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Neil Diamond (live in Mannheim 2017) © Rudi Brand

Mit der Routine eines großen Entertainers feiert Neil Diamond 50-jähriges Bühnenjubiläum in der Mannheimer SAP Arena und reißt seine Fans immer wieder von den Sitzen.

Während des Konzerts in der gut gefüllten, aber nicht ausverkauften SAP Arena erklärt Neil Diamond, er wünsche sich ein Publikum, das nach jedem Lied vor Begeisterung aufspringe. Und tatsächlich erfüllen einige Getreue in den ersten Reihen ihm diesen Wunsch. 

Die meisten anderen Zuschauer begnügen sich mit gelegentlichen Standing Ovations, aber insgesamt ist die Begeisterung groß bei Neil Diamonds Auftritt im Rahmen seiner 50th Anniversary Tour.

Bewundernswert

Man kann Neil Diamond nur beneiden, wie fit er im Alter von 76 noch wirkt. In alten Filmaufnahmen, die auf der Videoleinwand gezeigt werden, kann man erkennen, dass er offensichtlich seit den 1970er Jahren kaum zugenommen hat. Natürlich ist er gealtert, die Haare sind grau, die Stimme nicht mehr so geschmeidig und ausdrucksstark, aber immer noch angenehm einschmeichelnd.

Schön auch, dass er keine Show spielt, die in Nostalgie ertränkt wird. Abgesehen von den Filmaufnahmen bei "In My Lifetime", die ihn beispielsweise beim Tanz mit Lady Di zeigen, wird vor allem die sehr schöne Kindheitserinnerung "Brooklyn Roads" mit Kindheits- und Jugendbildern angereichert. 

Das Werk eines Meisters

Ansonsten verlässt sich Neil Diamond auf die Stärken seiner Songs, seiner Stimme und seiner Band – und das ist kein Fehler. Natürlich ist seine Musik sehr soft, aber das wusste nun wirklich jeder einzelne Zuschauer vor dem Konzert. Als der Posaunist bei der Vorstellung der Band kurz "Rosamunde" anspielt, singt ein beträchtlicher Teil der Zuschauer mit. 

Schlager oder nicht – das Konzert ist Ausdruck von Neil Diamonds Könnerschaft im Songwriting. Im Alter von 25 einen Song wie "Solitary Man" zu schreiben, der den Anschein erweckt, als spräche ein weitaus älterer Mann, ist eine unfassbare Leistung. 51 Jahre später wirkt das Lied immer noch frisch und eindrucksvoll.

Kein Resümee

Anders als Johnny Cash, der "Solitary Man" genial interpretierte, ist Neil Diamond nicht daran interessiert, Bilanz im Angesicht des näherrückenden Todes zu ziehen. Dafür gibt es keinen Grund – schließlich ist er ein Entertainer, der seinem Publikum seine großen Hits präsentieren will.

Also spielt er nichts von seinen letzten Alben, aber dafür jede Menge Klassiker, unter denen das gefühlvolle "Play Me", "Beautiful Noise" und "Forever In Blue Jeans", das die Stimmung mächtig nach oben treibt. Dazu gibt es Auszüge von "Jonathan Livingston Seagull" und einen Rückblick auf sein berühmtestes Live-Album "Hot August Night".

Krönender Abschluss

Neil Diamond nimmt sich sehr viel Zeit, seine Band vorzustellen und den Musikern bzw. Sängerinnen ein kurzes musikalisches Statement zu entlocken. Viele von ihnen sind nicht seit Jahren, sondern seit Jahrzehnten fester Bestandteil des Ensembles. Auch das sagt viel über Neil Diamond aus.

Die ausgelassene Party steigt dann bei der Zugabe. Nach den ersten Klängen der ausgelassenen Version von "Sweet Caroline" sitzt niemand mehr. "Cracklin' Rosie" und "Traveling Salvation Show" nehmen die Energie des feiernden Publikums auf und sorgen für einen gebührenden Abschluss einer Show, die das geboten hat, wofür Neil Diamond seit Jahrzehnten berühmt ist: gutes Entertainment.

Setlist

In My Lifetime / Cherry, Cherry / You Got to Me / Solitary Man / Love on the Rocks / Play Me / Song Sung Blue / Beautiful Noise / Jungletime / Dry Your Eyes / If You Know What I Mean / Forever in Blue Jeans / You Don't Bring Me Flowers / Red Red Wine / I'm a Believer / Brooklyn Roads / Pretty Amazing Grace / Be / Lonely Looking Sky / Skybird / Jazz Time / Crunchy Granola Suite / Done Too Soon / Holly Holy / I Am ... I Said // Sweet Caroline / Cracklin' Rosie / Brother Love's Traveling Salvation Show

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