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Oonagh (live in Ludwigshafen, 2017) © Beatrix Mutschler

Mit dem neuen Album "Märchen enden gut" verschiebt Oonagh ihren Fokus von elbischen Liedern hin zu deutschsprachigen Songs. Damit trifft sie den Nerv des Publikums und feiert eine große Party im Pfalzbau Ludwigshafen, auch wenn es zu Beginn des zweiten Teils eine kurze Delle gibt.

Der Theatersaal im Pfalzbau Ludwigshafen ist mit 800 Zuschauern gut gefüllt. Auffällig ist die bunte Mischung des Publikums. Man sieht von Kindern bis Senioren alle Altersklassen, sowohl männlich als auch weiblich. Auch bei der Kleidungswahl ist vom edlen Design mit Hemd und Weste über die Straßenklamotten mit Hose und Pullover bis hin zum mittelalterverkleideten Umhangträger alles dabei.

Das Konzert beginnt mit mächtigen Trommelschlägen an den Percussions. Nach der Band betritt mit langsamen Schritten im dunklen Umhang Oonagh die Bühne. Zu den Klängen von "Ainundale" beginnt sie mit ihrer zauberhaften Märchenmusik. Dann legt sie den Mantel ab und huscht jetzt wie eine Elfe im weißen Kleid über die Bühne und singt die wunderschöne Ballade "Aeria", die von den Tönen einer Flöte untermalt wird.

Moderne Märchenlieder 

Mit dem Lied "Aule und Yavanna", einem Lied über zwei Götter, die das Leben feiern, beginnt das Publikum erstmals, rhythmisch mitzuklatschen. Ihren bekanntesten Song "Gäa" präsentiert Oonagh diesmal zu Beginn als Akustikversion. Nur begleitet von der Akustikgitarre singt sie den Song wesentlicher langsamer als gewohnt, dafür mit Nachhalleffekten auf dem Mikro. Erst in der Songmitte wechselt sie samt Band in die bekannte Normalversion des Songs.

Der musikalische Bezug zum Mittelalter wird deutlich, als sie die Entstehung von "Märchen enden gut" erzählt. Der Song ist entstanden bei der Zusammenarbeit mit Subway to Sally, deren Wurzeln ja auch in der Mittelaltermusik liegt, auch wenn sie das heute nicht mehr so gerne hören. Daher ist es auch kein Wunder, dass Oonagh die bei späteren Songs zu hörende Drehleier benutzt, denn Michael Bodenski von Subway to Sally ist ihr Mentor und Lehrer beim Drehorgelspiel, wie sie in früheren Interviews schon bekannt hat.

Perfekte Inszenierung

Das visuelle Highlight der Show in seiner kompletten Inszenierung ist "Der fahle Mond". Auf dem Videoschirm sieht man die schattenhafte Silhouette eines Schlosses. Dahinter geht der Vollmond auf. Dabei steht Oonagh rechts an der Bühne allein im Spotlight, während der Rest der Bühne in Nebel und blaues Licht getaucht ist. Glockenklar und besonders emotional singt Oonagh dieses Lied und lässt so manchen Zuschauer in diese Traumwelt abtauchen. 

Die große Stimmung mit rhythmischem Klatschen und Rufen der Begeisterung beginnt mit "Stroh zu Gold". Das steigert sich mit "Hörst Du den Wind", als die Zuschauer zuerst die Arme schwenken und sich von Oonagh schließlich von den Stühlen reißen lassen. Das Publikum klatscht stehend weiter bei "Avalon" und lässt sich von Oonagh immer weiter pushen, als sie bei "Weise den Weg" über die Bühne tanzt und ihre Fans antreibt. Passend zum Mittelalter werden die Klänge bei "Minne" nun deutlich härter dank Trommelschlägen und E-Gitarre. Die Emotionen kochen über und der ganze Saal feiert mit Oonagh zu "Tanz mit mir".

Abkühlung nach der Pause 

Mit Beginn von Teil 2 der Show ist die Partystimmung am Ende von Teil 1 zunächst deutlich runtergefahren. Die drei Fenster, in denen vorher die Videos gelaufen sind, werden jetzt durchsichtig. Dahinter steht Oonagh im Mittelfenster, flankiert links von ihrer Backgroundsängerin und rechts von der Flötistin. Ale drei haben nun Drumsticks in den Händen und schlagen den Rhythmus von "Holodrum". Weiter geht es mit viel Drama und Gestik bei "Numenor".

Es folgt eine weitere schöne Inszenierung bei "Gayatri Mantra". Vor den Bildern einer Wüstenlandschaft singt Oonagh, diesmal nicht auf deutsch, sondern sie erschafft einzigartige Bilder der Wüstenmagie. Dabei lässt sie auch Sand in eine Schale rieseln. Es dauert letztlich aber bis zur "Hymne der Nacht", bis das Publikum langsam wieder auf Betriebstemperatur ist.

Zeit zum Mitsingen

Spätestens mit "Eldamar" brechen wieder alle emotionalen Dämme und die Zurückhaltung ist weg. Die Zuschauer stehen wieder auf, singen und klatschen mit. Die Fingerpfiffe bei "Orome" und "Silmaril" lassen die Stimmung weiter steigen und so steigert es sich zum zweiten stimmlichen Glanzpunkt des Abends nach "Der fahle Mond". Das Lied "Nienna" ist ein Beweis für die tolle Stimme von Oonagh, die ihre Kopfstimme klar und kraftvoll zur vollen Entfaltung bringt. 

Als sie zur Zugabe noch "Wir sehen uns wieder" anstimmt, schwenkt der ganze Saal stehend die Arme und singt den Refrain mit. Oonagh steht am Bühnenrand und strahlt. Man merkt ihr an, wie sehr sie den Abend und die Stimmung genießt. Als kleine Zugabe gibt es noch ein kurzes Medley mit den Refrains ihrer besten Songs wie "Eldamar" oder "Gäa", die nun voll mitgesungen werden. 

Deutsch oder Elbisch?

Nach ihrem deutschen Märchenalbum "Märchen enden gut" ist es nur folgerichtig, dass bei dieser Tour im Gegensatz zu 2015 die deutschsprachigen Lieder deutlich dominieren. Ob das auch für die Zukunft gilt, bleibt abzuwarten. Aktuell trifft mit sie mit ihrer Musik den Nerv des Publikums und das wirklich quer durch alle Schichten.

Setlist:

Teil 1: Ainulindale / Aeria / Aule und Yavanna / Gäa / Märchen enden gut / Der fahle Mond / Wächter vor dem Tor / Stroh zu Gold / Hörst Du den Wind / Avalon / Weise den Weg / Minne / Tanz mit Mir

Teil 2: Holodrum / Zeit der Sommernächte / Numenor / Gayarti Mantra / Nachtigall / Hymne der Nacht / Eldamar / Orome / Silmaril / Nienna / / Wir sehen uns wieder / Medley

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