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Lambchop (live in Mannheim, 2017) © Johannes Rehorst

Bei ihrem Gastspiel im Mannheimer Capitol präsentieren Lambchop ihren neuen Sound, ohne freilich ihre Stärken zu vernachlässigen. Das Ergebnis ist ein vollauf befriedigender Konzertabend mit einer einzigartigen Band.

Die Musik von Lambchop ist nicht jedermanns Geschmack. Nach einem offensichtlich desaströsen Konzert in der neuen Elbphilharmonie in Hamburg ist die Band aus Nashville auf der letzten Station ihrer Deutschlandtour im Mannheimer Capitol angekommen, wo knapp dreihundert Zuschauer ihnen einen freundlichen Empfang bereiten.

Vollkommene Konzentration

Lambchop machten sich in Deutschland erstmals Mitte der 1990er Jahre einen Namen. Viele der Anwesenden halten Lambchop seitdem die Treue und sie begegnen der Musik mit allergrößtem Respekt.

Das ist auch nötig, denn die Musik von Lambchop ist seit jeher leise und intensiv. Es erfordert aber Konzentration und Hingabe, um die Intensität der Klänge irgendwo zwischen Alternative Country, Soul und Post-Rock aufzunehmen. Selbst ein laut geführtes Gespräch im Publikum könnte die Musik jederzeit übertönen – aber niemand spricht ein Wort.

Musik zum Hinhören

Auf ihrem neuen Album "FLOTUS" hat Kurt Wagner erstmals mit Autotune und anderen elektronischen Elementen experimentiert. Während das Studiowerk nicht vollkommen überzeugt, funktioniert die Liveumsetzung überraschend gut. Das liegt auch am fantastischen, glasklaren Sound, der die nuancenreiche Musik von Lambchop perfekt transportiert. Die elektronischen Elemente stören jedenfalls nicht, bereichern sogar den Sound.

Die Musik stammt an diesem Abend überwiegend von ihrem neuen Album, angereichert durch einige Klassiker von "Is A Woman" wie "The New Cobweb Summer". Aber die Setlist ist gar nicht so entscheidend, viel wichtiger ist das Gefühl eines Lambchop-Konzerts: maximaler Effekt mit minimalen Mitteln.

Der obszöne Witz

Tony Crow entlockt seinem Keyboard sanfte Klänge, Drummer Scott Martin streichelt sein Schlagzeug behutsam, Bassist Matt Swanson fällt so gut wie gar nicht auf und Kurt Wagners Gesang scheint sich in Luft aufzulösen. Die Zuschauer applaudieren nach Ende der Songs begeistert, soweit diese Musik Begeisterung eben zulässt.

Zwischen den Songs übernimmt Tony Crow mit gewohnt absurdem Humor die Ansagen, erzählt von seinem Familienleben, fordert die Zuschauer auf, ihren jeweiligen Sitznachbarn zu küssen und singt ein Liebeslied auf den Fahrer "Tom", der die Band herumkutschiert hat.

Nur ein Element fehlt: Tony Crows obszöne Witze. Es dauert bis ganz zum Schluss, dann spricht er Wagner an: "Hey Kurt, what is 15 inches long and hangs in front of an asshole? Still Donald Trump's tie."

Manche Dinge ändern sich eben nie. Und das ist auch gut so.

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