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Lucky Chops (live in Mannheim, 2016) © Daniel Wetzel

Erstmals findet bei Enjoy Jazz ein Konzert auf dem Firmengelände von Roche in Mannheim statt - genauer gesagt in der Werkstatt. Dort beweisen die Lucky Chops aus New York, dass sie mit Opas Blaskapelle nicht das Geringste gemeinsam haben.

Blasmusik ist sexy? No way! Als erstes kommen einem nämlich dabei der örtliche Blasmusikverein, die Feuerwehrkapelle oder der Posaunenchor in den Sinn.

Mindestens eines dieser Beispiele versucht dabei krampfhaft cool rüber zu kommen und spielt leider meist schlecht arrangierte Cover-Versionen berühmter Hits.

Blasmusik in der Werkstatt

Nicht so die Lucky Chops aus New York. Die Youtube-Stars, die in kürzester Zeit mit ihren Cover-Versionen bekannter Songs wie "Funkytown", "I Feel Good" oder "Hello" von Adele das Netz eroberten, sind derzeit auf ausgedehnter Europa-Tour.

Bei Enjoy Jazz in Mannheim hieß es dabei beinahe "Back To The Roots", denn hier spielen sie im Vergleich zu den anderen Städten der Tour nicht in Clubs oder Konzertsälen, sondern in der Roche Werkstatt, wo sie mit schwierigen akustischen Gegebenheiten kämpfen mussten. Dies dürfte für das Sextett aber keine allzu große Hürde gewesen sein, sind sie doch bekannt wegen ihrer Videos aus den New Yorker Bahnhöfen. Aber warum ist Blasmusik aus New York jetzt sexier als die Dorfkapelle?

1. Das Outfit

Nicht erst seit David Bowie wissen wir, wie wichtig das Outfit für die perfekte Illusion ist. Die Lucky Chops gehen hier spielerisch und getreu ihrem Motto "Musik für eine bessere Welt" vor. Bunte Farben prägen das Bild auf der Bühne, Comicfiguren und coole Sprüche runden es ab. Un

d auch an die Ladies wird gedacht: Posaunist Josh Holcomb trägt während des ganzen Konzertes kein Shirt. Sexy genug? Ehrlich gesagt nein, aber dafür finden sich noch fünf weitere Gründe.

2. Talent

Die Lucky Chops entstanden als Highschool-Band, was zunächst nicht die Vermutung nahe legt, dass sie sich von den landestypischen Schulbands und -Orchestern unterscheiden. Aber es gibt sie, diese seltenen Fälle, bei denen extremes Talent auf kleinem Raum aufeinander trifft und etwas Besonderes entsteht.

Die sechs Musiker glänzen nicht nur zusammen, sondern auch einzeln. Die Zuschauer hören Technobeats auf dem Bariton-Saxophon, Rap durch ein Sousaphon, Bassklarinettensoli mit elektrischen Effekten und Glisandi auf der Trompete.

3. Gute Songs und Arrangements

Herausragend ist die spielerische Art und Weise mit denen die Band ihre eigenen Songs und Medleys arrangiert. Mit einem Augenzwinkern covern sie sich durch die Musikgeschichte des 20. Jahrhunderts, verbinden die einzelnen Elemente schlau und unmittelbar miteinander und bleiben dennoch immer im Zeitgeist. Alles ist erlaubt, solange es Spaß macht.

4. Energie

Dabei sprühen die Lucky Chops auf der Bühne vor Energie. Sie tanzen, feuern an und suchen den ständigen Kontakt zur tanzenden Meute vor der Bühne.

Schade nur, dass Leo P wohl noch etwas unter dem Jetlag leidet und ein wenig müde wirkte. Sein Signaturemove, eine Art Moonwalk im Kreis kam leider nicht zum Einsatz. Der Bariton-Saxophonist stieß erst später zu der Tour, da er mit seiner zweiten Band Too Many Zooz noch einen Auftritt mit Beyoncé und den Dixie Chicks absolvieren musste.

5. Atmosphäre

Die Band vertritt die Einstellung, dass man mit Musik, vor allem positiver Musik, die Welt verändern kann. Dies transportieren sie durch ihre Energie bei jedem ihrer Auftritte. So auch in der Roche Werkstatt. Sie stellen sich nicht als allwissender Künstler auf die Bühne, sondern als Teil der Gruppe, die gekommen ist, um zusammen zu feiern. Auch lange nach dem Konzert stehen sie noch mit den Fans zusammen, geben fleißig Autogramme und unterhalten sich mit den Konzertbesuchern.

Dass mit der Auswahl der Location Enjoy Jazz und Roche ein Coup gelungen ist, der maßgeblich für den Erfolg des Konzertes beigetragen hat, sei hier nur am Rande erwähnt. Auch wenn es dem Mannheimer Publikum ein beinahe perfektes Gefühl vom Ursprung der Band, dem New Yorker U-Bahn-Netz, mitgegeben hat.

6. Das Gesamtpaket

Was macht also Blasmusik sexy: die Kombination aus verrückten Outfits, einzigartigen Soli, ausgeklügeltem Zusammenspiel, sehr guten Arrangements, übersprudelnder Energie und entspannter Atmosphäre!

Das ausverkaufte Konzert in Mannheim war ein voller Erfolg, das Publikum vom Tanzen müde, aber glücklich, die Veranstalter zufrieden und die Band trotz schwieriger akustischer Umstände einfach großartig.

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