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Kate Nash (live in Frankfurt, 2017) © Leonard Kötters

Vor zehn Jahren veröffentlichte Kate Nash ihr erstes Album "Made of Bricks", das in England Platz 1 in den Charts und Platin, sowie Gold in Deutschland erreichte. Pünktlich zum zehnjährigen Jubiläum entführt sie die Fans im ausverkauften Zoom in Frankfurt auf unglaublich authentische Art und Weise in frühere Zeiten.

Mit einem instrumentalen Feuerwerk eröffnen Skating Polly, deren Leadsängerin gerade einmal 17 Jahre jung ist, den Abend. Mit unglaublicher Intensität und Energie präsentiert die Band aus Oklahoma ihr musikalisches Talent und pendelt dabei zwischen Indie- und härterem Alternative-Rock.

Beim Song "A Little Late" betritt Kate Nash zum ersten Mal die Bühne und unterstützt die Vorband, welche alle aus einer Patchwork-Familie stammen. Kate Nash habe das Lied so gefallen, dass sie ein Teil davon sein wollte, so erklärt sie dem Publikum.

Hautnah

Die Zuschauer im Zoom können sich an diesem Abend glücklich schätzen, denn in England füllt Kate Nash weitaus größere Hallen und spielt auf Riesen-Festivals wie dem weltberühmten Glastonbury Festival.

In Frankfurt ist sie im Vergleich unfassbar nah und verschafft insbesondere den Zuschauern in den ersten Reihen sehr persönliche Momente: Häufig blickt sie ihnen direkt in die Augen, lächelt und verkneift sich auch nicht einige Bemerkungen in Richtung einzelner Personen im Publikum. Ein vor Rührung weinendes Mädchen bekommt sogar eine tröstliche Umarmung.

Charmant und rebellisch

Gegen 22 Uhr stimmen Kate Nash und ihre nur aus Frauen bestehende Band auf einer mit weißen Orchideen und Rosen bedeckten Bühne die ersten Töne an und liefern damit den Startschuss für ein unvergessliches Konzert. Zu Beginn spielt sie "Foundations", eines ihrer bekanntesten Lieder, das sich mehrere Wochen auf Platz 2 der britischen Charts hielt. Allerdings erhalten die Zuschauer nur die erste Minute als Kostprobe zu hören. Die Vollversion folgt später. 

Es ist heiß und stickig im Zoom, das bemerkt auch Nash: "Whats up Germany, wow its hot and sweaty in here". Ihr schiefes Lächeln und bereits leicht verlaufenes Make-Up machen sie dabei unheimlich sympathisch. Weiter geht es mit "Play" und kräftig mitsingenden Zuschauern.

Mit einer großen Portion Sarkasmus fordert Kate Nash die Zuschauer auf an jemand ganz Spezielles zu denken. Damit meint sie nicht eine besonders tolle Person, sondern es soll viel mehr um einen "Dickhead" gehen. Während der Perfomance des gleichnamigen Songs formt sie mit ihren Händen ein Peace-Zeichen und die Zuschauer tun es ihr nach. Das ist Nash jedoch offensichtlich nicht rebellisch genug und prompt wird aus dem Peace-Zeichen ein eindeutigerer Mittelfinger, der die Lyrics des Songs perfekt visualisiert.

Für immer jung

Der Hauptteil ihres Konzertes besteht ausschließlich aus Liedern ihres sehr erfolgreichen ersten Albums, das die Sängerin vor zehn Jahren mit gerade einmal 20 Jahren veröffentlichte. Jugendliche Verspieltheit, Rebellion, ein kleiner Hauch von Naivität und hoffnungslose Träume spiegeln sich darin wider. Gekonnt versetzt sich Kate Nash in ihr 20-jähriges Ich und bringt beim nächsten Song "Birds" sich selbst und das Publikum zum Schmunzeln. In der Lyrics dazu, geht es um zwei Verliebte, die in einen Dialog treten.

Der Junge versucht dort die Unsicherheit des Mädchens zu nehmen: "Like Birds can fly so high and they can shit on your head, they can almost fly into your right and make you feel so scared but when you look at them and you see that their beautiful, well thats how I feel about you". Der Text sitzt und zusammen mit Kate Nash schwelgt das Publikum in Erinnerungen.

Selbstironie und Frauenpower 

Mit ihrer ungekünstelten Art und Weise gewinnt Kate Nash die Herzen der Fans. Ihre Band geht im Musizieren vollends auf, was sich in ihrer ausdrucksstarken Perfomance widerspiegelt. Als nächstes gibt sie "We Get On", "Mariella" und "Shit Song" zum Besten. Die Zuschauer lachen, tanzen, klatschen und singen ununterbrochen mit.

"How are you?", wirft Kate Nash in die Runde. Die jubelnde Antwort spricht für sich. Ein Mutiger schreit ihr daraufhin zu: "And how are you?". Kate Nash zeigt sich beeindruckt und entgegnet, dass es ihr gut gehe und sie sich wundert, warum man sie das nicht öfter frage. Sie lacht und die Besucher mit ihr. Es ist nur eine der zahlreichen Unterhaltungen, die Kate Nash an diesem Abend führt.

Emotional

Es folgt das wunderschöne und sehr melodische Lied "Nicest Thing", das ohne viel Aufwand und mit simplen leisen Gitarrenklängen, der zarten Stimme Kate Nashs sowie hoffnungslos träumerischen Lyrics Gänsehaut-Momente verschafft.

Im Anschluss hält die talentierte Sängerin und Songwriterin eine kleine Rede, in der sie sich für die letzten zehn Jahre bedankt und darauf hinweist, dass es für unabhängige und weniger kommerzielle Musiker oftmals schwieriger ist Fuß in der Musikbranche zu fassen. Umso mehr freue es sie, dass die Unterstützung ihrer Fans mit der Zeit nicht nachgelassen habe.

Die letzten zwei Songs von "Made of Bricks" folgen: Mit der Vollversion von "Foundations" und "Little Red" feiert Nash nochmal gebührend ihr zehnjähriges Jubiläum. Damit endet das atemberaubende Konzert und Kate Nash und ihre Band verschwinden von der Bühne.

Just kidding

Das Publikum jubelt fröhlich weiter und kurz darauf ist die quirlige Sängerin samt Band wieder auf der Bühne. "Just kidding, this is not the end", beruhigt Nash die Besucher, bevor sie im zweiten Teil des Konzertes neuere Songs präsentiert und zunächst sehr nachdenklich und ernst wird.

Kate Nash macht auf psychische Probleme in der Gesellschaft aufmerksam. Es sei nicht schlimm Hilfe zu brauchen und schämen solle man sich dafür erst recht nicht. Mentale Krankheiten seien ein weit verbreitetes Problem und auch sie sei davon betroffen gewesen. Damit leitet sie ihre nächste Darbietung "Musical Theatre" ein.

"I am not alone" heißt es darin, nein das ist sie in der Tat nicht. Gebannt hängt der Saal an ihren Lippen, wenn sie in dem bisher unveröffentlichten Lied einen Einblick in ihre Seele gewährt. Sie greift das Thema der Psyche in der Lyrics sehr fesselnd auf und veranschaulicht eindrucksvoll wie es sich anfühlt, ständig unter Strom zu stehen und die Orientierung zu verlieren.

Neue Facetten

Dass Kate Nash vor Energie nur so strotzt, beweist sie im Verlaufe des Abends mehrmals. In "Agenda" zeigt sie, dass sie auch anders kann, denn hier werden erstmals Hip-Hop Einflüsse deutlich. Nash rappt, tanzt und verbreitet einfach gute Laune. 

Das Konzert endet mit "Merry Happy", ein weiteres Lied aus ihrem Debüt-Album "Made of Bricks" und bildet damit einen runden und passenden Schluss. "Merry Happy" ist nach diesem Konzert auch das Publikum. Kate Nash hinterlässt einen bleibenden Eindruck und viele zufriedene und glückliche Gesichter.

A few moments later

Lange nach Ende des Konzerts haben einige Zuschauer Glück: Umgezogen und mit Nerd-Brille überrascht sie Besucher, die draußen den Abend mit ihren Freunden ausklingen lassen. Dabei nimmt sie sich viel Zeit und hört jedem zu.

Im persönlichen Gespräch beweist Kate Nash einmal mehr, was für eine tiefgründige und sympathische Frau sie ist. Die Unterhaltungen enden nicht selten in einer liebevollen Umarmung. Neben einem aufregenden, unterhaltsamen und musikalisch hochwertigen Abend hat sie damit für eine ganz persönliche Erinnerung gesorgt.

Setlist

Play / Foundations / Mouthwash / Dickhead / Birds / We get on / Mariella / Shit Song / Pumpkin Soup / Skeleton Song / Nicest Thing / Foundations / Little Red // Musical Theatre / Agenda / Merry Happy

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