Götz Alsmann (2018)

Götz Alsmann (2018) © Universal Music

Götz Alsmann, der Münsteraner Tausendsassa und Musikvirtuose mit dem großen Herz für den 50er-Schlager, versetzt das Publikum auf der pittoresken Mannheimer Seebühne in Entzücken und singt den leichten Sommerregen einfach weg.

Götz Alsmann und seine spielfreudige, vierköpfige Begleitband bringen beim Seebühnenzauber 2018, ihr aktuelles Programm "In Rom" auf die ausverkaufte Seebühne des Mannheimer Luisenparks. Die Begeisterungsfähigkeit des Münsteraner Musikforschers für den italienischen Canzone (Schlager) kennt dabei keine Grenzen.

Egal ob er beseelt von Ennio Morricones Forum Music Village Studios in Rom erzählt, dem Mannheimer Publikum die große Bedeutung des Schlagerfestivals von San Remo näher bringt oder Anekdoten zu jedem einzelnen Autor oder Interpreten der italienischen Originalkomposition nennen kann: Der Mann lebt an diesem Abend diese Ära der italienischen Musik mit Werktreue und Leidenschaft.

Ein großer deutscher Unterhaltungskünstler

Der passionierte Tollenträger im Maßanzug, ist auch nach Absetzung der von vielen schmerzlich vermissten Kultsendung "Zimmer frei" immer noch Everybody's Darling. Man muss ihn einfach mögen.

Im Stile eines Peter Frankenfeld, Peter Alexander oder Hans-Joachim "Kuli" Kuhlenkampff, mit deren Formaten er aufwuchs, schafft er es spitzbübisch und anscheinend spielerisch, das Publikum der ausverkauften Mannheimer Seebühne, kurzweilig und pointiert in seinen Bann zu ziehen.

Stets feinsinnig im Humor, verzichtet er grundsätzlich auf Anglizismen und legt genüsslich den Finger in die Wunde der Unterschiede zwischen deutscher Kantigkeit und italienischer Leichtigkeit.

Musik ist Trumpf

Seine unbändige Lust am Schlager der 50er und frühen 60er verliert er dabei nie aus den Augen. Die Band führt die gesamte aktuelle LP auf und die von Alsmann selbst eingedeutschten Canzone wie "Quando, Quando, Quando", "Che Bambola" und besonders das viel umjubelte "Carina" zeigen nochmal welche Sehnsucht nach Meer, Sonne, Amore und der italienischen Unbekümmertheit im Deutschland der 50er und 60er Jahre existierte.

Scharenweise zogen die Deutschen damals in das beliebteste Urlaubsland der neuen Republik, um dem harten Nachkriegsalltag ein wenig zu entkommen.

Die Begleitband brilliert

Der Abend ist durch und durch gelungen. Die langjährigen Mitstreiter an Schlagzeug, Percussion, Kontrabass, Vibraphon, Xylophon und Trompete unterstützen Alsmann an seinem Flügel kongenial. Auch der Sound auf der Seebühne ist hervorragend.

Die Pavillons als Regenschutz sind nach der Pause und ein paar Regentropfen zur Seite geräumt und nach weiteren wunderbaren Geschichten über die Mentalität und Historie des italienischen Schlagers sowie sehnsuchtsvollen Klassikern von Adriano Celentano (Azzurro) und tiefgehenden Balladen, wie dem kammermusikalischen "Il nostro concerto" geht der Abend langsam zu Ende. 

Anrührende Zugaben

Alsmann kommt für die Zugaben zunächst alleine mit einer Mandoline zurück und spielt ergreifend "Ich fand ein Herz in Portofino" von seinem Lieblingskomponisten Fred Buscaglione. Er erzählt nochmal wie das deutsche Ensemble "Friedel Hensch & die Cyprys" einst ein "Lied im italienischen Stil" von Heino Gaze verfassen ließ. Beim Vortrag von "Ja, für eine Fahrt ans Mittelmeer“ von 1954 zeigt sich dann, wie schwer sich die Deutschen dabei taten, das Dolce Vita zu kopieren.

Die komplette Band spielt mit "Wenn bei Capri die rote Sonne im Meer versinkt" den größten italienischen Schlager-Evergreen überhaupt und ein außerordentlicher Konzertabend findet mit einem sichtlich begeisterten Götz Alsmann samt Band nach über zwei Stunden sein Ende.

Man wünscht sich unwillkürlich noch mehr solcher Sommerkonzerte auf der einladenden Seebühne des Luisenparks, die einen glanzvollen und anachronistischen Hauch von 70er-Nostalgie in den Mannheimer Sommer bringen.

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