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Blackberries - Live 2017-03-30 Mannheim © Jan Wölfer

Einen großartige Vorstellung davon, was man 1969/1970 hören konnte, wenn man auf den richtigen Veranstaltungen war, vermitteln Blackberries aus Solingen im Verbund mit Fooks Nihil aus Wiesbaden in den Kulturbrücken im Mannheimer Jungbusch.

Es wirkt auf den ersten Blick nicht gerade wie die coolste denkbare Kombination für einen großartigen Konzertabend. Wiesbaden und Solingen sind keine urbanen Metropolen aus denen man den heißen Scheiß erwartet.

Und doch bieten Fooks Nihil und Blackberries aus diesen beiden Städten an einem fast schon sommerhaften Abend Ende März eine verdammt überzeugende Mischung von Musik, die klar in den späten 1960er bzw. frühen 1970er Jahren verortet ist.

Fooks Nihil – kein Nebenprojekt

Den Abend in der feinen Location Kulturbrücken Jungbusch eröffnen Fooks Nihil aus Wiesbaden. Sie sind angekündigt als eine Band, die aus Mitgliedern von Okta Logue besteht. Das trifft auf Max Schneider zu, der bei Fooks Nihil reduziertes Schlagzeug spielt (und wie alle drei Bandmitglieder singt) und bei Okta Logue seit 2016 die Keyboards bedient.

Der Okta Logue-Verweis wird der Band allerdings nicht wirklich gerecht, denn Fooks Nihil sind schon seit 2013 in dieser Besetzung unterwegs und somit kein Side-Project. Auch ist ihr ein Ansatz ein völlig anderer, denn sie spielen akustisch und verzaubern das Publikum mit dreistimmigem Gesang, der immer wieder an Crosby, Stills & Nash erinnert, was vor allem auch an Schneider liegt, der mit seinen hohen Harmoniegesängen stark an David Crosby erinnert und so den Gesang veredelt.

Im Kalifornien der späten 1960er

Die meisten Leadvocals steuert jedoch Gitarrist Max Ramdohr bei, aber auch Bassist Florentin Wex überzeugt als Lead-Sänger bei "Surface Of Things". Songs und Arrangements erinnern sehr an Kalifornien in der zweiten Hälfte der 1960er.

Auch optisch passen die drei Musiker in dieses Szenario. Man fühlt sich um nahezu fünfzig Jahre zurück versetzt und stellt sich vor, man wäre im Roxy oder Whisky A Go Go in LA, so perfekt ist die Illusion. Aber auch jetzt und heute in Mannheim fühlt es sich verdammt gut an, das erleben zu dürfen. Das Publikum sieht das genauso und fordert eine Zugabe, die es auch bekommt.

Musikalische Weiterentwicklung

Die Blackberries, die früher auch noch ein "The" im Bandnamen hatten, haben in den letzten Jahren eine deutliche Wandlung erfahren. Vor vier Jahren spielten sie noch im Vorprogramm von Miles Kane und hatten mit ihrer ersten LP "Music For The Night" noch einen anderen musikalischen Ansatz – weniger auslandend psychedelisch – aber trotzdem überzeugend.

Nun haben sie sich vor allem in der Art ihres Zusammenspiels auf der Bühne weiterentwickelt und bauen ganz bewusst instrumentale Passagen in ihre Songs ein. Dadurch verwandeln sie sich in einen Act, der sowohl den Garage-Psychedelic-Ansatz der USA in den 1960ern, aber auch das, was in und um London in dieser Zeit geschah, mit in seine Musik einfließen lässt.

Gleichzeitig klingen die frühen 1970er durch, beispielsweise durch die Krautrock-Reminiszenzen bei "Flowers Paint The Sky" oder Nummern wie "Kasbah", die ähnliche Einflüsse aus dem arabischen Raum einnehmen wie weiland Led Zeppelin, aber daraus ein weitaus weniger wuchtiges und schweres Gebilde formen.

Ihr überzeugendes aktuelles Doppel-Album "Greenwich Mean Time" fasst die Ideen zu den Songs zwar schon zusammen, aber nach einem knappen Jahr, in dem die Band die Songs auf der aktuellen Tour live präsentiert, spürt man, dass sich die Songs im Zusammenspiel live nochmals weiter entwickelt haben.

Retro, aber geil!

Manche Momente erinnern an die Doors, andere an die frühen Pink Floyd, ohne dass die Band jemals wie eine Kopie klingt. Im Gegenteil trotz ihrer vielfältigen Einflüsse behält ihre Musik stets eigenständigen Charakter. Die Originale aus der damaligen Zeit sind nicht mehr erreichbar, aber umso schöner ist es, dass Bands wie Blackberries es ermöglichen, eine Art von Ersatz-Erlebnis aus den gleichen musikalischen Zutaten zu erleben. Das mag zwar retro sein, aber es ist verdammt großartig!

Setlist Fooks Nihil

Long Days / Fully Cleansed Mind / Seen You In My Dreams / Surface Of Things / Heat / Small Cat Corporation / Potion For My Soul / The Way It Looks // Long Tall Texan

Setlist Blackberries

Things Change / Kasbah / Demons / Red Winged Blackbird / Rhabarbara / The Copper Coast / Flowers Paint The Sky / My Love Still Shines // Wipe Out (The Ventures-Cover) | Tears

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