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Excalibur – The Celtic Rock Opera (live in Frankfurt, 2016) © Torsten Reitz

Der vierte Teil der keltischen Excalibur-Rockoper des französischen Komponisten Alan Simon hat in der Frankfurter Festhalle jede Menge zu bieten – und hinterlässt dennoch einen zwiespältigen Eindruck.

Excalibur ist nicht nur der Name des magischen Schwertes von König Artus, sondern auch der Titel einer Rockoper mit keltischem Flair des französischen Komponisten Alan Simon. Mit ihrem mittlerweile vierten Teil macht sie aktuell in den hiesigen Arenen die Runde, so auch in der Frankfurter Festhalle.

Ein Projekt gespickt mit großen Namen aus der Musikwelt, angefangen mit Saga-Sänger Michael Sadler, der kurzfristig als König Artus für den krankheitsbedingt ausgefallenen John Wetton eingesprungen hat, Supertramp-Saxofonist John Halliwell, Ex-Jethro Tull-Saitenmann Martin Barre oder Maggie Reilly – was soll dabei schon schiefgehen?

Das neue Opus verliert an Fahrt

Wie aber beinahe immer bei solchen All-Star-Zusammenstellungen klingt das Ganze auf dem Papier besser als in der Realität. Das liegt nicht etwa an der Leistung der Musiker – weder am Bohemian Symphony Orchestra noch der internationalen Begleitband oder den hervorragenden Solisten. Sie liefern ebenso wie die Tänzer und Akrobaten allesamt überzeugende Performances ab.

Das Problem ist der Spannungsbogen. Startet das neue Opus "Excalibur: The Dark Age Of The Dragon" mit dem von Roberto Tiranti gesungenen" “Don’t Be Afraid" im ersten Akt noch furios, verliert es in der Folgezeit immer mehr an Fahrt, bis es schließlich mit den Soli der Sängerinnen Moya Brennan, Maggie Reilly und der gleichzeitig auch Harfe spielenden Sopranistin Siobhan Owen in die Pause plätschert.

Steigerung vorhanden

Ähnlich sieht es im zweiten Akt aus, der aber auch dank des druckvolleren Sounds zunächst energiegeladener daherkommt und nach dem geradezu zerbrechlichen, aber langatmigen Finale des ersten Teils tatsächlich rockt. Das musikalische Highlight ist ein tolles, perkussiv geprägtes Instrumentalintermezzo, bei dem unter anderem Helliwell und Barre ihre Fähigkeiten an Saxofon, Flöte und Gitarre ausgiebig demonstrieren dürfen.

Auch wirken die schauspielerischen Einlagen nach der Pause gelungener und besser integriert, wie beispielsweise ein humoristisches Zwischenspiel zwischen Ralf Bauer als Merlin und Subway To Sally-Frontmann Eric Fish, der zunächst als Zeitungsverkäufer einer Publikation namens "Echo der Legenden" durch die Stuhlreihen der Festhalle wandert. Der Zauberer liest dann in eben jenem Tageblatt von einer Prophezeiung, dass Frankfurt deutscher Fußballmeister werde.

Eine simple Geschichte

Es fehlt der Welt an einem gütigen König – das ist der Grundgedanke des neuen Werkes von Alan Simon. Morgana le Fay möchte Merlin auf die dunkle Seite der Macht ziehen, doch dieser wehrt sich standhaft dagegen und lädt sämtliche Ritter dazu ein, Excalibur aus dem Stein zu ziehen und somit der neue Herrscher zu werden. Das gelingt weder Sir Eric Fish noch John Kelly als Lancelot, ja nicht einmal Michael Sadler, dem aus Avalon zurückgeholten König Artus.

Am Ende muss es dann ein kleines Mädchen richten, das die Tänzer aus dem Publikum holen und zum Schwert tragen. Was keinem der großartigen Ritter der Tafelrunde gelingt, glückt dem Kind, während die spanische Sopranistin Maite Itoiz ihre Schlussarie trällert. Vielleicht ist gerade das die Symbolik der neuen Rockoper. Während die alten Männer den Planeten zugrunde richten, besteht die einzige Hoffnung der Welt in der nachkommenden Generation.

Trauriger Schlussakkord in Moll

Die Tragik ist nur, dass "Excalibur: Dark Age Of The Dragon" in jedem der beiden Akte antiklimaktisch aufgebaut ist. Auf den furiosen Beginn folgen alsbald Zerbrechlichkeit und Melancholie – soweit, so gut. Nur funktioniert dieser Spannungsbogen eben nicht, da das große Finale fehlt. Das Herausziehen des Schwerts aus dem Stein durch das kleine Mädchen ist dafür kein geeigneter Ersatz, obwohl manche Zuschauer stehend applaudieren.

Dadurch entsteht die eigenartige Situation, dass richtige Stimmung erst nach dem eigentlichen Ende der Rock Oper entsteht, nämlich als die Darsteller vorgestellt werden, während ein live gespieltes Instrumental erklingt. Zum Mitgehen animiert auch die Zugabe, bei der Tiranti noch einmal “Don’t Be Afraid“ anstimmen darf. 

Einerseits ist es mutig von Alan Simon, derart die Fahrt aus seiner neuen Rockoper herauszunehmen. Andererseits kommt dadurch trotz guter musikalischer Beiträge über weite Strecken des Abends keine wirkliche Stimmung auf. 

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