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Madrugada (Live in Frankfurt, 2019) © Johannes Rehorst

Zum Jubiläum ihres Debüts "Industrial Silence" kehren Madrugada nach langer Auszeit auf die Bühne zurück. In der Frankfurter Batschkapp bestätigen sie dabei ihren Ruf als hervorragende Live-Band.

Nach dem Release ihres selbstbetitelten Album im Jahr 2008 war es still geworden um Madrugada: Der unerwartete Tod ihres Gitarristen Robert Burås hatte das Bandgefüge so nachhaltig erschüttert, dass die Norweger eine Pause von unbestimmter Länge einlegten.

Triumphale Rückkehr

2019, pünktlich zum 20-jährigen Jubiläum ihres gefeierten Debuts "Industrial Silence", kehrt die Gruppe wieder auf die Bühnen Europas zurück. Ein Konzert findet in der ausverkauften Frankfurter Batschkapp – die, wie Sänger Sivert Høyem feststellt, seit ihrem letzten Besuch irgendwie nicht mehr da ist, wo er sie vermutet hatte.

Wie viel Zeit auch vergangen sein mag, schon mit dem ersten Song des Abends, "Vocal", dem Opener ihres Debütalbums, zeigt die Band, dass sie in ihrer langen Abwesenheit nichts verlernt hat. Madrugada wirken von der ersten Note an so eingespielt, als wären sie nie wirklich weg gewesen.

Namedrop

Die Rhythmus-Sektion, bestehend aus den Gründungsmitgliedern Frode Jacobsen (Bass) und dem für das Jubliäum zurückgekehrten Jon Lauvland Pettersen (Drums), liefert in perfektem Zusammenspiel ein Grundgerüst, das im Vergleich zu den Studioalben wesentlich direkter und energiegeladener klingt, und das Publikum schon ab den ersten Takten mitreißt. 

Gitarrist Cato Salsa Thomassen und Christer Knutsen (Gitarre und Keyboard) – beide keine Originalmitglieder – gelingt das melacholische und doch kraftvolle Riffing gleichermaßen perfekt. Während Knutsen mit verschiedenen Instrumenten Variationen in die tonale Palette bringt, sorgen Thomassens teilweise ausladende Soli für einigen Beifall. 

Highlight und Blickfang des Abends bleibt jedoch Sänger Høyem mit seiner tiefen, ausdrucksstarken Stimme und seinem charismatischen Auftreten. Während die Instrumentalisten eher dezent und im Hintergrund agieren, dominiert Høyems Performance die Bühne – zwar nicht ohne eine gewisse elegante Zurückhaltung, aber immer mit der notwendigen Energie.

Der dezente Charme der Melancholie

Doch sind es nicht nur die unbestreitbaren Live-Qualitäten Madrugadas, die das Konzert zu einem vollen Erfolg machen, auch das Songmaterial des komplett gespielten "Industrial Silence"-Albums sorgt – gerade in der Retrospektive – für Staunen: Nach 20 Jahren scheinen die Songs kein bisschen gealtert, haben nichts von ihrer dezent melancholischen Wirkung verloren.

Nachdem Madrugada mit "Electric", angeblich der erste Song, mit dem sie je wirklich zufrieden waren, nach gut 60 Minuten zum ersten Mal die Bühne verlassen, will das Publikum einfach nicht verstummen – und ruft die Band zur obligatorischen Zugabe wieder auf die Bühne.

Das lange Finale

Diese besteht aus sagenhaften sieben Songs, die einen komprimierten Überblick des Post-"Industrial Silence"-Schaffens Madrugadas darstellen.

Während jedoch Black Mambo (vom Zweitwerk "The Nightly Disease") noch druckvoller wirkt als in der Studioversion, driftet die Band mit den folgenden Stücken ein wenig in seichtere Gefilde ab, welche die vorher so präsente Energie vermissen lässt. 

Ruf eindrucksvoll bestätigt

Der Begeisterung des Publikums tut dies jedoch keinen Abbruch. Als sich abzeichnet, dass die Band nach "Valley of Deception" endgültig die Bühne verlassen wird, kochen die Emotionen der Besucher noch einmal hoch: Es wird getanzt, als gäbe es kein Morgen.

Die Beifallsstürme, auch nachdem die Band die Bühne schon längst verlassen hat, drücken die Begeisterung der Besucher nur allzu deutlich aus und unterstreichen, dass Madrugada auch zwanzig Jahre später nichts von ihrer Faszination verloren haben.

Setlist

Vocal / Belladonna / Higher / Sirens / Shine / This Old House / Strange Colour Blue / Salt / Norwegian Hammerworks Corp. / Beautyproof / Quite Emotional / Terraplane / Electric // Black / Hands Up - I Love You / Only When You're Gone / What's on Your Mind? / Majesty / The Kids Are on High Street / Valley of Deception

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