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Guano Apes © Adam Haranghy

Zwanzig Jahre "Proud Like A God" müssen gefeiert werden. Das denken sich die Guano Apes und zelebrieren ihr fulminantes Debüt in der Frankfurter Batschkapp mit einem Konzert mit Ecken und Kanten, das eigentlich schon vor einem Monat hätte stattfinden sollen.

Als sich die Guano Apes vor über einem Jahrzehnt aufgrund interner Streitigkeit auflösten, hätte wohl niemand in seinen kühnsten Träumen auch nur daran geglaubt, dass das zwanzigjährige Jubiläum ihres Erstlingskrachers "Proud Like A God" einmal ein Grund zum Feiern sein würde. Zu groß waren die Querelen zwischen den vier Musikern, zu zerschnitten das sprichwörtliche Tischtuch zwischen Sängerin Sandra Nasic und dem männlichen Rest der Truppe.

Doch erstens kommt es bekanntermaßen anders und zweitens als man denkt. Irgendwann hatten die Apes dann doch wieder Lust aufeinander, reformierten sich in Originalbesetzung und brachten weitere Alben heraus, die wesentlich poppiger daherkamen als die ersten drei Platten. Ihr Debüt allerdings besitzt bei Publikum und Band weiterhin einen hohen Stellenwert. Eine Jubiläumstour, die das Quartett unter anderem in die Frankfurter Batschkapp führt, war da eigentlich nur folgerichtig.

Serbokroatische Schlingel

Da das Konzert ja ursprünglich schon für Mitte Oktober geplant und nur aufgrund einer Erkrankung von Nasic ausgefallen war, benötigen die Guano Apes für diesen Abend einen anderen Support. Die Wahl ist auf YugonaughtY gefallen – und das aus Sänger, zwei Gitarristen, Bassist, Schlagzeuger sowie einer Keyboarderin bestehende Sextett will auch gleich ab der ersten Sekunde demonstrieren, warum ihnen die Ehre zuteil geworden ist, als Ehrengast auf dem inoffiziellen Guano-Geburtstag aufzutreten.

Eine echte Besonderheit haben YugonaughtY auch im Gepäck: Während die Ansagen auf Deutsch gehalten sind, erklingen ihre Songs, beispielsweise zum Thema Sliwowitz, auf Serbokroatisch. Zudem wirft der Sänger diverse Utensilien wie T-Shirts ins Publikum. So sorgt das Sextett mit seiner sich an der jugoslawischen Einwandererkultur orientierenden Mischung aus Alternative Rock mit Einschlägen à la Reggae eine halbe Stunde lang für gute Laune unter den inzwischen zahlreichen Zuschauern.

Die Uhr wird zurückgedreht

Etwas weniger balkanlastig, dafür nicht minder alternativ präsentieren sich nach der Umbauphase schließlich die Guano Apes. Zunächst beginnt der Göttinger Vierer recht spartanisch. Es gibt kein Intro vom Band oder ähnliches Vorgeplänkel. Hinter den Musikern steht eine künstliche Wand, die ganz im Stile der 1990er gehalten ist: Die Apes wollen wieder in ihrem Proberaum aus der damaligen Zeit sein. Ihre Bühnenoutfits, die sich an dieser Phase orientieren, lassen ebenso darauf schließen.

So klingen auch der Opener "Maria" und das darauffolgende "We Use The Pain" vergleichsweise roh und leise. Das ist jedoch gewollt. Mitten im dritten Lied "Rain" fällt nämlich der Vorhang – oder vielmehr: rücken die Wände beiseite – und dahinter erscheint Drummer Dennis Poschwatta hinter einem sehr viel riesigeren Kit als das, das er zu Beginn weiter vorne im simulierten Proberaum bespielte. Ab diesem Zeitpunkt gehen die Guano Apes insgesamt dann auch viel brachialer zu Werke.

Affen, bleibt bei euren Leisten

Zurück in die Vergangenheit begeben sich die Göttinger aber selbst bei den Songs, die sie speziell für die Neuauflage zum zwanzigsten Geburtstag von "Proud Like A God" aufgenommen haben. Hier sind die Ergebnisse allerdings teilweise gemischt. Die Coverversionen bekannter Stücke wie Eminems "Lose Yourself" und "Precious" von Depeche Mode funktionieren nur bedingt. Obwohl sie durchaus eine gewisse Resonanz seitens der Zuschauer erzielen, wirken sie irgendwie blutleer.

Die eigenen Nummern der Guano Apes kommen dafür umso besser, stimmiger und dynamischer daher. Man muss den etwas moderneren Anstrich von Klassikern wie "Open Your Eyes" zwar nicht unbedingt mögen. Er gelingt ihnen gefühlt aber deutlich besser als der Ansatz mit den beiden Fremdnummern. Hier scheinen Sandra Nasic und Co. sich insgesamt sehr viel eher zuhause zu fühlen als bei Eminem und Depeche Mode.

Party wie früher

Dem Publikum jedenfalls gefällt, was so von den Guano Apes in ihre Gehörgänge wandert. Ob nun das experimentelle "Suzie" oder das atmosphärische "Close To The Sun" – Alternative Rock im Stile der späten 1990er beherrschen die Göttinger, die sich in Form von Sandra Nasic und Bassist Stefan Ude auch äußerlich seit dieser Zeit nicht allzu sehr verändert haben. Im sich an der damaligen Skatermode orientierenden Bühnenoutfit scheinen die beiden zumindest nicht merklich gealtert.

Dafür fällt Nasic gesanglich gelegentlich etwas aus dem Rahmen. Ist dies ihrer ganzen Euphorie und Energie auf der Bühne geschuldet oder sind dies noch die Nachwirkungen ihrer Bronchitis, die das Quartett im vergangenen Monat zum Verschieben der Konzerte zwang? Auf jeden Fall sitzt nicht jeder Ton, den die Frontfrau an diesem Abend zum Besten gibt. Das Publikum stört diese Tatsache allerdings herzlich wenig. In der Batschkapp herrscht streckenweise eine echte Partystimmung.

Kraftvoller Ausklang

An der guten Laune der Zuschauer in der prall gefüllten Halle ändert sich auch nichts, als sich die Guano Apes langsam, aber stetig dem Ende nähern. Haben die vier bis zu diesem Zeitpunkt wenig improvisiert, sondern einfach nur grundsolide ihren Stiefel heruntergespielt, dürfen sich die drei Instrumentalisten um Gitarrist Henning Rümenapp beim Zugabenteil etwas mehr auszeichnen, während Nasic vor dem finalen Schlussspurt kurz durchschnauft. Gut aufeinander abgestimmt sind die Apes definitiv.

Doch nun folgen neben "Open Your Eyes" endlich die Stücke, auf die selbst der Durchschnittsfan der Göttinger wohl den gesamten Abend lang gewartet hat – ihre größten Hits, bei denen auch das Publikum gefühlt noch mehr mitgeht als im bisherigen Verlauf der Show. Mit dem Alphaville-Song "Big In Japan" haben die Guano Apes anno 2000 bereits bewiesen, dass sie deutlich besser covern können als bei den neuen Stücken – und "Lords Of The Boards" ist sowieso über jeden Zweifel erhaben.

Weiterhin affenstark

Was am Ende des Abends bleibt, sind gute anderthalb Stunden grundsolider Alternative Rock mit kleineren zwischenzeitlichen Durststrecken, über die man in der Summe aber hinwegsehen kann, da der Rest ein gelungene Exkursion zurück in vergangene Zeiten darstellt, auf die wohl jeder Anwesende in der Batschkapp gehofft hatte. Verlernt haben die Guano Apes ihr Handwerk jedenfalls nicht.  

Setlist

Maria / We Use The Pain / Rain / Lose Yourself / You Can’t Stop Me / Quietly / Crossing The Deadline / Open Your Eyes / Suzie / Never Born / Close To The Sun / Precious / Pretty In Scarlet / Sunday Lover // Trompeter / Big In Japan / Lords Of The Boards

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