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Les Amazones d'Afrique (live in Heidelberg, 2018) © Rudi Brand

Mit den Amazones d'Afrique steht zur Eröffnung des 20. Enjoy Jazz Festivals eine Supergroup auf der Bühne der Stadthalle, die sich aus zahlreichen Musikerinnen aus allen Teilen Westafrikas zusammensetzt. Die groovigen Songs mit positiver Botschaft stellen einen gelungenen Auftakt dar.

Bevor jedoch das westafrikanische Musikerkollektiv die Bühne betritt, ist es an Schirmherr Michael Sieber, das 20. Jubiläum von Enjoy Jazz zu eröffnen. Sein Dank gilt – neben dem Publikum der gut gefüllten Heidelberger Stadthalle – insbesondere dem inzwischen dicht gestrickten Netzwerk an Sponsoren und Förderern, die das außergewöhnliche Festival alljährlich ermöglichen.

Jazzclub

Neben den darauf folgenden Eröffnungsworten von Intendant Rainer Kern ist es vor allem die Rede des Schauspielers und Jazzfreundes Matthias Brandt (Polizeiruf 110 u.a.), die das Publikum noch vor der eigentlichen Band begeistert. 

Brandt erzählt auf unterhaltsame Weise über seine jugendliche Erweckung durch den Jazz, verfehlt es jedoch nicht, diese autobiographischen Anekdoten an eine deutliche – und dringliche – politische wie gesellschaftliche Message zu knüpfen.

Er schließt mit einem Plädoyer für mehr Mut, mehr Verständnis und mehr Gemeinschaft, und wird dafür mit tosendem Applaus vom Publikum gewürdigt.

Friedliebend

Diese klare Botschaft stellt eine denkbar passende Einleitung für Les Amazones d'Afrique dar. Das zehnköpfige Musikerinnen-Kollektiv, von denen an diesem Abend die drei Sängerinnen Mamani Keita, Rokia Kone und Awa Sangho anwesend sind, hat sich insbesondere die Gleichberechtigung der Geschlechter auf die Fahnen geschrieben.

Dieses Ziel verfolgt die Band jedoch nicht durch tumbe Parolen und Konfrontation, sondern durch den Aufruf um gegenseitige Liebe und Verständigung. Ein Motto, das die Sängerinnen nicht müde werden, in den Set-Pausen immer wieder zu wiederholen. 

Blickfang

Mamani Keita, Rokia Kone und Awa Sangho dominieren mit ihren bunten Outfits und ihrer sympathischen Art mühelos die Bühne. Ihre ausgelassenen Tanzeinlagen, die sympathischen Ansagen und natürlich der virtuose dreistimmige Gesang ziehen alle Blicke auf sich. 

Doch sind es gleichermaßen auch die drei männlichen Instrumentalisten, die zu dem so positiven wie mitreißenden Groove der Gruppe beitragen. Gerade die rasend schnellen, fein texturierten Gitarrenläufe des blutjungen Mamadou Diakite und die so organischen wie tighten Grooves des Drummers Joseph Palmer sorgen dafür, dass die Musik nie ihre Spannung verliert. 

Außerdem ist das dynamische Interplay der Gruppe zu erwähnen: Instrumentalisten wie Sängerinnen sind perfekt aufeinander abgestimmt, so dass die häufigen Wechsel in der Intensität der Stücke, die Auf-und-ab-Bewegung innerhalb der Songs, ungemein natürlich klingen.

Vibes galore

Die Songs der Amazones d'Afrique befassen sich – wenn man den Ansagen der Sängerinnen vertrauen darf – meist mit universellen Themen: Sie handeln von Liebe und Tod, von Trauer und mütterlicher Zuneigung. Und auch, wenn wohl die wenigsten der anwesenden Gäste diese Sprache der Texte verstehen, so ist deren Vibe doch deutlich zu spüren.

Doch egal, ob die Lieder nun vom Gefühl des Verliebtseins oder dem Tod eines nahen Verwandten handeln, nie klingt die Musik der Amazonen unnötig schwer oder sentimental; auch in den traurigsten Stimmungen behält die Gruppe ein positives Gemüt. 

So laden die zwischen Soul und Funk, Jazz, (Desert-Blues) und westafrikanischen Traditionals schwankenden Songs – trotz der Bestuhlung der Stadthalle – stets zum ausgelassenen Tanzen ein.

Immersion

Highlight ist in dieser Hinsicht definitiv der letzte Song des Sets (vor der obligatorischen Zugabe). Die Amazones d'Afrique ziehen hier alle Register der Publikumsbeteiligung, fordern die Gäste zum Tanz, zum Mitsingen und -klatschen auf.

Was andernorts gern mal gewollt oder erzwungen wirkt, wirkt hier so authentisch, dass zum Schluss des Longtracks fast das ganze Publikum tanzt, klatscht und mitsingt – und sich, den Blicken nach zu urteilen, denkbar wohl fühlt.

Genau hier knüpft die Performance des westafrikanischen Kollektivs dann wieder an die Eröffnungsrede Matthias Brandts an: Musik ist wohl die einzige, universelle Sprache; eine Sprache, die ein umfassendes Gemeinschaftsgefühl erzeugen kann. Und genau dieses Gefühl des Zusammenhalts unterschiedlichster Individuen und Gruppen ist es, das bei Enjoy Jazz seit jeher im Vordergrund steht.