Tarja (live in Frankfurt 2018) Fotostrecke starten

Tarja (live in Frankfurt 2018) © Torsten Reitz

Mit ihrer “Nordic Symphony“ touren Tarja und Stratovarius derzeit gemeinsam durch die Lande. Beim Auftakt ihrer Konzertreise in der Frankfurter Batschkapp liefern sie die passende musikalische Untermalung für den Herbstanfang.

Finnen wird ja im Allgemeinen nachgesagt, sie würden zur Melancholie tendieren. Was könnte also passender sein, als mit Tarja und Stratovarius gleich zwei der angesagtesten Metal-Acts aus dem skandinavischen Land im Herbst auf Tournee zu schicken und diese in der Frankfurter Batschkapp beginnen zu lassen? Zumal das Wetter an diesem Tag nach den sommerlichen Temperaturen des Altstadtfest-Wochenendes merklich abgekühlt hat.

Am Auftaktabend ihrer Konzertreise haben die Finnen allerdings die Ruhe weg. Aus diesem Grund verzögern sich sowohl der Einlass als auch der Programmablauf. Den Anfang dürfen die Folk-Progger von Serpentyne machen. Auf der in rot getauchten Bühne bieten die Briten um Sängerin Maggie-Beth Sand dem Publikum etwa eine halbe Stunde lang feinsten Mythic Rock, beim dem neben dem typischen Instrumentarium aus Gitarre, Bass und Schlagzeug auch Drehleier und Flöte zum Einsatz kommen.

Gut aufgelegt nach Frischzellenkur

Im Rahmen einer Co-Headliner-Veranstaltung stellt sich immer die Frage, wer von den beiden Hauptbands beginnen darf. Beim Auftakt der “Nordic Symphony Tour“ in der Batschkapp fällt diese Ehre Stratovarius zu. Das Quintett um Frontmann Timo Kotipelto und Keyboarder Jens Johansson fackelt auch nicht lange und packt gleich Hits aus ihren Glanzzeiten wie “Eagleheart“ und “Forever Free“ aus, so wie zur Überraschung des Publikums auch ältere Stücke à la “Against The Wind“.

Waren Stratovarius in ihrer klassischen Besetzung aus Kotipelto, Johansson, Gitarrist und Haupt-Songwriter Timo Tolkki, Bassist Jari Kanulainen und Drummer Jörg Michael einst Zuschauermagnet und Headliner von Großevents wie dem Wacken Open Air, müssen sie inzwischen etwas kleinere Brötchen backen. Trotz ihrer Zusammenarbeit mit Tarja haben sich in der Batschkapp an diesem Abend gerade einmal ein paar hundert Menschen für ihr Konzert versammelt.

Das ist schade, denn Stratovarius liefern in ihrer aktuellen Besetzung mit Saitenhexer Matias Kupiainen, Tieftöner Lauri Porra und Schlagzeuger Rolf Pilve eine energiegeladene Performance ab. Die Songauswahl ist ebenso interessant, mischt sie doch Klassiker wie “Black Diamond“ und  “Hunting High & Low“ mit epischem Material à la “Destiny“ und neueren Stücken wie “Unbreakable“ – auch wenn ein paar mehr Uptempo-Kracher in der Art von “Speed Of Light“ wünschenswert gewesen wären.

Noch immer eine Diva

Inzwischen sind die anwesenden Zuschauer gut aufgeheizt für Tarja, der zu Beginn ihres Auftritts ebenso warm ums Herz zu sein scheint wie dem Publikum. Die frühere Nightwish-Sängerin geizt im Laufe des Abends weder mit stimmlichen noch mit optischen Reizen, während sie sich mit ihrer fünfköpfigen Band durch ihr Repertoire arbeitet. Turunen, wie die Frontfrau mit Nachnamen heißt, wechselt zur Freude ihrer Fans während ihrer Performance nämlich gleich mehrfach ihr Outfit.

Gesanglich gut in Form ist Tarja jedenfalls – ganz gleich, ob sie den Zuschauern nun bombastisches Material in Form von “Innocence“ oder ruhigere Nummern wie “I Walk Alone“ auftischt. Dazu posiert sie immer wieder gekonnt für die ihr zujubelnde Menge, obwohl sich an diesem Abend gefühlt doch deutlich weniger Menschen für ihren Auftritt in der Frankfurter Batschkapp eingefunden haben als noch am gleichen Ort zwei Jahre zuvor. Tarja ist und bleibt eben eine echte Diva.

In Sachen Performance kann sie durchaus an ihre besten Zeiten bei Nightwish anknüpfen, auch wenn sie – gerade aufgrund des Zeitlimits für ihren Auftritt bei dieser Co-Headliner-Tournee – bewusst auf allzu viele Stücke ihrer ehemaligen Band verzichtet. Das ist aber nicht weiter tragisch, denn mit Nummern wie “Demons In You“ besitzt die Finnin mittlerweile einen ausreichenden Fundus an eigenen Stücken, die sich nicht hinter ihren früheren Werken verstecken müssen.

Stimmiges Konzept trotz geringer Zuschauerzahl

Insgesamt ist die “Nordic Symphony Tour“ ein gelungenes Gesamtpaket, das Freunde der bombastischen härteren Gangart durchaus begeistern dürfte. Es wäre jedoch sowohl Stratovarius als auch Tarja zu wünschen gewesen, dass sie eine größere Menschenmenge für ihre Auftritte in diesem Herbst gewinnen könnten. Verdient hätten es beide allemal – aber ihre Konzertreise hat ja gerade erst begonnen. Insofern ist in Sachen Publikum durchaus noch Luft nach oben.

Alles zu den Themen:

tarja stratovarius