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Turbostaat (live in Heidelberg, 2016) © Johannes Rehorst

Turbostaat sind kein unbekannter Gast in Heidelberg oder überhaupt im Delta. Am 7. Dezember stellten die Friesen ihr neues Album „Abalonia“ in der halle02 vor und zahlreiche Fans folgten ihrer Einladung. Die Band begeistert wie eh und je.

Der letzte Gig von Turbostaat in Heidelberg ist gerade mal ein gutes Jahr her. Damals war es einer der heißesten Sommer, diesmal ist es klirrend-kalt in der Neckarstadt. Dass die Punkband dem Publikum trotzdem ordentlich einheizen kann, muss hier eigentlich nicht extra erwähnt werden.

Die Trägheit der Masse

Doch zunächst treten als Vorband Opiliones aus Bayern auf. Das Quartett liefert soliden Punkrock mit Hardcore-Elementen und überzeugt durch vollen Körpereinsatz von der ersten Minute an – hervorzuheben ist hier vor allem der Drummer mit dem vermutlich schönsten Schnurrbart der Welt.

Dennoch kommt das Publikum noch nicht richtig in Fahrt und hält respektvoll Abstand. Der Raum unmittelbar vor der Bühne bleibt über den gesamten Auftritt von gut einer halben Stunde leer.

Besinnlichkeit geht anders

Zwanzig Minuten dauert die Umbaupause. Dann geht das Licht im Club aus, der Saal wird in stimmungsvolles Rot getaucht und fünf Friesen betreten die Bühne. Davor hat das Publikum seine Scheu abgelegt und die letzten Zentimeter bis zum Zentrum des Geschehens hinter sich gebracht. Das Konzert ist nicht ausverkauft, aber dennoch mehr als gut besucht. Die ersten Saiten werden angeschlagen – süßer die Gitarren nie klingen.

Die Leute haben Bock. Regler und Münder werden aufgerissen, Turbostaat sind keine Band fürs stille Kämmerlein. Wie gewohnt sind die eingefleischten Fans aus Heidelberg und Umgebung textsicher, auch bei den neuen Songs von "Abalonia". Besondere Begeisterung erzeugen aber immer noch Klassiker wie "Insel", "Sohnemann Heinz" oder das in der ersten Zugabe gespielte "Tut es doch weh".

Pingpongpunk

Sänger Jan Windmeier ist eine geborene Rampensau. Während des gesamten Auftritts steht er bündig am Bühnenrand, Vollkontakt zum Publikum. Von nordischer Distanziertheit ist nichts zu spüren. Auch der Rest der Band gibt sich sympathisch direkt. Als Schulabbrecher komme man ja besonders gern in eine Akademiker-Stadt wie Heidelberg.

Nach einer guten Stunde kündigt Windmeier die letzten drei Songs an. Der geneigte Konzert-Gänger weiß natürlich, dass bei einem Turbostaat-Konzert mindestens eine Zugabe drin ist. Nachdem die Band also augenscheinlich die Bühne verlassen hat, erklingen die "Zugabe"-Rufe. Zwei besonders eifrige Fans verlangen nach dem Turbostaat Uralt-Hit "Pingpongpunk".

Musikalische Späterziehung

Wie erwartet kommt die Band auf die Bühne. "Pingpongpunk ist eines unserer ältesten Lieder. Aber wir spielen es nur, wenn ihr uns sagen könnt, von wem wir das Drum-Intro geklaut haben. Ja, das wisst ihr nicht, was? Das ist nämlich von Trio." Trotzdem gibt es dann den gewünschten Song und noch zwei andere.

Nachdem die Band dann wieder die Bühne verlassen und wieder zurückgekommen ist, erfolgt die zweite und letzte Zugabe, die Band und Fans gleichermaßen noch einmal alles abverlangt. Danach ist dann aber auch wirklich Schluss. Gut 80 Minuten Spielzeit hat man für sein Ticket erhalten. Turbostaat stehen für Qualität. Bis bald.

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