesentlich kompatibler.

Dabei verlegen sich Baroness bewusst in diesem Kontext auf die schmissigen Tracks aus ihrem Backkatalog wie "March to the Sea". "Borderlines" arbeitet mit coolen Iron Maiden-Versatzstücken und verbindet diese schlüssig mit psychedelischen und progressiven Elementen.

Ein emotionales Stück Musik

"Tourniquet" punktet mit einem Duett-Vocal zwischen Baizley und Gleason. "Can Oscura" als instrumentale Sludge-Walze mündet in den Brecher "Front Toward Enemy". 

"If I Have to Wake Up (Would You Stop the Rain?)" shuffelt sich in Tränenregionen und ist wahrscheinlich das emotionalste Stück Musik, das die meisten anwesenden Festival-Rocker je zu hören bekommen.

Bierbecher auf die Bühne

"Fugue" als weiterem Instrumental-Intermezzo folgt "Shock Me", dass John Baizley in seiner manisch-depressiven Künstlerpersönlichkeit perfekt abbildet.

Bei "Isak" schmeißt irgendein respektloses @$%#!-gesicht einen vollen Bierbecher auf die Bühne. Baizley begrüßt vor diesem Song noch einige weit gereiste Fans persönlich. Versöhnlich gelingt dagegen der Abschluss mit "Take My Bones Away".

Vollspeed mit Volbeat

Dänen mögen zwar nicht lügen, rocken können sie aber in jedem Fall. Die musikalische Laufbahn von Volbeat-Vorsteher Michael Poulsen deckte in der Anfangszeit extreme Metalspielarten ab, bevor er sich dazu entschloss, Hardrock mit Sixties-Einschlag zu verbinden. Das Ganze als Elvis-Metal zu titulieren, trifft den Nagel recht gut auf den Kopf.

Über die Qualität der jüngeren Alben lässt sich trefflich streiten. Das Quartett begeht jedoch nicht den Fehler, den Fokus zu stark auf das neue Material zu legen, sondern legt einfach eine stimmige Best Of-Sause aufs Parket. Der Erfolg ist definitiv mit dem gestiegenen Singalong-Faktor gewachsen.

Geklotzt nicht gekleckert

Bei Showbeginn wird geklotzt nicht gekleckert. Riesige Projektionsflächen schirmen wie ein Vorhang die Bühne ab. Die Unterwelt-Outlaw-Attitüde aus Gangstern und Autoschiebern spricht vielen Weekend-Warriorn aus dem Herzen.

"Born to Raise Hell" von Motörhead sowie der Nick Cave & the Bad Seeds-Song "Red Right Hand" kommen noch vom Band. Nach diesen Intro-Songs gehen Volbeat mit "Leviathan" in den Vollspeed-Modus. Bei "Lola Montez" erscheint die Band in Fullscreen auf der Video-Leinwand. Die Stadion-Atmosphäre ist komplett, der Empfang geglückt.

Der längste Zopf des Abends

Beim Solo zeigt Rob Caggiano, dass er über den Längsten verfügt. Zopf, versteht sich an dieser Stelle. Der Sound ist etwas verwaschen, dafür thront im Mix Poulsens Gesang über allen Instrumenten. Generell hat der sympathische Frontmann seinen Master auf der James Hetfield-Schule für Heavy Metal-Vocals absolviert. Die charismatische Stimme veredelt das mit Augenzwinkern betitelte "Pelvis On Fire".

"Doc Holliday" klingt wie ein One Night Stand aus Metallica und Motörhead. Bei "Sorry Sack Of Bones" hat Poulsen auch das letzte der insgesamt sechs auf der Bühne platzierten Mikros in Beschlag genommen.

Weiterlesen im 2. Teil ›

Teil 1  Teil 2  

Teil 1  Teil 2  

"The Garden’s Tale" ist ein tanzbarer Rocker der zwischen Mid- und Uptempo pendelt und einen folkigen Sing Along-Charakter versprüht. Poulsens Ansage, es gäbe nichts besseres als Johnny Cash zu hören und auf dem Sofa zu fläzen, mündet in eine kurze "Ring Of Fire"-Einlage, um auch dem Letzten begreiflich zu machen, welcher Song Pate für das nachfolgende "Sad Man‘s Tongue" stand. Ein Headbang kompatibler Abschluss-Part löst dann auch den letzten Moshpit vorerst auf.

Bei "Black Rose" taucht auf einmal Danko Jones aus den Untiefen der Bühne und bittet zum Duett. Die possierlichen Comic Einspielungen runden den Smasher ab, bei dem Poulsen alle Bands des Abends feiern lässt. "When We Were Kids" ist eine nette Nostalgie-Hymne vom neusten Album.

Ein Hoch auf die Thrash-Vergangenheit

"Slaytan" und "Dead But Rising" referenzieren Poulsens Death Metal- und Thrash-Vergangenheit, ein Einfluss den viele alteingesessene Fans bei den Songs neueren Datums vermissen. Mit "Fallen" gedenkt die Band Poulsens Vater in Form einer puren AOR-Hymne.

Danach schaltet "Die To Live" einen Gang höher mit einer kleinen Slapstick-Einlage mit Bar-Piano und Saxofon. "Seal The Deal" klärt danach die Verhältnisse, wer heute den Ton anknödelt. Weißer Rauch steigt auf, die Menge tobt.

Ein Refrain auf Dänisch

In "For Evigt" erklingt der Refrain in Dänisch und feiert die guten Seiten des Lebens, von denen es an diesem Abend reichlich gibt. Dann regnet es Konfetti. Ja, ist denn heut schon Weihnachten? Ein Trost für die Reinigungskräfte, die diesen Schlamassel beseitigen müssen.

Gitarrist Rob bekommt noch ein kleines Ständchen zu dessen Geburtstag gesungen. Entsprechend schwebt er auf der im folgenden Stück besungenen "Cloud 9". Country und Rockabilly gefällig? Mit "Lonesome Rider" erklingt die Antwort.

Wie gemacht für die große Hallen

Danach senkt sich "Last Day Under the Sun" über das weite Rund. Die schamlos bei Michael Jacksons "Black Or White" geklaute Strophe leitet über in einen majestätischen Refrain, der wie gemacht scheint für die großen Hallen. Gitarrist Rob Caggiano bekommt nach dem Solo einen anerkennenden Klaps auf den Hintern.

"The Devils Bleeding Crown" nebst diabolischem Intro stampft in den Zugabenblock. Während "Let It Burn" prangt an den Projektionswänden die Wall Of Flames. Das Dusty Springfield Cover "I Only Want to Be With You" zeigt zum wiederholten Male, dass Heavy Metal und die Sixties gut harmonieren. Einfach den Gain-Regler hochgezogen und gib ihm.

Nach "Still Counting" fällt nach zwei Stunden der Vorhang hinter einem Abend voller Spielfreude und Entertainment, der zeigt, dass es um den hartmetallischen Nachwuchs in der Nachfolge von Metallica nicht bange sein muss. Ein letztes Mal Konfetti-Chaos und Luftballons und dann geht es ab in den Frankfurter Herbst.

Setlist Danko Jones

I Gotta Rock/ Fists Up High/ First Date/ Gonna Be A Fight Tonight/ I Think Bad Thoughts/ Had Enough/ My Little RNR

Setlist Baroness

Kerosene/ March to the Sea/ Borderlines/ Tourniquet/ Can Oscura/ Front Toward Enemy/ Throw Me an Anchor/ If I Have to Wake Up (Would You Stop the Rain?)/ Fugue/ Shock Me/ Isak/ Take My Bones Away

Setlist Volbeat

Leviathan / Lola Montez / Pelvis on Fire / Doc Holliday / Sorry Sack of Bones / The Garden's Tale / Sad Man's Tongue / Black Rose / When We Were Kids / Slaytan / Dead but Rising / Fallen / Die to Live / Seal the Deal / For Evigt / Cloud 9 / Lonesome Rider / Last Day Under the Sun // The Devil's Bleeding Crown / Let It Burn / I Only Want to Be With You / Still Counting

‹ Zum 1. Teil

Teil 1  Teil 2  

Alles zum Thema:

volbeat