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Gregor Meyle (live beim Burgsommer Neuleiningen, 2017) © Akis Konstantinidis

Im Rahmen des Burgsommers Neuleiningen stattet Gregor Meyle mit seiner Band der Burg des beschaulichen Örtchens in der Pfalz einen Besuch ab. Was das Publikum an diesem Abend zu sehen und vor allem zu hören bekommt, ist handgemachte Musik eines sympathischen und humorvollen Musikers, der gleichzeitig nie den Blick für das Wesentliche verliert.

Der Burghof der Burg Neuleiningen ist voll, unten vor der Bühne haben sich bereits viele Menschen eingefunden und auch auf den Mauern sitzen die Besucher in freudiger Erwartung. Auf dem Grashügel, der sich auf einer Seite des Burghofs erstreckt, haben es sich die Zuschauer auf Decken und mit einem Glas Wein bequem gemacht, schließlich sind wir hier ja in der Pfalz! 

In den Zuschauerreihen sind vor allem Pärchen zu finden, allerdings gibt es auch ein paar Familien zwischen den Verliebten. Obwohl ein kühler Wind weht, lassen sich die Menschen von diesem nicht beirren, denn der Grashügel füllt sich immer weiter. Wohl denjenigen, die sich zwischen all den bereits vorhandenen Decken und all dem Wein noch ein Plätzchen sichern können.

Ohne große Worte

Dann fällt auch schon der Startschuss. Pünktlich kommt die Band auf die Bühne und setzt sich an die Instrumente. Nachdem Gregor Meyle seinen Weg auf die Bühne durch die Zuschauer gebahnt hat, begrüßt er schließlich mit einem sympatisch langgezogenen "Halloooooooo" das Publikum, das den Gruß des bodenständigen Musikers freudig erwidert. Nach dem kurzen Hinweis, dass er sich den ganzen Tag über im Pfälzer Dialekt geübt habe und dies auch demonstriert, legt er auch gleich los. Schließlich ist das auch, worum es dem Künstler geht, nämlich Musik zu machen.

Zuvor erwähnt Gregor Meyle jedoch noch kurz, dass diese Burg definitiv zu einer der besten Locations zählt, in der die Band je gespielt habe. Die Location bietet nicht nur einen besonderen Flair, sie bietet auch die besten akkustischen Voraussetzungen für ein Konzert. Schon beim ersten Song wird daher deutlich, dass die Akkustik im Burghof grandios ist. Mit dem Song "So soll es sein", mit dem vor 10 Jahren alles bei Stefan Raab begann, eröffnet Meyle das Konzert.

Ein Quäntchen Humor

Der zweite Song "Ganz normale Leute" veranlasst bereits die meisten Besucher, mitzuklatschen. Am Ende dieses Songs verabschiedet sich der Künstler jedoch und wünscht allen eine gute Heimreise. Schnell ist klar, dass dort auf der Bühne ein humorvoller Typ steht, der es versteht, die Leute zu unterhalten.

Der Humor des Künstlers ist jedoch nicht nur in seinen Scherzen und Überleitungen ersichtlich, sondern auch während der Performance seiner Lieder. So gibt er zum Beispiel während des Songs "Schau mich nicht so an" den Männern im Publikum gerne Unterstützung durch Handzeichen, nachdem anfänglich auf seine Aufforderung, den Text mitzusingen, männliches Schweigen folgte. 

Ihm entgeht nichts

Als bei "Leichtigkeit des Seins" wieder alle Hände den Weg nach oben finden und zu klatschen beginnen, wird klar, dass Meyle alles mitbekommt, was sich im Publikum abspielt. Er weist auf einen "profesionellen Pfälzer" im Publikum hin, der es schafft, trotz des Klatschens keinen einzigen Tropfen seiner Schorle zu verschütten.

Humor scheint die Lösung aller Probleme. So auch als der Musiker nach Beginn eines Songs feststellen muss, dass seine Gitarre falsch gestimmt ist. Mit einem lockeren Witz wird das Malheur überspielt und jeder Besucher sieht darüber hinweg. 

Keine Luxusprobleme, nur Gefühl

Mit "Das nennt man Glück" und "Flieg jetzt los" spielt die Band um Gregor Meyle zwei weitere Lieder, die den Blick der Besucher für das Wesentliche schärfen sollen. Viele Probleme, mit denen wir uns tagtäglich konfrontiert sehen, sind meist nur Luxusprobleme. Für den Moment des Konzerts zumindest schaffen es die Musiker auf der Bühne, dass man sich mit diesen vermeintlichen Problemen auseinandersetzt und sich darüber Gedanken macht wodurch man gleichzeitig deren Nichtigkeit erkennt.

Dann wird es mit "Die Tapfere" wieder gefühlvoll. Die Hommage, die Meyle für seine Mutter verfasst hat, kommt auch beim Publikum, das nun im Takt mitschunkelt,sehr gut an. Trotz des Gefühls, scheint es sich das Wetter, das bisher gehalten hatte, für kurze Zeit anders zu überlegen. Es ziehen dunkle Wolken über der Burg Neuleiningen auf und der Wind nimmt zu.

Die Post geht ab

Zum Glück drehen die Wolken aber wieder ab, so dass der Abend zwar windig, aber ohne Regen weitergehen kann. Da Gregor Meyle um sein Publikum besorgt ist und auch ihm der Wind nicht entgangen ist, kündigt er den Song "Hätt nix dagegen" mit der Aussage " Das Wetter ist windig, da müssen wir tanzen" an. Mit dem Song "Niemand" geht auf der Bühne dann die Post ab. Das Publikum wird zum Mitmachen animiert, was es sich nicht zwei Mal sagen lässt. Meyle schafft es, mit seinen ehrlichen und gefühlvollen Texten, seiner konzentrierten Stimme und den eingängig, teilweise irisch angehauchten Melodien seiner Songs wahrlich Gefühle zu vermitteln, seien es nun die leisen Emotionen oder die laute Euphorie.

Mit "Du bist das Licht", Meyles Wunsch, dass diese Burg erleuchtet sein möge und ganz vielen Handytaschenlampen, Feuerzeugen und sogar ein paar Wunderkerzen verabschiedet sich die vierzehnköpfige Band nach einer tiefen Verbeugung von der Bühne.

Am Ende geht noch mehr

Die Zuschauer scheinen von der Band noch nicht genug verzaubert und so findet sich diese auf starkes Verlangen des Publikums hin für eine Zugabe nochmal auf der Bühne ein. Nach "Mann im Mond" packt Meyle endlich seine Ukulele aus, um "Da geht noch mehr" zu spielen. Und dann hat die Band noch eine ganz besondere Überraschung für das Publikum in Neuleiningen.

Unter der Bedingung, dass das Publikum mucksmäuschenstill ist, spielt die Band um Gregor Meyle inmitten der Zuschauer ein kleines Akkustikkonzert. Während des Songs "Dann bin ich zu Haus" herrscht im gesamten Burghof Stille, das einzig vernehmbare Geräusch ist das Flackern der Fahne auf dem Burgmast – ein wunderschöner Abschluss des Konzertabend.

Setlist

So soll es sein / Ganz normale Leute / Schau mich nicht so an / Das Beste kommt noch / Hier spricht Dein Herz / Leichtigkeit des Seins / Das nennt man Glück / Heute Nacht / Flieg jetzt los / Und dann kamst Du / Pack dein Scheiss / Die Tapfere / Hätt nix dagegen / So bin ich / Niemand / Frei mit Dir / Du bist das Licht / Mann im Mond / Da geht noch mehr / Dann bin ich bin zu Haus