Cesar Millan 2016

Cesar Millan 2016 © Cesarsway Inc

Der mexikanische "Hundeflüsterer" César Millan beehrt die SAP Arena in Mannheim mit seiner neuen Show "Once Upon A Dog". Seine Fans feiern ihn frenetisch, auch wenn der Abend hin und wieder stark in den Kitsch abdriftet.

"Ich trainiere Menschen, aber ich rehabilitiere Hunde", betont César Millan während seiner Show in der gut gefüllten SAP Arena in Mannheim. Sind Hunde also die besseren Wesen? Für den 47-jährigen Mexikaner ist die Antwort klar: Würde sich die menschliche Rasse mehr am Verhalten der Hunde orientieren, wäre ein Schritt in Richtung eines friedlicheren Zusammenlebens getan.

Nach Aussage des Hundeprofis liege die Schuld für verhaltensgestörte Fellnasen oftmals bei den Haltern, deren Fehlverhalten und Unkenntnis der Ursprung allen Übels sei. Die Zuschauer saugen die Worte Millans auf, als sei er der Heilsbringer aller verzweifelten Hundebesitzer. César, hilf uns aus diesem Jammertal!

Kritik von Seiten der Tierschutzverbände

Doch dem Hundeprofi schlägt auch Kritik entgegen: Im Vorfeld seiner Tournee 2014 warf ihm die Tierschutzorganisation PETA vor, unsachgemäße Methoden gegenüber den Hunden anzuwenden. Die Einschüchterungsstrategie Millans sowie der Einsatz von Elektroschock-Halsbändern sei für die Hunde eine "traumatische Erfahrung", so der Verband. 

Die Sachkundeprüfung für Hundetrainer bestand César Millan im September 2014 nicht, weshalb er für seine damalige Tournee in Deutschland einen geprüften Hundetrainer verpflichten musste. Seine Fans lässt diese Kritik kalt. Wie auch 2014 tritt Millan mit seiner aktuellen 2017er-Tournee "Once Upon A Dog" in vollen Arenen auf. Der Bann des Hundeprofis bleibt also ungebrochen.

Und er stieg auf einen Berg

Der Mexikaner ist ein Meister der Selbstinszenierung. Er lässt sich in der Rolle des "Hundeflüsterers" feiern, der auf scheinbar übernatürlicher Ebene mit den Hunden kommunizieren kann. Schon in der Eingangssequenz wird auf den Monitoren gezeigt, wie Millan alleine mit einem riesigen Hunde-Rudel in einer Prärie umherzieht.

Schließlich steigt er mit seinem vierbeinigen Gefolge auf einen Berg und sieht sich in der Landschaft um. Der König der Löwen kann im Vergleich dazu einpacken. 

Unterhaltsame Comedy

Die Show entpuppt sich als eine Mischung aus Comedy und einer Lehrstunde für Hundehalter bzw. Hundeliebhaber, ist also ganz im Stil des TV-Formats aufgezogen. Ein Dolmetscher übersetzt die englischen Erklärungen Millans auf humoristische Weise. César selbst bringt seine Ausführungen über den korrekten Umgang mit den Hunden sehr anschaulich und unterhaltsam rüber.

Für einige Lacher sorgt seine Darlegung der richtigen Begrüßung des Vierbeiners, die er mit den verschiedenen Arten der Begrüßung von Paaren beim Aufwachen im Bett vergleicht. Amüsant wird es nochmals, als er sich in ein Papageienköstum wirft, um zu demonstrieren, dass ein Vögelchen der Herr im Haus einer Kundin war, dem sich alle Hunde unterwarfen.

Lehrer mit Hang zum Kitsch

Millan versucht mit seiner Show allerdings auch zu belehren. Man erfährt beispielsweise, dass in einer Mensch-Hund-Beziehung nicht nur Liebe und Loyalität, sondern zudem eine klare Rollenstruktur wichtig sind. Hier kann der Hundeflüsterer mit seiner langjährigen Erfahrung glänzen.

Die Einspieler, die getreu dem Tournee-Motto im Milieu des Märchens bzw. der Tierfabel angesiedelt sind, stellen womöglich selbst für Dreijährige zu viel Kitsch dar. Millan liefert dann jeweils im Anschluss eine Moral, auch wenn diese in Einzelfällen weit hergeholt ist. Doch warum diese übertriebene Verniedlichung? Wirkt Millan damit nicht der von ihm geforderten Entmenschlichung des Tieres entgegen? 

Er ist geheilt!

Die Tierhalter, die mit ihren Hunden auf die Bühne kommen, sorgen für willkommene Abwechslung. Sie erzählen César Millan von den Gebrechen ihres vierbeinigen Freundes, während César als eine Art Wunderheiler entsprechende Tipps gibt.

Leider vergessen die Hunde auf der Bühne oftmals ihr Fehlverhalten und fixieren verständlicherweise die zahlreichen Zuschauer. Die Hundevorführung gestaltet sich also zumeist weniger spektakulär, die Hundefreunde im Publikum sind dennoch begeistert.

Zum Schluss noch mehr Emotionen

Zum Ende der Show bringt César Millan große Emotionen in die Arena: Auf den Monitoren wird sein verstorbener Hund "Daddy" gezeigt, der laut dem Hundeprofi der beste Hund gewesen sei, den es je gab. Die Zuschauer zeigen sich sichtlich gerührt, applaudieren lautstark. César lässt es sich nicht nehmen, am Schluss noch eine Sache loszuwerden: "Es gibt so viele Hunde in Tierheimen, die euren Namen auf ihr Herz tätowiert haben." Im Hintergrund erklingt "Viva la Vida" von Coldplay.

Das muss man erst einmal verdauen. Als nach der Show mehrere hundert Leute zur Bühne eilen, um ein Autogramm ihres Idols zu ergattern, wird klar: César Millan hat einen Personenkult geschaffen, dem seine Fans treu ergeben sind. Dabei spielt es für sie keine Rolle, ob die Show durchtränkt vom Kitsch ist. Aller Kritik zum Trotz: Der Hundeflüsterer betreibt sein Metier mit großem Enthusiasmus. Können diese Augen lügen?

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