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The Human League (live in Frankfurt 2018) © Torsten Reitz

In gut 40 Jahren Bandgeschichte hat es The Human League tatsächlich noch nie nach Frankfurt verschlagen. Vor einem begeisterten Publikum in der ausverkauften Batschkapp holten Phil Oakey & co. diesen Versäumnis nun mit einem Set aus ihren Greatest Hits nach.

Sheffield im Jahr 1980. Dem Sänger Phil Oakey ist kurz vor einer wichtigen Tour die halbe Band weggelaufen. Sollte die Tour nicht stattfinden, droht ihm eine Klage wegen Vertragsbruch, neue Bandmitglieder müssen her.

In einem Nachtclub sieht er zwei Schulfreundinnen miteinander tanzen. Sie haben Stil, Charisma und ohne sie je gesungen haben zu hören, fragt Oakey die beiden, ob sie in seine Band einsteigen möchten. Phase 2 der Geschichte von The Human League hatte begonnen.

The Human League 2.0

Diese Phase dauert bis heute an. Susan Ann Sulley und Joanne Catherall sind neben Oakey die einzigen konstanten Mitglieder der Band, das Bühnenbild der Human League seither unverkennbar: in der Mitte der schlaksige Sänger, der unermüdlich über die komplette Bühne huscht, flankiert von Sulley und Catherall, die nichts an ihrem Stil und Charisma eingebüßt haben.

Es sind auch eindeutig The Human League 2.0, die an einem kühlen Mittwochabend in der Batschkapp aufschlagen, um ihr erstes Konzert überhaupt in Frankfurt zu geben. Die Avantgarde-Periode der Bandgeschichte von 1977 bis 1980 wird bei dem Konzert größtenteils ausgespart.

"Being Boiled" darf als Meilenstein der Pop-Geschichte natürlich nicht fehlen, aber der Fokus liegt auf die Zeit der Band im Charthimmel und so stellt das Erfolgsalbum "Dare!" von 1981 auch den Großteil der Setlist.

Menschen und Maschinen

Eröffnet wird die Show von den drei Begleitmusikern, die den ersten Song "The Sound of the Crowd" behutsam aufbauen, ehe Oakey, Sulley und Catherall die Bühne betreten. Ihre Instrumente katapultieren das Publikum ohne Umwege zurück in die 1980er: elektronisches Schlagzeug und Keytars.

Die beiden Keytar-Spieler verschwinden allerdings im Laufe der Show immer wieder hinter den neben den E-Drums aufgebauten Synthesizern, umhüllt von Bewegtbildern, die vor und hinter das Podest projiziert werden, auf dem sie stehen.

Ambivalenz

Die darauf gezeigten Szenen variieren zwischen digitalem Design und gefilmten Szenen aus dem "echten" Leben, passend zum Werk einer Band, die das Wort "menschlich" im Namen trägt und doch Teil einer musikalischen Bewegung war, deren Faszination mit technischem Futurismus Maschinen in das Zentrum ihres künstlerischen Werks stellte.

"I’m only human" heißt es in einem ihrer größten Hits, dessen Reiz auch in ebendieser Ambivalenz zwischen Wärme und Kälte liegt.

Eine Setlist voller Hits

Die Setlist liest sich wie ein Best of: Neben "Human" spielt die Band auch "Love Action (I Believe in Love)", "Mirror Man", "The Lebanon" und natürlich als letzten Song vor der Zugabe "Don’t You Want Me?", dessen erste Strophe und Refrain erst instrumental gespielt und ohne Aufforderung vom Publikum mitgesungen werden.

Was sich seit Jahren in den Charts abzeichnet, ist auch hier zu spüren: Die 1980er sind einfach nicht totzukriegen – allerdings werden auch die vereinzelten Songs aus den Dekaden danach begeistert von den Fans umjubelt.

Nach etwa 90 Minuten verlassen The Human League die Bühne. Die Masse strömt raus aus der aufgewärmten Halle, hinein in die Kälte der Novembernacht – ganz passend zum Konzert einer Band, die durch Kälte Wärme schafft.

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