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Granada (live im Zoom Frankfurt, 2017) © Julian Kessler

Granada sind die Meister der Entschleunigung. Mit ihrem fabelhaften Support Act Onk Lou sorgen die Grazer im Zoom in Frankfurt für ein besonderes Konzerterlebnis.

Das Tourleben kann manchmal ganz schön stressig sein, wie Granada gerade am eigenen Leib erfahren. Da ist es umso wichtiger, sich nach der Hälfte der Tournee einen Tag Auszeit zu gönnen, um bei den nächsten Tourterminen auf der Bühne wieder alles zu geben. 

Entschleunigung ist das Zauberwort, das sich wie ein Leitfaden durch die Lieder der Grazer Band zieht. Nach einem arbeitsfreien Tag in der Therme geben sich die fünf Musiker tiefenentspannt und spielen ein Konzert, das an Herzlichkeit nicht zu überbieten ist.

Nordpolarexpress

In Österreich und Süddeutschland sind Granada bereits the next big thing nach Wanda und Seiler und Speer. Diesen Status haben sie in "Norddeutschland" noch nicht. Auch in Frankfurt finden sich gerade einmal 100 Besucher zum Konzert im Zoom ein. Die Mainmetropole sei von Graz aus gesehen schließlich der Nordpol, wie Sänger Thomas Petritsch mehrfach betont.

Showman

Den Support bestreitet der Singer/Songwriter Onk Lou. Im Gegensatz zu seinen Studiotracks tritt der bärtige Musiker nur mit E-Gitarre auf, was der Stimmung und Intensität keinen Abbruch tut, im Gegenteil. Mit seiner Reibeisenstimme und seinen eindrucksvollen Blues-Gitarrenriffs erinnert Onk Lou an eine Pop-Fusion aus Everlast und John Mayer, nur dass er um einiges sympathischer als die Vergleichsgrößen ist. Die Zuschauer feiern ihn zurecht.

Ohne Herz? Ohne Granada

Was ihn und Granada miteinander verbindet, ist das Herzblut, das in den Liedern steckt. "Wenn's net vom Herzen kummt, isses nix wert", singt das Pop-Quintett aus voller Brust. Dabei greifen die fünf Musiker auch mal auf Balkan, mal auf Rock'n'Roll zurück. Das zahlenmäßig überschaubare Publikum tanzt während des gesamten Auftritts von Granada ausgelassen. Bei so manchen großen Konzerten herrscht keine so euphorische Stimmung.

Kraftklub sind nicht mehr allein

Die Zuschauer hören sogar zwei neue Songs, die auf der zweiten Platte erscheinen sollen: "Messer" und "Prag". Mehrere Lieder Granadas sind Städten gewidmet, allen voran natürlich Wien, dem Sehnsuchtsort Österreichs. Erstaunlicherweise können die Sunnyboys aber auch haten: "Grüße aus Graz zu dir und ihm, nach scheiß Berlin." 

Alles ganz easy

Das Schmankerl des Konzerts ist Granadas Coverversion von Billy Joels "Vienna", das auf österreichisch "Wien wort auf di" heißt. Sänger Thomas und Akkordeonist Alexander spielen das Lied unplugged inmitten der Zuschauer. "Wenn du so gscheid bist, sog warum host so an Stress?"

Einige Zuschauer singen den Text leise mit. Es tut gut, einen Gang runter zu schalten. Und nirgends klingt die Entschleunigung schöner als bei Granada.

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