Patrick Richardt (live in Ludwigshafen, 2017)

Patrick Richardt (live in Ludwigshafen, 2017) © Sascha Kilian

Zum Abschluss seiner Tour im Kulturzentrum dasHaus in Ludwigshafen sprüht der junge Krefelder Patrick Richardt nur so vor Spielfreude und entfacht mit seiner famosen Begleitband tatsächlich "Euphorie" bei den Zuschauern.

Patrick Richardt erhielt vor vier Jahren viel medialen Beifall für sein Debut "So, wie nach Kriegen". Die rohe und fast unfertige Direktheit der Platte rief Vergleiche unter anderem mit Rio Reiser hervor. Es folgten intensive Tourneen und Auftritte im Vorprogramm der Sportfreunde Stiller.

Doppelschlag zu Beginn

Richardt benötigte danach eine kreative Auszeit, um sich für das zweite Album zu sammeln, das nun endlich im März 2017 erschient. Seine Band und er packen jedoch den starken Doppelschlag des Debüts an den Konzertanfang. "Wir segeln" und "Adé, Adé" mit Richardt am E-Piano sind unwiderstehlich in ihrem musikalischen Sturm & Drang sowie dem textlichen Wunsch nach Freiheit und Aufbruch.

Beide Stücke zeigen die Stärken der gesamten Band. Diese entwickelt hier mit zwei krachenden Gitarren, Bass, Schlagzeug und dem Protagonisten im Wechsel an den Tasten und der akustischen Gitarre einen enormen Druck im Dome des Kulturzentrums dasHaus.

Neue Platte im Fokus

Patrick Richardt stellt während des Konzerts natürlich seine neue Platte "Soll die Zeit doch vergehen" in den Mittelpunkt. Hierbei sind es vor allem die hell-leuchtenden und im Sound offenen, leichteren Stücke wie "Tanzen gehen" (mit Ukulele) und "Euphorie", die im Publikum für ausgelassene Stimmung sorgen. Mit dem Uptempo-Stück "König Alkohol" erzählt er lakonisch von seiner "Kellnervergangenheit".

Der Titelsong ist dynamischer, purer Rock'n'Roll, der vom Sänger immer wieder ausgelassen angefeuert wird. "I.D.E.A.L" und besonders "Rotterdam" können textlich wie musikalisch die Nähe zu Thees Uhlmann und dessen Ex-Band Tomte nicht leugnen. Kein allzu großes Wunder, da Richardt beim Hamburger Indie-Label Grand Hotel van Cleef unter Vertrag steht, dessen Mitbegründer Uhlmann ist.

Die Wahrheit über das Musikerleben

Richardt sucht den Dialog mit dem Publikum und plaudert aus dem Nähkästchen eines semi-professioneller Musikers, der bei einer einmonatigen Tourneeplanung genauso auf Urlaubskontingente und Freundschaftsdienste angewiesen ist, wie darauf, schnell und ausgeschlafen von Dresden nach Ludwigshafen zu gelangen und entzaubert damit das häufig verklärte Musikerleben.

Starke Songs und intensiver Ausklang

Als Konzerthighlights erweisen sich das countryfizierte "Morgenlicht" sowie das atmosphärisch-dichte "Starkstrom" vom Debut, das sich mächtig aufbaut und am Ende fast sogar progressiv ausklingt. Das ausgelassene "Lichterloh" brennt am Ende des Sets tatsächlich an beiden Enden, wofür die kompakt rockende Band verantwortlich ist.

Als Zugabe begibt sich Patrick Richardt alleine, mit der unverstärkten Wanderklampfe ins Auditorium und spielt herrlich intensiv "Wie weit" von der neuen Platte, bei der er existenzielle Fragen nach der "neuen Welt" oder auch der "Unendlichkeit" stellt und das Publikum mitsingen lässt. "Alte Dame weite Welt" bildet mit Band sowie seinen beschwingt-weltmusikalischen Einflüssen den endgültigen Abschluss und wird von den Fans frenetisch gefeiert. Richardt setzt damit zwei große Ausrufezeichen am Ende eines außerordentlichen Konzertabends in Ludwigshafen.