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David Hasselhoff (live in Frankfurt, 2019) © Kosta Jiannis

Deutschland ist für David Hasselhoff vermutlich seit jeher der größte Markt. Dementsprechend bietet der Hoff seinen deutschen Fans in Frankfurt eine umfangreiche Show, die vor einigen Klischees und Absurditäten nicht zurückschreckt.

Was soll man von einer David Hasselhoff-Show im Jahre 2019 erwarten? Sicherlich rechnet man mit Coverversionen, einem gewissen Unterhaltungswert, der an B-Movies erinnert und eben mit seinen (nicht allzu zahlreichen) eigenen Hits. Die wenigsten Besucher hatten jedoch vermutlich mit dem Maß an Selbstironie gerechnet, mit dem sich der Hoff in Frankfurt zeigt.

Fast pünktlich gehen in der nicht übermäßig gefüllten Jahrhunderthallte die Lichter aus und auf der Leinwand ist eine Art Karriere-Rückschau von Hasselhoff zu sehen. Diese ist, verbunden mit den Klängen des "Knight Rider"-Themes, bereits so übertrieben, dass sich eine gewisse Spinal Tap-Atmosphäre ausbreitet.

Here I Go Again

Als das eigentliche Konzert beginnt, befindet sich Hasselhoff jedoch nicht wie vermutet auf der Bühne, sondern auf einer Art Turmkonstruktion über dem Mischpult. Als Einstieg dient das Whitesnake-Cover "Here I Go Again", was einerseits überraschend ist, auf der anderen Seite aber auch durchaus etwas, das sich in das Gesamtbild einfügt.

Zu Beginn ist dieser nicht besonders gut bei Stimme, was durchaus an der umfangreichen Setlist auf dieser Tour liegen kann. Tatsächlich fängt er sich jedoch schon nach wenigen Songs und präsentiert sich von da an als die eigentümliche Sorte Entertainer, für die ihn viele mit einiger Berechtigung auch halten.

Überraschend persönlich

Obwohl Hasselhoff sich beispielsweise durch Outfit-Wechsel auf seine Art fraglos als Rock- oder Popstar inszeniert, wird besonders zwischen den Songs klar, dass dahinter ein Bewusstsein des eigenen Status steckt. So erzählt der 67-Jährige persönliche Geschichten zu manchen der Coverversionen.

Unter anderem versucht er sich an einer Version von "Always on My Mind" (im Original von Elvis Presley, hier handelt es sich um die Willie Nelson-Version), vor der Hasselhoff über seinen Vater spricht und danach seine wohl beste Gesangsleistung des Abends abliefert.

Wahrer Überlebenskünstler

Insbesondere für die gar nicht so wenigen jüngeren Fans stellt das Highlight des ersten Sets sicherlich der Song "True Survivor" dar, den Hasselhoff für den kultigen Kurzfilm "Kung Fury" aufnahm. Alleine dieser Song und das dazugehörige Video (das auch auf den Leinwänden zu sehen ist) sind ein perfektes Beispiel, für das sich selbst parodierende Image, das der Hoff inzwischen pflegt.

Der beste Beweis dafür kommt jedoch im Anschluss. Hasselhoff spricht darüber, wie sehr seine Plattenfirma das überteuerte (und vollkommen absurde) Video zu seiner Version von "Hooked on a Feeling" gehasst habe und wie es beinahe seine Karriere beendet hätte – nur um den Song anschließend zu spielen und das Video in seiner ganzen Pracht zu zeigen. Über sich selbst lachen kann Hasselhoff ohne Zweifel.

Diese Inszenierung mag vielleicht auch eine Marketingstrategie sein, Fakt ist jedoch, dass sie funktioniert. Ist die Stimmung während des ersten, mehr als einstündigen, Sets im Publikum bereits hoch, wird sich diese nach der kurzen Pause noch einmal selbst übertreffen.

Festzelt-Atmosphäre

Konnte man auch in der ersten Hälfte des Konzertes bereits von ausgelassener Party-Stimmung sprechen, brechen im zweiten Set die sprichwörtlichen Dämme. Nachdem Hasselhoff zunächst mit dem mehr als erstaunlichen The Lords of the New Church-Cover "Open Your Eyes" einsteigt, verkommt die Setlist danach tatsächlich kurzzeitig zu einer Auswahl von eher billigen Mitgröhl-Songs.

So finden sich unter anderem der Udo Jürgens-Song "Mit 66 Jahren", Neil Diamonds "Sweet Caroline" (das Hasselhoff kürzlich mit Ministry-Sänger Al Jourgensen neu aufnahm) und das John Denver-Cover "Take Me Home, Country Roads" unter den Stücken der zweiten Konzerthälfte. Den stimmungstechnischen Höhepunkt stellt anschließend "I'm Always Here" aus "Baywatch" dar.

Der wohl seltsamste Moment des Abends erfolgt in Form des David Bowie-Covers "Heroes". Sollte man zunächst meinen, dass dieses Unterfangen nicht wirklich gut gehen kann, ist der Schwachpunkt der ansonsten vertretbaren Version nicht Hasselhoff selbst, sondern der Schlagzeuger, der das Stück in stumpfe Manowar-Dimensionen abgleiten lässt.

Die Party kommt zum Ende

Gegen Ende tut Hasselhoff letztlich das, wofür sicherlich viele Leute gekommen sind: Er spielt seine Hits. So beschließen das reguläre Set "Crazy for You" und "Do the Limbo Dance", wobei besonders letzterer für die vielleicht ausgelassensten Reaktionen des Abends sorgt, so schlecht der Song eigentlich auch ist.

Die Zugabe ist dann keine große Überraschung. Nachdem Hasselhoff immer wieder Anspielungen auf den Mauerfall gemacht hat, folgt selbstverständlich "Looking for Freedom" als unvermeidlicher Quasi-Abschluss. Untermalt wird der Song, erneut leicht selbstironisch angehaucht, durch Aufnahmen von Hasselhoffs Auftritt auf der Berliner Mauer.

Skurilles Ende eines eigenwilligen Abends

Letztlich beschließt David Hasselhoff den Abend alleine auf der Bühne mit einer Playback-Version des Peter Maffay-Songs "Du". Das passt wie angegossen zu dem eigentümlichen, leicht skurrilen Abend, den der Sänger den Besuchern geboten hat.

Schlussendlich bleibt zu sagen, dass Hasselhoff durchaus ein paar seiner wirklich guten AOR-Songs vom Album "Night Rocker" hätte spielen können um einige etwas unpassende Coverversionen zu ersetzen. Dem Publikum ist diese Aussparung spürbar egal, denn es wirkt als hätte niemand die Jahrhunderthalle enttäuscht verlassen.

Man kann von Hasselhoff fraglos halten, was man will, doch es scheint, als hätte er nun eine Nische gefunden, in der er sich sichtlich wohlfühlt. Witze auf die eigenen Kosten, Entertainment als Hauptaugenmerk und eine Stimmung, wie sie vermutlich niemand anderes bietet, sind offenbar das, was der Hoff tatsächlich gut kann.

Setlist

Set 1: Intro (Knight Rider Theme) / Here I Go Again (Whitesnake Cover) / Jump in My Car (Ted Mulry Gang Cover) / Hot Shot City / Let's Dance Tonight / Everybody Sunshine / Flying on the Wings of Tenderness (Rouven Cover) / Always on My Mind (Willie Nelson Cover) / Rhinestone Cowboy (Larry Weiss Cover) / Lonely Is the Night (Air Supply Cover) / Hooked on a Feeling (Blue Swede Cover) / It's a Real Good Feeling (Peter Kent Cover)

Set 2: Open Your Eyes (The Lords of the New Church Cover) / Mit 66 Jahren (Udo Jürgens Cover) / Is Everybody Happy / Sweet Caroline (Neil Diamond Cover) / Take Me Home, Country Roads (John Denver Cover) / I'm Always Here (Baywatch Theme) (Jimi Jamison Cover) / After Manana Mi Ciello / That's Life (The Rat Pack Cover) / Wir zwei allein / Heroes (David Bowie Cover) / Crazy for You / Do the Limbo Dance // Looking for Freedom (Marc Seaberg Cover) / Du (Peter Maffay Cover) (Playback)

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