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Neil Young + Promise of the Real (live in Mannheim 2019) © Rudi Brand

Was für ein Abend! Die Zuschauer in der SAP Arena in Mannheim erleben einen monumentalen Auftritt von Neil Young + Promise of the Real, der vielen noch lange in Erinnerung bleiben wird.

73 Jahre ist Neil Young inzwischen alt, aber das merkt man ihm nicht an. Er bewegt sich auf der Bühne mit der Energie eines weitaus jüngeren Mannes.

Vielleicht ist das der Einfluss seiner Begleitband Promise of the Real, die aus Musikern besteht, die seine Söhne sein könnten, aber in Wirklichkeit Willie Nelsons Söhne sind – jedenfalls zwei von ihnen.

Schweres Gitarrengewitter

Es wird schnell klar, dass die Zuschauer in der gut gefüllten SAP Arena ein besonderes Konzert erleben. Dafür sorgt die unglaubliche Spielfreude von Neil Young und Band, die an langen epischen Gitarrenworkouts besonders viel Spaß zu haben scheinen.

Schon der zweite Song, "Love and only Love" gibt die Richtung vor: 15 Minuten lang erkunden die Musiker methodisch das Stück. Schwere Gitarren lassen die Halle erzittern. Das Publikum reagiert schon jetzt euphorisch. 

Klassiker neu erfunden

Ein weiteres Highlight folgt kurz darauf: die Interpretation von "Winterlong" mit kompletter Band, die genau die richtige Balance zwischen Schönheit und Geradlinigkeit hält.

Fans der klassischen Neil Young-Songs werden an diesem Abend verwöhnt: So gibt es "Down By The River" und "Cowgirl In the Sand", die schon 1969 monumentale Länge besaßen. Die aktuelle Band begnügt sich nicht damit, die Einspielungen von Crazy Horse zu kopieren, sondern präsentiert neue stimmige Weiterentwicklungen zweier Songs, die jeder Neil Young-Fan vermutlich hundertfach gehört hat.

Lieber laut?

Es scheint nicht der Abend der (halb-)akustischen Folk-Songs zu werden: "Bad Fog of Loneliness" bricht Neil Young ab und das vielumjubelte "The Needle and the Damage Done" ist gleichzeitig vermutlich das schwächste Lied des Konzerts. 

Aber egal, es gibt ja die epischen Gitarrensongs, dazu eine wirklich frische Version von "Everybody Knows This Is Nowhere", vielleicht Neil Youngs leichtfüßigster Rocksong. Sogar "Prisoners of Rock'n'Roll" vom misslungenen 80er-Album "Life" fügt sich gut in die Setlist ein.

Die Kehrtwende

Und dann plötzlich kommen doch noch die akustischen Songs: "Human Highway" in einer sehr eindringlichen Bandversion und das wunderschöne, melancholische "Long May You Run" sorgen für Gänsehautmomente. Was ist denn eigentlich hier los?

Direkt danach folgt das apokalyptische Finale. Eine brutal harte Interpretation von "Hey Hey, My My (Into the Black)" reißt die Zuschauer von den Sitzen und dann folgt mit "Rockin' in the Free World" Neil Young vermutlich emotionalstes Lied, das seine Wirkung auf das Publikum niemals verfehlt. "Fuckin' Up" ist dann nur noch eine Fußnote.

In bester Stimmung

Die andere Geschichte des Abends ist Neil Young selbst. Selten hat man ihn so viel auf der Bühne lachen sehen, vor allem in der zweiten Hälfte des Konzerts. So gut gelaunt war er vermutlich zuletzt 1967.

Wie viel positive Energie in diesem Abend steckt zeigt ganz am Ende des Konzerts. Nachdem sich Neil Young + Promise of the Real von den jubelnden Zuschauern verabschiedet haben, bilden sie einen Kreis, legen ihre Arme um die Schultern der Nachbarmänner und vollführen ein kleines Tänzchen. Hat man so etwas schon einmal erlebt?

Setlist

Mansion on the Hill / Love and Only Love / Words (Between the Lines of Age) / Winterlong / Bad Fog of Loneliness / The Needle and the Damage Done / Over and Over / Country Home / Everybody Knows This Is Nowhere / Down by the River / Cowgirl in the Sand / Mr. Soul / Prisoners of Rock'n'Roll / Harvest Moon / Human Highway / Long May You Run / Are You Ready for the Country? / Hey Hey, My My (Into the Black) / Rockin' in the Free World / Fuckin' Up

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