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Impressionen von der Tapefabrik 2017 im Schlachthof Wiesbaden © Alexander Schäfer

Nachdem die Tapefabrik letztes Jahr aus finanziellen Gründen ins Wasser gefallen war, konnte das früheste Festival des Jahres 2017 dank neuer Sponsoren wieder stattfinden. Zahlreiche Fans aus der gesamten Republik fanden sich im Schlachthof Wiesbaden zusammen, um gemeinsam mit den Köpfen zu nicken.

Es ist einer der ersten richtig sonnigen Tage im Jahr und auch wenn es kalendarisch noch Winter ist, macht der meteorologische Frühling seinem Namen in Wiesbaden alle Ehre. Die Sonne scheint auf die Besucher der Tapefabrik, die vor dem Schlachthof Wiesbaden auf der Wiese sitzen, skaten oder bereits in der Schlange vor dem Clubgelände warten.

Nach einem Jahr Pause hat die Tapefabrik wieder in die hessische Landeshauptstadt gerufen und alle, alle kamen. Das Line-up liefert dazu auch allen Grund. Wie immer glänzt die Tapefabrik mit einer Mischung aus großen, etablierten Acts und eher unbekannten, aber nicht minder begabten Künstlern.

Wiesbadener Dreierlei

Die Musiker finden auf insgesamt drei verschiedenen Bühnen Platz. Im Saal steht erwartungsgemäß die Mainstage, dazu gibt es eine Stage im Kesselhaus und noch die hhv.de-Stage, die allerdings gefühlt zehn Quadratmeter groß ist. Der Einlass ist begehrt.

Die Mainstage wird von Damion Davis moderiert, der die Bühne auch um 17:00 Uhr mit einem kurzen Set eröffnet. Der Andrang vor der Bühne ist noch verhalten, es ist aber auch noch früh. Am Rand des Saals finden sich verschiedene Merch- und Getränkestände, an denen der geneigte Fan sich mit allerlei Utensilien eindecken kann. Dennoch hat man den ganzen Abend über im Saal nie Angst, keinen Platz zu finden.

Unterm Untergrund?

Anders verhält es sich mit dem Kesselhaus. Spätestens ab 19:00 Uhr findet sich vor dem Eingang eine länger und länger werdende Schlange. Bewegung findet einzig zwischen den verschiedenen Gigs statt, wenn die Besucher aus dem Gebäude kontrolliert aus- und dann wieder eingelassen werden. Zwar kann man sich an den im Hof stehenden Foodtrucks Verpflegung organisieren, aber dennoch entsteht der Eindruck, als ob generell mehr Leute vor die beiden kleinen Bühnen wollen.

Grund dazu gibt die Künstlerliste im Kesselhaus, die allerlei aktuelle und in Teilen der Szene extrem populäre Künstler bietet. Dazu zählen AzudemSK, Shacke One oder doz9 (der statt wie angekündigt mit Torky Tork anstatt mit DJ Dexter auftritt). Er ist es auch, der auf der Bühne, wenn auch eher beiläufig, die Frage stellt, ob die Tapefabrik nicht "zu wenig Untergrund" sei.

Organisationsschwierigkeiten

Nachdem die Hiphop-Urgesteine Main Concept eigentlich das Programm der Mainstage beenden sollten, werden dann doch noch Slowy & 12Vince hierher verlegt, die eigentlich im Kesselhaus auftreten sollten und ihre neue Scheibe präsentieren. Im Anschluss kommen die Veranstalter selbst auf die Bühne, bedanken sich für den Support und verweisen noch auf die im Kesselhaus stattfindende Aftershowparty mit Retrogott, Beatvadda und den Betty Ford Boys hin.

Zwar ist dies ein feiner Zug, doch es kann nicht über den Eindruck hinwegtäuschen, dass dieses Jahr bei der Tapefabrik hinter den Kulissen einiges sehr holperig verlaufen sein muss. Bereits 2015 gab es Probleme mit der überfüllten Second Stage, damals noch in der Räucherkammer. Zwar hat man dieses Jahr mit der dritten Bühne entgegenzuwirken versucht, doch diese haben die meisten wohl nur durch die Fenster zum Hof gesehen.

Was die Zukunft bringt

In der Tat ist die Tapefabrik mittlerweile ein Festival zwischen Untergrund und Großveranstaltung. Dazu kommt die Sonderstellung als frühes Festival, zu dem erwartungsgemäß die im Winter ausgehungerten Fans strömen. Ein Lineup mit knapp 30 Künstlern für ungefähr zwölf Stunden Spielzeit ist zwar ambitioniert, bringt aber auch organisatorische Herausforderungen mit sich. Sicherlich nicht wenige Besucher dürften sich darüber ärgern, ihre Lieblingskünstler nicht gesehen zu haben, sei dies nun aufgrund von unvermeidbaren Überschneidungen oder Schlichtweg einem Einlassstop.

Mit dieser Problematik müssen die Veranstalter sich früher oder später auseinandersetzen, wenn sie nicht einen Teil der Besucher vergraulen wollen. Es wäre mehr als schade, denn das Grundkonzept der Veranstaltung überzeugt weiterhin, ebenso wie das Line-up und man merkt, dass hier mit Herzblut gearbeitet wird.

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