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The Magpie Salute (2017) © Shervin Lainez

The Magpie Salute sind mit drei zentralen Ex-Mitgliedern von The Black Crowes deren designierte Nachfolgeband. Sie halten das Werk der Crowes, aber auch die Musik, die sie geprägt haben, lebendig und präsentieren sich in der Frankfurter Batschkapp als überragender Liveact.

Zu zehnt kommen sie auf die Bühne. Mit drei Gitarren und drei Backgroundsängerinnen. Laut ist es und fett der Sound. Obwohl es leider nicht allzu voll ist in der Batschkapp, legen The Magpie Salute, die immerhin an drei zentralen Positionen mit ehemaligen Mitgliedern der Black Crowes besetzt sind, los als wäre heute Rockpalast.

Mit zwei eher selten gespielten Crowes-Nummern geht es los, bevor sie mit Album-Opener und Vorabsingle-Track "Omission" einen Song spielen, den Rich Robinson und Sänger John Hogg in ihrer kurzlebigen Zeit als Hookah Brown 2003 schrieben.

Huldigung ihrer Helden

Danach schnallt sich Robinson eine Spiegelpallietten-verzierte Zematis-Les Paul um und legt in bester Ron Wood-Manier mit dem Eröffnungsriff von "(I Know) I‘m Losing You" los.

Es ist eine grandiose Version und um die Faces-Huldigung noch zu toppen, spielen sie danach das wunderbare "Oh La La" aus der Feder von Ronnie Lane. "Don't Know Why" von Eric Clapton aus seiner Zeit mit Delaney & Bonnie beendet diesen Tribute-Block.

Starke Präsentation von Crowes-Material

Rich Robinson Solo-Song "Down The Road" versandet etwas in einem zu unklaren Sound, aber Marc Fords "Call Me Faithful" sorgt dann für einen weiteren Höhepunkt. "Been A Long Time" vom letzten Crowes-Album "Before The Frost ... Into The Freeze" zeigt, wie souverän John Hogg als Leadsänger mit dem Erbe von Chris Robinson umgeht.

Seine Stimme klingt sehr ähnlich wie die Vorlage, aber weniger kratzig und anders als Chris Robinson, der in den letzten Jahrzehnten immer mehr Manierismen in seinen Vortrag legte und viele Original-Melodiebögen in bluesige Phrasierungen umwandelte.

Ford präsentiert sich in sensationeller Form. Ständig suchen er und Robinson den Blickkontakt zueinander. Man hat wirklich den Eindruck, als seien sie wieder ganz nah beieinander. Der dritte Gitarrist Nico Bereciartua ist am linken Rand der Bühne klar abgeschottet von der Achse Robinson/Ford.

Jeden Abend eine andere Setlist

Mit den Worten "This is an old song" kündigt Robinson das getragen dynamische "Bewildered" an, einen ganz selten gespielten und nicht regulär veröffentlichten Song aus den frühen 90s, bei dem Hogg den Text noch ablesen muss. The Magpie Salute ändern auf dieser Tour jeden Abend die Setlist und nehmen ständig neue Coversongs in ihr Repertoire auf.

Noch loten sie aus, was sie als Band umsetzen können. Wenn man sich die Setlisten der Konzerte und die Songstatistiken vor Augen führt, kann man vor dem Mut nur den Hut ziehen, den sie damit als noch nicht etablierter Act beweisen.

Kleine Menge, große Begeisterung

Marc Ford hat mit "I'm Free" noch einen weiteren überzeugenden Solospot. "Which Way Your Wind Blows" von Rich Robinson baut mit spannungsgeladenen Bluesriffs auf tief gestimmten Gitarren eine dichte Atmosphäre auf, die den ganzen Song über bestehen bleibt. Hier kann er dann auch einmal als Sologitarrist ausladend überzeugen. Obwohl die hinten abgehängte Batschkapp nur ca. zur Hälfte gefüllt ist, zeigt das Publikum doch absolute Begeisterung ob der grandiosen Musik.

Aber es zeigt sich schon, dass die Black Crowes in den letzten zwei Dekaden das deutsche Publikum stark vernachlässigt haben. Sie besaßen hierzulande eine große Fanbase, von der aber nur die absoluten Hardcore-Reste an diesem Abend anwesend sind. Sie erleben eine späte Wiedergutmachung und eine wunderbare zudem. Als nächstes spielen sie eine mächtige Coverversion von "Tumbling Dice", bei der zwar irgendwie das Gitarrensolo nicht ganz abgestimmt ist, aber sonst ist es ein Vergnügen, die Vorlage von "Jealous Again" auch mal von den Jungs zu bekommen.

Wiedergutmachung, aber auch ein kalter Abgang

Als Finale gibt es dann Crowes-Songs. Zunächst noch aus der Exotenabteilung ("Girl Form A Pawnshop", "Horsehead"), dann folgen die Hits. "Hotel Illness" war zwar eine Single, wurde aber eher selten live gespielt. "Sting Me" beendet dann das reguläre Set und man fragt sich, ob die Crowes es auch schon mal so zwingend gespielt haben, was auch wieder dem auf den Punkt kommendem Gesang von John Hogg geschuldet ist. Danach gehen sie von der Bühne und kommen nicht mehr zurück, obwohl das Publikum laut die Band fordert. Auf der Setlist stand als letzter Song noch "Remedy" – das wäre in der Tat noch ein toller Abschluss gewesen.

So blieb es zwar ein grandioser Abend, der lediglich an diesem uneleganten Abgang etwas krankte. The Magpie Salute sind eine starke Band, die das Werk der Black Crowes würdig am Leben halten und vielleicht auch noch ein eigenes Oeuvre schaffen werden. Ob ihnen auch dies gelingt, werden wir gespannt beobachten!

Setlist

A Conspiracy / By Your Side / Omission / (I Know) I'm Loosing You / Oh La La / Don't Know Why / Down The Road / Call Me Faithful / Been A Long Time / Bewildered / Tied Up And Swallowed / I'm Free / Which Way Your Wind Blows / Tumbling Dice / Girl Form A Pawnshop / Horsehead / Hotel Illness / Sting Me

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