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Jennifer Rostock (live in Frankfurt, 2017) © Leonard Kötters

Es war nicht alles schlecht: Jennifer Rostock spielen in der ausverkauften Batschkapp Frankfurt eine gewohnt provokativ-freche Punkrockshow mit leichten Hängern und einer klaren Botschaft an ihre Fans und Hater.

"Wir sind's wieder: eure Jennifer Rostock!", hallt es durch die ausverkaufte Batschkapp Frankfurt. Mit der neuen Platte "Genau in diesem Ton" zeigt sich die Truppe rund um Fronthengstin und Hobbyemanze Jennifer Weist gewohnt gesellschaftskritisch und allen Hatern den erhobenen Mittelfinger.

Genau in diesem Ton

Auch wenn sich hier und da mit Songs wie der aktuellen Single "Wir waren hier" an den Mainstream angebiedert wird, bleiben sich Jennifer Rostock auch nach 10 Jahren Bandgeschichte in ihrer Haltung und Art treu. So treu wie ihre Fans, die wieder zahlreich erschienen sind und vor allem bei den Klassikern wie "Feuer", "Kopf oder Zahl", "K.B.A.G." oder "Mein Mikrofon" lauthals mitsingen und brav den Kommandos von der Bühne folgen.

Da sind junge Mädchen, die eher mehr mit Heulkrämpfen beschäftigt sind bis hin zu älteren Herren mit "Willst du mit mir gehen"-Schildern, die gerne Hüften kreisen sehen. Beide sind bei Frontfrau Jennifer Weist natürlich goldrichtig, die auch knapp bekleidet noch immer jederzeit die Hosen anhat. Die Frauenschreie sind an diesem Abend jedenfalls am lautesten. Darauf einen Schnaps! 

P(r)ovokativ

Ihrem Publikum präsentiert sich Energiebündel Weist gewohnt provokativ, lässt lasziv den Allerwertesten kreisen, packt sich an die Brüste und appelliert wie die große, rebellische Schwester an den freien Willen und die Gleichberechtigung der Frauen. Ob das so funktioniert? "Ihr denkt bestimmt jetzt: Was hat die Alte schon wieder an" – nämlich relativ wenig plus Knieschoner – "Aber wisst ihr was: Ich kann verdammt nochmal anziehen, was ich will!" Darauf einen Schnaps!

Starke Stimme

"Wir haben mehr zu bieten als nur Klamotten", ruft Jenny ins Rund. Korrekt, denn Jennifer Rostock sind noch immer eine verdammt gute Liveband mit hohem Unterhaltungsfaktor. Weist selbst schreit sich bei "Kaleidoskop" oder "I love you, but I've chosen Dispo" die Seele aus dem Leib, beweist aber bei einer Halbakustik-Performance auf einer Minibühne neben dem Mischpult mit "Irgendwo anders" und "Jenga", dass sie auch die ruhigen, gefühlvollen Töne beherrscht. Drauf, ihr wisst schon, einen Schnaps!

Einzig und allein gegen Ende gibt es mit dem seichten Dreierpack "Deiche", "Wir waren hier" und der ersten Zugabe "Wir sind alle nicht von hier" ein paar Stimmungshänger. Trotzdem fügen sich die neuen Songs gut in das gesamte Repertoire der Band ein, das an diesem Abend mit einem fulminanten "Es war nicht alles schlecht" und der Powerfrauen-Hymne "Hengstin" endet.

Mit Ansage

Natürlich bleiben bei einer gesellschaftskritischen Punkband die Trumpschen Aktivitäten ebenso wenig unkommentiert wie die anstehende Bundestagswahl. Jennifer Rostock wissen um ihren Einfluss und ihre Verantwortung gegenüber ihren Fans und nutzen dies auch, um nicht nur durch ihre Songtexte an Menschlichkeit und Gerechtigkeit zu appellieren. Kann man liken, kann man lassen, nur nichts dagegen machen!

Setlist

Baukräne / K.B.A.G. / Kopf oder Zahl / Mein Mikrofon / Irgendwas ist immer / Kaleidoskop / Irgendwo anders / Jenga / I love you, but I've chosen Dispo / Neider machen Leute / Feuer / Ein Schmerz und eine Kehle / Deiche / Wir waren hier // Wir sind alle nicht von hier / Schlaflos / Es war nicht alles schlecht / Hengstin

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