Die Frage aller Fragen, die sich viele Besucher des EDM-Festivals New Horizons vor dessen Startschuss stellten war, ob das Festival, das mit seinem Konzept an das international erfolgreiche Tomorrowland in Belgien erinnert, neben diesem als eigenes Festival mithalten kann.

Viele EDM-Festivals - und dazu gehört nicht nur das Tomorrowland - halten sich an ein futuristisches Konzept, das eine zauberhafte und mystische Welt widerspiegelt. So auch das New Horizons: Mit den sieben Bühnenwelten, die mit ihrer aufwendigen Aufmachung für jeden Geschmack etwas bieten, fügen sie diesem Konzept eine einzigartige Note hinzu und erweiterten sicherlich den ein oder anderen Horizont.

Einige Weekender-Ticket Besucher, die zunächst den Freitag als Anreisetag anpeilten, haben sich nach der spontanen Ankündigung einer Pre-Party am Donnerstag, für die eine eigene Bühne auf dem Festivalgelände sowie ein eigenes Line-Up aufgebaut wurde, sicherlich umentschieden.

Die Party vor der Party

Wer auf das richtige Festival-Feeling nicht verzichten will, muss am Donnerstag zunächst seine Zelte und Camping-Utensilien ausladen. Parkplätze in der Nähe des Campingplatzes gibt es reichlich, sodass auch später Anreisende mit einem Parkticket (manchmal mit etwas Überredungskunst) einen der begehrten Parkplätze in unmittelbarer Nähe des Platzes ergattern können.

Jeder mit Weekender-Ticket erhält zusätzlich ein Festivalbändchen, das mit einer Art Chip ausgestattet ist, der an den vielen Aufladestationen mit Geld aufgeladen werden kann. So wird lästiges Anstehen beim Bezahlen vermieden.

Der Campingplatz ist mit vielen Duschen, Toiletten, Akku-Aufladestationen, einem eigenen Supermarkt und Partyzelten ausgestattet, sodass es an nichts fehlt und man sich zusätzlich mit passender Musik auf die kommenden Festivaltage einrichten kann.

Am Donnerstag verläuft der Erhalt des Bändchens und die Suche nach einem Zeltplatz reibungslos. Die vielen Besucher sind hochmotiviert für die Party vor der Party:

Auf einer verhältnismäßig kleinen Smirnoff-Bühne heizen überwiegend DJanes das Publikum richtig ein. Es wird getanzt, gelacht und gefeiert, was das Zeug hält und das Wetter spielt mit. Die Leute sind bereit für den ersten offiziellen Festival-Tag.

Sieben Festivals in einem

Beim Betreten des Festivalgeländes staunt man nicht schlecht. Die Zahl sieben zieht sich durch das ganze Spektakel. Sieben Säulen, die zusammen W-E-L-C-O-M-E ergeben. Sieben Stationen, an denen man sein Armband-Chip mit Geld aufladen kann und zu guter Letzt die sieben Bühnen, die jeweils stellvertretend für eine Musikrichtung des Elektro-Genres stehen und mit viel Liebe zum Detail aufwendig dekoriert sind. Ein Riesenrad rundet dieses Bild ab.

Das Konzept der sieben Festivals in einem geht auf: Jede einzelne Bühne bedient eine andere Abspaltung des Elektro-Genres, die meist schon im Namen der jeweiligen "Festival-Welt" eingegliedert ist: Trancetonia, Dark Valley für Hardstyle, Trap-Town, Urban Circus und Factory 49 eher genreübergreifend, Garden of Goa und zu guter Letzt der Capital-Park (Mainstage), der viele weltberühmte DJs präsentiert.


Ein Gewitter-Start

Der Auftakt des Festival-Freitags verzögert sich aufgrund eines heftigen Unwetters auf einigen Bühnen, so stehen viele Hardstyle-Fans bereits ungeduldig vor dem Dark Valley und warten auf dessen Eröffnung.

Viele Besucher verpassen aufgrund des starken Regens das offizielle Opening und flüchten in den Urban-Circus zu dem niederländischen (Progressive)-House DJ Dannic, der eine unfassbar gute Show liefert und bei dem selbst die hintersten Reihen durch das viele Tanzen nass geschwitzt sind. Nass wird auch das Publikum vor der Mainstage, die der Schauer erwischt. Die Verzögerung und längeren Wartezeiten sind hinnehmbar, wenn man bedenkt, dass einige andere Festivals an dieser Stelle bereits abgebrochen hätten.

Der Freitag im Capital-Park

Auf der Mainstage wird am Freitag im Rahmen der offiziellen Eröffnung das Sound-System präsentiert. Hier wird deutlich: An gutem Sound wird es bei diesem Festival nicht mangeln. Der Bass zieht vor allem in den vorderen Reihen durch den ganzen Körper. Bei dem deutschen Duo "Gestört aber GeiL", die für ihre Hits wie „Unter meiner Haut“ bekannt sind, entschuldigt sich das Wetter mit strahlendem Sonnenschein.

Im Anschluss geht es im vollen Capital-Park mit einem überzeugenden Set von Felix Jaehn und seinem Remix von „Cheerleader“ in den Sonnenuntergang. Es folgt eine Überraschung: Die „New Horizons Ceremony“ bildet eine spektakuläre Show, die die Mainstage in Pyrotechnik hüllt und deren phänomenalen Sound nochmals zum Vorschein bringt. Die Smartphones werden gezückt und ein großes Staunen zieht durch die Reihen. Die Ceremony wird dabei musikalisch untermauert und in Szene gesetzt. Spannung wird mit verschiedenen Drops erzeugt, die alle in einem Feuerwerk enden.

Dieses Muster wird bei den darauffolgenden Headlinern beibehalten. Das New Horizons hat für die Visualisierungen keinen Cent gespart und kann mit anderen berühmten Bühnenbildern, wie die des Tomorrowlands, durchaus mithalten.

Die Stimmung ist festlich und die DJs haben ein sehr kooperatives Publikum erwischt, so macht jeder mit, wenn Martin Solveig "Put your Hands up“ ruft.

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Wo ist Alesso?

Eigentlich sollte nach Solveigh der schwedische DJ und Produzent Alesso auftreten, auf den viele an diesem Tag warten. Es werden Alesso-Rufe laut, doch stattdessen tritt Robin Schulz hinter das DJ-Pult. Das Publikum bleibt mit fragenden Gesichtern zurück, denn der krankheitsbedingte Ausfall von Alesso wurde in der Moderation nicht erwähnt.

Im Vergleich zu 2015 hat Robin Schulz sein Set zwar verbessern können und seine eingefleischten Fans feiern auch beim New Horizons seine Musik ab, doch im Vergleich zu den im Anschluss auftretenden Axwell /\ Ingrosso, die in der Besetzung als Swedish House Mafia größere Bekanntheit erlangten, hat er noch einiges aufzuholen: Viele Menschen, die sich bei Schulz auf eine der anderen Bühnen begeben hatten, wie zum Beispiel zu Otto Knows im Urban-Circus, kehren zu Axwell und Ingrosso zurück. Diese blicken auf ein riesiges, tanzendes Publikum, das in Neon-Lichtern gehüllt ausnahmslos ihre Chartbreaker wie "Don't you worry Child“ und "Save the World tonight“ mitgrölt.

Ein Gewitter-Ende

Mit  letzter Energie feiert das Publikum danach zu Tiesto, dessen Show jedoch im Vergleich zu den letzten Jahren eher nachgelassen hat. So werden seine größten Hits zur Enttäuschung vieler entweder nur angespielt oder komplett weggelassen.

Es folgt Afrojack, der mit seinen Hip-Hop Einflüssen alles zum Kochen bringt. Es fehlt nur noch das Closing des maskierten Marshmellos, auf den viele mit Plakaten oder der gleichen Verkleidung warten. Doch so wie das Festival begonnen hat, endet es auch. Bevor der anonyme DJ auftreten kann, bricht erneut ein tosendes Gewitter los und eine Durchsage fordert das Publikum auf, Schutz zu suchen und kündigt damit das Ende des Festival-Freitags an.

Ein perfekter Festival-Samstag

Nach dem Gewitter in der Vornacht geht das New Horizons planmäßig weiter. Hier muss ebenfalls den Veranstaltern zugute gehalten werden, dass diese die Nacht nutzen, um das Festival, das wohlbemerkt zum ersten Mal stattfindet, fortsetzen zu können. Es ist zwar schade, dass am Vortag Acts wie Marshmello und Alesso ausfallen mussten. Ein kompletter Abbruch wäre angesichts der Stärke des Gewitters zum Schluss, das glücklicherweise nicht allzulang andauerte, nicht unwahrscheinlich gewesen.

Wie als wolle sich das Wetter erneut entschuldigen, strahlt dafür die Sonne über das Festival- und Campinggelände am Samstag. Und dieses Mal hält sich das gute Wetter bis zum Schluss.

Tomorrowland-Alternative

Da noch viele den Freitag auskurieren, trifft ein Großteil der Menschen erst gegen Nachmittag / Abend auf dem Festival-Gelände ein. Im Capital-Park geht es jedoch mit Airdice offiziell bereits um 15 Uhr los.

Die erste Bühne, die einem beim Betreten des Geländes begegnet, ist die Trap-Town. Wer neben Elektro auch dem Hip-Hop-Genre zugeneigt ist, kommt hier auf seine Kosten. Viele Hip-Hop-Sounds werden mit Trap und House gemixt, sodass beide Genres ineinander verschmelzen.

Doch auch am Samstag zieht es die meisten Besucher zum Capital-Park. Bei dem Line-Up ist das nicht verwunderlich, denn das New Horizons hat erstaunlich viele internationale Headliner auf einmal für sich gewinnen können. Für eine Premiere sicherlich eine bemerkenswerte Leistung. Wer anstelle von Tomorrowland das New Horizons besucht, erlebt für weniger Geld ein fast identisches Line-Up. Angesichts der Tatsache, dass es sehr schwer ist, an reguläre Karten für das Tomorrowland-Festival zu kommen, ohne gleich mehrere hundert Euro auszugeben, ist das New Horizons in Deutschland eine gute Alternative.

Die Ohrwurm-DJs

Nach DVBBS, die für den Ohrwurm „Tsunami“ bekannt sind und DJ Chuckie, der ähnlich wie bei der Trap-Town Bühne Hip-Hop in seine Musik einfließen lässt, gibt Alan Walker im Rahmen einer aufwendigen Pyro-Show seine Hits wie „Faded“ oder „I'm Not Alone“ zum Besten. Wie am Freitag folgt auch am Samstag eine Zeremonie, die sich im Vergleich zu Freitag nochmal steigern kann. Spätestens jetzt hat jeder Besucher des New Horizons Festivals einen magischen Moment erlebt.

Lost Frequencies, dessen Song „Are you with me“, international in den Charts auf Platz 1 und ein Dauerbrenner in den Radios dieser Welt war und ist, liefert mit auf den Punkt getroffenen Drops und Beats in seinem Live-Set ab.

Die gute Stimmung im Capital-Park können auch Don Diablo und W&W aufrecht erhalten. Einen weiteren Kracher bietet das DJ-Duo Showtek, die mit einem zusätzlichen talentierten Live-Sänger eine Mega-Show bieten. Die Menschen steigen auf die Schultern ihres Nächsten und feiern zu „Booyah“ und den anderen Songs des Hip-Hop lastigeren Sets in diesem Jahr.

Technischer Ausfall

Zum Träumen verleitet Trance-DJ Armin van Buurens „This Is What It Feels Like“. Mit dem folgenden vorgetäuschten technischen Ausfall, der Teil seines Songs „This is a Test System“ ist, testet der Niederländer die Reaktionen des Publikums. Die Zuschauer des New Horizons haben diesen Test eindeutig bestanden! "Thank you Germany, you are beautiful", bedankt sich van Buuren, dessen Set mindestens genauso "beautiful" war.

Ein unvergessliches Ende

Dimitri Vegas und Like Mike bilden die Schlusslichter des Capital-Park Line-ups am Samstag. Sie beenden unter tosendem Applaus mit einem - wie soll es auch anders sein - riesigen Feuerwerk das New-Horizons Festival, das in jedem Fall Potenzial hat, international durchzustarten.

Fast schon wehmütig verlassen die Camper problemlos und ohne längere Wartezeiten am Sonntag das Gelände. Sie alle nehmen unvergessliche Erinnerungen mit.

Bereit für 2018

Die Organisation des Festivals und die technische Wiederaufbereitung nach den Gewittern sind für ein Festival, das zum ersten Mal stattfindet, sehr lobenswert. Das Bezahlsystem hat ebenfalls dafür gesorgt, dass sowohl auf dem Camping-Platz als auch Festivalgelände kaum Wartezeiten für Getränke und Verpflegung in Anspruch genommen werden mussten. Aufgrund der zahlreichen Toiletten musste man hier teilweise überhaupt nicht anstehen.

Die Anreise am Donnerstag verlief ebenfalls problemlos. Freitag-Anreisende haben jedoch längere Wartezeiten aufgrund des Unwetters in Anspruch nehmen müssen. Doch die gute Show und die damit verbundenen "Magic Moments“ haben sicherlich einiges davon wett machen können.

Das New Horizons 2018, das schon angekündigt wurde, kann nach dieser gelungenen Premiere definitiv kommen!

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