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Status Quo (live in Frankfurt, 2016) © Akis Konstantinidis

Die Rocklegenden von Status Quo befinden sich gerade auf ihrer letzten Tour mit Verstärkern und Verzerrern. In der gut gefüllten Frankfurter Jahrhunderthalle beweisen sie mit Uriah Heep als Special Guests, dass man sie auch ohne Rick Parfitt noch nicht abschreiben sollte.

Mit ihrer unverwechselbaren Art von Boogie Rock zählen Status Quo seit Jahrzehnten zu den Größen des Geschäfts. Inzwischen hat die Gruppe fünf Jahrzehnte auf dem Buckel. Bandmitglieder sind gekommen und gegangen. Die einzigen Konstanten über den gesamten Zeitraum sind die beiden Gitarristen Francis Rossi und Rick Parfitt.

Letzterer hat sich nach seinem Herzinfarkt im Juni mittlerweile komplett vom Tourleben mit den Engländern zurückgezogen, weil er mit der neuen Ausrichtung der Engländer nicht einverstanden ist. Status Quo haben nämlich angekündigt, dass die aktuellen Shows ihre letzten Konzerte mit elektrischen Gitarren und krachenden Drums sein werden.

Noch einmal laut

Dementsprechend ist die Jahrhunderthalle auch gut gefüllt, als die Boogie-Rocker mit Unterstützung von Uriah Heep dort aufschlagen. Viele Anhänger möchten sich die Chance nicht entgehen lassen, Status Quo noch einmal in voller Lautstärke zu erleben. Dass sie auch nach so langer Zeit noch solche Hallen füllen, spricht für die Popularität der Band.

Los geht es mit DRDW (Der Rocker & Der Waitler), einem bayrischen Duo aus Gitarristen und Akkordeonspieler, das mit Unterstützung eines Drummers interessante Arrangements von Klassikern wie AC/DCs "Whole Lotta Rosie" und Eigenkompositionen bietet. Das Publikum muss trotz der Stimmungsmusik der Süddeutschen aber erst noch auftauen.

Umjubelte Altmeister

Das ändert sich bald, als Uriah Heep die Bühne betreten. Zunächst steht Keyboarder Phil Lanzon im Rampenlicht. Ein weißer Strahler ist auf ihn gerichtet, während er zusammen mit Basser Davey Rimmer und Schlagzeuger Russell Gilbrook das Intro zu "Gypsy" spielt. Großer Jubel bricht aus, als Gitarrist Mick Box und Sänger Bernie Shaw auftauchen.

Gleich im Anschluss bieten die Engländer eine energiegeladene Version von "Look At Yourself" inklusive einem kurzen Zwischenspiel zwischen Gilbrook und Rimmer, bei dem sich insbesondere der Drummer auszeichnen darf. Shaw fragt das applaudierende Publikum, ob es in Rock'n'Roll-Laune sei. Die Resonanz von den Rängen fällt eindeutig aus.

Alle wach?

Das folgende, rockende neue Stück "The Law" rückt dann Gründungsmitglied Box in den Mittelpunkt. Er darf sich mit gelungener Riffarbeit und einem ausgedehnten Solo auszeichnen. Nach diesen schweißtreibenden Minuten erkundigt sich der Sänger dann bei den Zuschauern: "Seid ihr jetzt alle wach?" und animiert sie zum Klatschen. 

Nun folgt eine epische Version von "Sunrise", bei der bewegliche gelbe Strahler immer wieder das Publikum erleuchten lassen. Gegen Ende des Liedes bricht erneut großer Jubel aus und Shaw fordert die Fans auf, die Hände gefälligst oben zu lassen. Bei "Stealin‘" klatschen und singen die Zuschauer mit. Am Ende werden sie wieder in Weiß und Grün angestrahlt. "Fantastisch" ist der einzige Kommentar, der dem Sänger dazu einfällt.

Wir haben doch keine Zeit…

Das Klavierintro zu "One Minute" geht alsbald in stampfenden Rock mit Harmoniegesängen von Box und Lanzon, teils auch Rimmer über. Beim epischen, aber nie ausufernden "July Morning" liegt der Fokus erst wieder auf dem Keyboarder. Seine Orgel dominiert die Strophen, bei denen das Publikum lautstark im Rhythmus mitklatscht.

Am Ende des Longtracks sieht es so aus, als gestikuliere Box mit dem Publikum. Dabei spielt er bloß ein Theremin-Solo. Es folgt eine folkige, aber stimmungsvolle Fassung des wohl berühmtesten Zwei-Akkord-Liedes der Rockgeschichte, "Lady In Black", bei dem die Zuschauer erwartungsgemäß aus voller Kehle mitgehen. Shaw bedankt sich bei den grandiosen Fans. Ein wildes, rockiges “Easy Livin‘“ beschließt eine Stunde grandioses Vorprogramm für die Headliner.

Nicht lange reden, spielen

Nach der Umbauphase ertönt ein massives Synthesizer-Intro vom Band. Weiße Strahler huschen durch die Halle und über das Publikum hinweg. Als dann Status Quo die in blau erleuchtete Bühne erstürmen und Parfitt-Ersatz Richie Malone den Song "Caroline" anstimmt, tobt die Halle. Francis Rossi beginnt am Mikrofon, die zweite Strophe geht an Basser John 'Rhino' Edwards.

Das Publikum klatscht begeistert im Takt mit, während Rossi vor Drummer Leon Cave soliert. Als das Stück endet, geht das englische Quintett direkt ohne große Umschweife zu "The Wanderer" über. Keyboarder Andy Bown stimmt hierbei die Verse an, und der Harmoniegesang von Rossi und Edwards hebt sich doch etwas von dem der Studiofassung ab.

Steigende Begeisterung

Pausenlos arbeiten sich Status Quo durch ihre Klassiker. Auf das Richie Supa-Cover "Something ‘Bout You Baby I Like" folgt ein schepperndes, von Edwards gesungenes "Rain", bei dem zunächst die beiden Gitarristen, dann alle drei Saitenspieler am vorderen Rand der Bühne zusammenstehen und rocken. Auch die Fans im Innenraum geraten langsam in Bewegung.

Das anschließende "Softer Ride" ist nur dem Namen nach sanft. Nach dem ruhigen Intro rocken sich Status Quo auf der in lila und türkis gehaltenen Bühne durch den flotten Boogie, während das Publikum im Takt mitwippt. Bei diesem Stück lässt dann auch Bown die Tasten links liegen und greift zur Gitarre. Zusammen versammeln sich alle im Mittelteil vor Drummer Cave. Nach "Beginning Of The End" steigt die Begeisterung beim von Malone eröffneten "Hold You Back". Im Innenraum wird geklatscht und gehüpft.

 

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Hart und bluesig

Als die Bass Drum von Schlagzeuger Cave alleine ertönt, stimmen die Zuschauer rhythmische "Oh"-Sprechchöre an, bevor Rossi "The Oriental" anstimmt. Bei dem mit einem stampfenden Beat und Double Bass-Einlagen gespickten Stück beweisen Status Quo, wie hart und kompromisslos sie auch im Alter noch rocken können. Das Publikum honoriert es.

Beim bluesigen "Creepin‘ Up On You" darf sich dann Edwards erneut am Gesang und Bown an der Gitarre und auch an der Mundharmonika versuchen. Die Engländer beherrschen eben nicht nur die brachiale Gangart. In Frankfurt zeigen sie sich von einer inspirierten Seite, von der sich einige Nachwuchsbands noch eine Scheibe abschneiden können.

Bielefeld – das gibt’s doch gar nicht?

Rossis nächste Ansage befasst sich dann wieder mit Lokalkolorit. "Den Song hier haben wir in Deutschland gefunden, als wir jünger waren", berichtet er augenzwinkernd: "Ich meine nicht letztes Jahr, sondern letztes Jahrhundert – an einem Ort namens Bielefeld. Die Leute reagieren immer so komisch, wenn man die Stadt erwähnt." So auch in Frankfurt.

Das Publikum nimmt seine ausufernde Rede belustigt zur Kenntnis. Dann folgt ein countrymäßiges "Gerdundula", bei dem Drummer Cave nach vorne kommt und nur auf einer Snare und einem Tom spielt. Während des Stückes stachelt Rossi die Fans immer wieder dazu an, ihre Fäuste in die Höhe zu recken und "Hey!" zu schreien. Die Zuschauer machen bereitwillig mit.

Hits und Höhlenmenschen

Nun gehen Status Quo zum Hits-Teil über. Bei "In The Army Now" singen die Zuschauer lautstark mit. Es folgt ein direkter Übergang in das passenderweise "The Caveman" betitelte Schlagzeugsolo. Über der Bühne taucht im Rhythmus der Schriftzug Leon auf. Das Publikum versteht den Wink mit dem Zaunpfahl aber nicht und schreit stattdessen bloß "Hey!"

Aus diesem Solo heraus geht es direkt weiter in ein inspiriertes "Roll Over Lay Down", das im Anschluss Francis Rossi die Möglichkeit für einen Solospot auf seiner Telecaster bietet. Die Zuschauer gehen in dem Takt mit, in dem er den Vibratohebel seiner Gitarre schwingt. Daraufhin gibt es ein rockendes und kompromissloses "Down Down".

Rock ganz nach dem Geschmack der Fans

Auf einem Status Quo-Konzert dürfen die Evergreens "Whatever You Want" und "Rockin‘ All Over The World" logischerweise nicht fehlen. Ersteres wird nach tosendem Applaus mit einem massiven Synth-Pad und cleanen Gitarren angestimmt, während sich bei beiden im Publikum Partystimmung breitmacht. Auf den Tribünen wippen die Leute mit und stehen auch auf.

Gigantischer Jubel strömt durch die Halle, als sich die Band verabschiedet. Bei der ersten Zugabe "Burning Bridges" hüpft, singt und springt das Publikum dann im Takt mit. Den Abschluss des Abends bilden zwei Chuck Berry-Covers, bei dem Rossi und Edwards im Wechsel solieren und das Publikum den Refrain von "Bye Bye Johnny" in Dauerschleife singt.

Quo vadis?

Status Quo haben bereits angekündigt, zukünftig nur noch Akustikshows spielen zu wollen. Angesichts ihrer Leistung in der Jahrhunderthalle ist dies allerdings zu bedauern. Genau wie ihren Ehrengäste Uriah Heep besitzen die fünf Engländer trotz ergrauter und ausgedünnter Mähnen ein noch ungebrochenes Maß an Entertainer-Qualitäten und Live-Energie.

Natürlich kann man an einem solchen Abend das Fehlen von Rick Parfitt bedauern und bemängeln, dass es sich ohne ihn nicht wirklich um Status Quo handele. Ob das Urgestein seine Sache jedoch wesentlich besser als Ersatz Richie Malone gemacht hätte, darf in Anbetracht seines momentanen Gesundheitszustands bezweifelt werden.

Setlist von Uriah Heep

Gypsy / Look At Yourself / The Law / Sunrise / Stealin‘ / One Minute / July Morning / Lady In Black / Easy Livin‘

Setlist von Status Quo

Caroline / The Wanderer / Something ‘Bout You Baby I Like / Rain / Softer Ride / Beginning Of The End / Hold You Back / What You’re Proposing / Down The Dustpipe / Wild Side Of Life / Railroad / Again & Again / Paper Plane / The Oriental / Creepin’ Up On You / Gerdundula / In The Army Now / The Caveman (Drum Solo) / Roll Over Lay Down / Down Down / Whatever You Want / Rockin’ All Over The World // Burning Bridges (On & Off & On Again) / Rock ‘n’ Roll Music / Bye Bye Johnny

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