Archie Shepp (live in Heidelberg, 2016) © Daniel Wetzel
"A Tribute To John Coltrane" lautet der Titel des Konzerts von Archie Shepp in Heidelberg, das Enjoy Jazz 2016 beschließt. Coltrane hätte 2016 seinen 90. Geburtstag gefeiert. Tragischerweise starb der große Musiker im Alter von 40 Jahren an Leberkrebs.
Archie Shepp hat sich vorgenommen sein Schaffen zu würdigen. Anders als viele anderen kannte er Coltrane persönlich und spielte gemeinsam mit ihm. Es ist klar: Hier äußert sich jemand mit Autorität.
Eine hervorragende Band
Wie immer verdient Archie Shepps Band besondere Aufmerksamkeit. Diesmal besteht sie aus herausragenden US-amerikanischen Musikern, darunter Bass-Legende Reggie Workman, der trotz seiner fast 80 Jahre spielt wie ein Jungspund.
Dazu gesellen sich drei herausragende Musiker jüngerer Generationen: Jason Moran (Klavier), Nasheet Waits (Schlagzeug), Amir ElSaffar (Trompete) und eine Sängerin. Es ist ein Genuss, ihr Spiel zu genießen – und auch Archie Shepp präsentiert sich wie in den vergangenen Jahren in guter Form.
Rückgriff auf das Frühwerk
Archie Shepps Auswahl an Stücken konzentriert sich zunächst auf zwei Coltrane-Kompositionen von Giant Steps, die Shepp 1964 für sein Album "Four For Trane" aufgenommen hat: "Syeeda's Song Flute" und "Cousin Mary", das Jack DeJohnette mit seinem Quartett vor einigen Wochen in Ludwigshafen spielte.
Dazu treten Shepps eigene Stücke, die er in den 1960ern unter dem Einfluss von Coltrane schrieb oder aufnahm. Insofern ist das Konzert eine willkommene Zeitreise, denn Shepp hat in den letzten Jahren selten auf sein Frühwerk zurückgegriffen.
Gute Mischung
Shepp und Band spielen gute Teile von "Fire Music" (1965), darunter Kompositionen mit einer Menge jugendlicher Energie wie "Hambone" oder "Los Olvidados", aber auch Balladen wie "Prelude To A Kiss", das Shepp singend begleitet und "My One And Only Love".
Die Mischung aus Stücken unterschiedlicher Geschwindigkeit vorgetragen von einer ausgezeichneten Band sorgt dafür, dass das Konzert spannungsreich, unterhaltsam und abwechslungsreich verläuft. Zum Dank erheben sich die Zuschauer nach knapp mehr als 100 Minuten für Standing Ovations.