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The Damned (live in Frankfurt, 2018) © Leonard Kötters

Die Mitbegründer des englischen Punks präsentieren sich auch nach 42 Jahren als lebendiger und authentischer Live-Act, der mit einem Querschnitt durch den abwechslungsreichen Backkatalog die Frankfurter Batschkapp zum Kochen bringt.

Nachdem sich die Batschkapp für den Support-Act Les Millionnaires nur spärlich gefüllt hat, ist die Lage bei The Damned anders. Kurz nach 21 Uhr betritt die Punkband der ersten Stunde unter großem Applaus die Bühne.

Es sind auch 2018 wieder unruhige Zeiten für die Band aus London, deren Tourmanager sich kurz vor Beginn der kleinen Europa-Tournee aus dem Staub gemacht hat und die den erst kürzlich zurückgeholten Bassisten Paul Gray kurzfristig ersetzen muss. Immerhin sind mit Sänger David Vanian und Gitarrist Captain Sensible noch zwei Gründungsmitglieder vertreten.

"The Black Album" im Fokus

The Damned reißen sich aber zusammen und ziehen mit dem unverwüstlichen Klassiker "Wait For The Blackout" das Publikum sofort auf ihre Seite. Trotz anfänglich sehr undifferenzierter Soundaussteuerung erkennt man bereits hier, dass The Damned immer mehr waren als eine reine Punkband. Über die Fähigkeit, wuchtige Gitarren mit großen Popmelodien verbinden, verfügte die Band schon immer.

Der Song ist an diesem Abend nur einer von vielen aus dem genreübergreifenden "The Black Album", mit dem sich die Band 1980 endgültig vom Punk der Anfangstage verabschiedete. Speziell "History Of The World", das einst vom jungen Hans Zimmer produziert wurde, sorgt später am Abend für große Begeisterung bei den Fans.

Neue Platte nach 10 Jahren

Anlass der Tournee ist die Veröffentlichung von "Evil Spirits", ihrer ersten neue Studioplatte seit 10 Jahren. Das Album wurde von Tony Visconti in Brooklyn produziert und bündelt nochmals alle Stärken der Band.

Die mächtig nach vorne drängende Single "Standing On The Edge Of Tomorrow" und "Devil In Disguise" werden wie alte Bekannte begrüßt und fügen sich nahtlos in die Reihe der Bandklassiker ein.

Die frühen Kracher

Diese gibt es an diesem Abend in Hülle und Fülle. Die frühen Singles "So Messed Up", "Neat Neat Neat" und "New Rose" verfehlen mit der Punkattitüde der Anfangstage ihre Wirkung nicht: Das Publikum, bestehend aus Alt- und Neupunks sowie vielen Wave-Anhängern, flippt förmlich aus.

Mit dem brachialen "Love Song" und "I Just Can’t Be Happy Today" vom 1979er Album "Machine Gun Etiquette" wird auch nochmals der Einfluss des damaligen Bassisten und Tank-Gründers Algy Ward deutlich.

Die mittlere Phase

Die Band spielt mit "Under The Floor Again" und "Dr. Jekyll & Mr. Hyde" aber auch Material aus der Zeit, als die Band sich im Verlauf der Achtziger immer mehr in die Gothic Szene bewegte und 1986 mit dem Barry Ryan-Cover "Eloise" ihren größten Hit feierte.

"Eloise" kommt mit Sensible an der Gitarre, der Mitte der Achtziger nicht mehr an Bord war, viel angemessener und schärfer über die Rampe als die damalige Studioversion, die dem Pomp anheimfiel.

Band der Gegensätze

Punkbands der Siebziger, die heute noch Livekonzerte spielen, wandeln auf einem schmalen Grat. Bei The Damned wirkt die komplette Darbietung aber gänzlich unpeinlich. Das hängt sicher auch an den beiden Protagonisten.

David Vanian mimt immer noch den unnahbaren Bela Lugosi. Im Anzug, mit Handschuhen, Sonnenbrille und eigenwilliger Mikrofonhaltung spricht er so gut wie gar nicht zum Publikum, croont immer noch wie eine Mischung aus Elvis und Jim Morrison und bewegt sich wie ein Tiger in Lauerstellung über die Bühne.

Ganz im Gegensatz dazu steht Captain Sensible. Angefeuert von "Captain, Captain"-Rufen arbeitet er sich grinsend und feixend 90 Minuten an seiner Gitarre ab, sucht die Nähe zum Publikum ("My new favourite beer is Schöffehofer") und wirkt von der Zuneigung sichtlich gerührt. Ihm ist es gelungen sein Image, das ihm 1982 mit "Wot" einen riesigen Solohit bescherte, bis in die heutige Zeit zu bewahren.

Schlagzeuger und Rat Scabies-Nachfolger Pinch, als zuverlässiges Powerhouse an der Schießbude bereits seit Ende der 1990er an Bord, und der "Wilde Professor" Monty Oxymoron an den Keyboards komplettieren zusammen mit Neubassist John Priestley das aktuelle Line-up.

Furioses Finale  

Bei den zahlreichen Zugaben holt die Londoner Institution nochmal alles aus sich heraus. Der Klassiker "Lively Arts" besitzt immer noch die Energie von damals. Captain Sensible singt das psychedelische "Silly Kids Games", das sich immer noch anhört, als hätte es Syd Barrett geschrieben und gesungen.

Mit "Smash It Up 1 & 2" beschließen The Damend schließlich standesgemäß-furios diesen fantastischen Konzertabend in der Frankfurter Batschkapp. Punk still ain’t dead yet.

Setlist

Wait For The Blackout / Plan 9 Channel 7 / Standing On The Edge Of Tomorrow / Fan Club / Dr. Jekyll & Mr. Hyde / Anti-Pope / Street Of Dreams / Love Song / Second Time Around / I Just Can’t Be Happy Today / Devil In Disguise / New Rose / Eloise / Ignite / History Of The World / Neat Neat Neat / Under The Floor Again / So Messed Up / Lively Arts / Silly Kids Games / Smash It Up

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