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Ephemerals (live 2017) © Tim Winkelsett

Inbrünstige Stimmkraft trifft auf fidele Instrumentalbegleitung: Im Rahmen von Enjoy Jazz 2017 verstehen es die Ephemerals das Publikum im Karlstorbahnhof Heidelberg mit lässigen Grooves und versierten Soloeinlagen in Schwingung zu versetzen.

Leider müssen die Ephemerals am Samstagabend ohne die Unterstützung des Gitarristen Hillman Mondegreen auskommen. Dennoch verstehen es die Briten, den Ausfall am Sechssaiter durch eine lebhafte Live-Performance auszugleichen.

Markante Präsenz

Mit seiner omnipräsenten Stimmkraft eröffnet Sänger Wolfgang Valbrun das Konzert mit einer poetischen Ansprache, die unter beigemengtem Halleffekt zunehmend an Rhythmik gewinnt und das übrige Ensemble nach und nach zum Einsteigen einlädt.

Die Ouvertüre nimmt stetig an Dynamik zu und bietet einen guten Querschnitt des instrumentalen Aufgebots, das sich im Laufe des Abends noch einzeln profilieren wird.

Ausgemerzte Unstimmigkeiten

Einzig die Soundtechnik hat die ersten Minuten über Schwierigkeiten, die Instrumente abzumischen, sodass einige Interferenzen und Rückkopplungseffekte hörbar werden. Spätestens nach dem zweiten Stück sind diese Probleme jedoch behoben.

Kommen die ersten Songs noch vorwiegend soullastig daher, zeichnen sich die weiteren Stücke durch stimmungsaufhellende R&B-Rhythmik durch den Perkussionisten Jimi Needles und funkige Grooves des Bassisten Rob Jones aus.

Versiert pointiert

Noch vor der Halbzeit beginnen die einzelnen Bandmitglieder, den stimmgewaltigen Einsatz Valburns durch ausgelassene Improvisationseinlagen abzulösen und dem Publikum ihre spielerisch daherkommenden Fähigkeiten am jeweiligen Instrument darzubieten.

Allen voran Tastenspezialist James Graham brilliert bei seinen Soloeinsätzen in Orgel- und Klavierstimmung durch phänomenale Fingerfertigkeit, die den Stücken eine experimentelle Note hinzufügt.

Auch die Einsätze am Saxophon und der Trompete entbehren keiner kreativen Ausgestaltung und beweisen sich nebst der klangstarken Unterstützung im Hintergrund durch gut platzierte Improvisationsexkurse.

Energetische Impulse

Dem über zweistündigen Auftritt ist eigen, dass sich die stetige Zunahme an Bühnendynamik ab der zweiten Hälfte des Konzerts spürbar im Publikum widerspiegelt und sichtlich die Stimmung befeuert. Nach einem etwas zurückhaltenden Beginn erntet die Truppe die volle Unterstützung im Konzertsaal, die sich durch Zurufe und lauter werdenden Beifall bemerkbar macht.

Die Band bedankt sich beim Publikum mit einer über zehnminütigen Zugabe, in der auch Bassist Jones sein Solotalent zum Vorschein bringt. Im Ganzen dürfte sich keiner der Instrumentalisten über mangelnde Eigenpräsenz am Abend beschweren. Die sich abwechselnden Fokussierungen bringen dem Konzert unbestreitbar die Prise an Lebendigkeit, die den Soulgesang Valburns bis zum Schluss beseelt ausschmückt.

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