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Mit traditionellen, selbst gebauten Instrumenten und einer besonderen Gesangstechnik bietet die tuwinische Band Huun-Huur-Tu in der Alten Feuerwache in Mannheim einen Einblick in ihre archaische Kultur.

Die Weltmusik-Gruppe Huun-Huur-Tu aus Tuwa erlangte wohl vor allem wegen ihrer Weiterentwicklung des traditionellen tuwinischen Kehlkopfgesangs Bekanntheit. Diese spezielle Gesangstechnik, bei der ein Sänger mehrere Töne gleichzeitig produzieren kann, klingt gerade für westliche Ohren ungewohnt und faszinierend.

Doch was die Band in der Alten Feuerwache Mannheim vorträgt, ist noch viel mehr als bloße Gesangskunst. Vielmehr wirkt ihr Auftritt wie ein genuines Stück ihrer Kultur, bietet einen ungemein faszinierenden Ausflug in die tuwinische Steppe. 

Keine Allüren

Zur Wirkung des Konzerts trägt der ungemein authentische Ansatz der Band bei, die auf jede überflüssige Show und auf jede Form von Klischees verzichtet. So spielen Huun-huur-Tu, in traditionelle Kleider gehüllt, vornehmlich im Sitzen: Hochkonzentriert, doch nie mit übertriebenen Allüren oder aufdringlichen Soli.

Auch der Kehlkopfgesang, obwohl wahrscheinlich ihr Markenzeichen, steht selten exponiert im Vordergrund, und wenn, dann fügt er sich perfekt in die abwechslungsreiche Setlist ein. So verkommt er nie zum Selbstzweck, sondern steht immer im Dienste der vordergründig simplen, aber auf den zweiten Blick enorm virtuosen Songs.

Selbstgebaute Vielfalt

Schon der Beginn des Auftritts zeigt ein rein vokal vorgetragener Song die Ausdrucksvielfalt der Gruppe. Zu viert singen sie einen traditionellen, religiösen Song, in dessen Verlauf die einzelnen Mitglieder immer wieder ihren Gesangsstil ändern, mal in höheren, mal in niedrigeren Registern singen oder eben den Kehlkopfgesang anwenden. 

Die Varianz wirkt dabei nicht erzwungen, sondern wie ein natürlicher Verlauf. Auch während des Sets, wenn dann die abwechslungsreiche Instrumentalbegleitung, die u.a. aus Flöten, einer akustischen Gitarre, mehreren selbstgebauten Saiteninstrumenten (oftmals mit Bogen gespielt), einer großen Trommel und diversen Perkussions-Instrumenten sowie Maultrommeln besteht, einsetzt, wirkt die Musik stets wie aus einem Guss.

Lautmalerei

Die größte Faszination entfalten Huun-Huur-Tu jedoch, wenn man abseits von Detailbetrachtungen die Musik als Ganzes auf sich wirken lässt. Im Zusammenspiel der einzelnen Instrumente entfaltet sich eine eigentümliche Dynamik, mit der eine einzigartige Atmosphäre einhergeht. 

Diese Atmosphäre ist wohl nicht zuletzt der ungewöhnlichen Bildlichkeit der tuwinischen Musik geschuldet. So warten Lieder, in denen eine Reise zu Pferd behandelt wird, häufig mit einem tatsächlich "pferdeähnlichen" Rhythmus auf, der zusätzlich durch Tiergeräusche ergänzt wird. Ganz ähnlich finden sich auch in einem der letzten Songs, der die Schönheit der tuwinischen Landschaft beschreiben soll, Vogel- bzw. Tiergeräusche, die wohl die Umgebung abbilden.

Erfolgsrezept

Was sich möglicherweise seltsam liest, fällt im Falle Huun-Huur-Tus perfekt mit der Ausstrahlung der Band zusammen und trägt nur noch weiter zu deren Authentizität bei.

Dass die Gruppe mit diesem Ansatz genau richtig liegt, zeigt auch die Reaktion des Publikums: Der Applaus am Schluss des Konzerts in der gut gefüllten Alten Feuerwache will einfach nicht verebben, so dass die Musiker mit bescheidenen Dankesgesten noch zwei Mal für Zugaben auf die Bühne zurückkehren. 

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