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Tarja (live in Frankfurt, 2016) © Torsten Reitz

Beim Konzert von Tarja Turunen in der Frankfurter Batschkapp feiert ein Teil des Publikums die stimmgewaltige Sängerin. Dennoch sind nicht alle Fans euphorisch, auch weil der Sound der Show erst am Ende gerecht wird.

Das Konzert beginnt verheißungsvoll. Unter großem Jubel betritt Tarja die Bühne. Das Publikum klatscht im Rhythmus zu "No Bitter End" und Tarja deutet im gleißenden Licht ihre gewaltige Stimmpower an und singt in bester Arienform.

Allerdings stimmt der Soundmix zwischen Band und Gesangs nicht. Es klingt so, als ob der Sound der Band, speziell die Gitarren, den Gesang teilweise überlagern. Dadurch ist Tarja lange Zeit nur schwer zu verstehen. Das scheint viele Zuschauer nicht zu stören, denn Tarja hat eine gewaltige Bühnenpräsenz und auch der rockige Sound ist mitreißend.

Drama und Pathos

Mit "500 Letters" wird der Gesang etwas ruhiger, im Gegenzug rockt das Gitarrensolo den Song. Bei "Eagle Eye" bewegt sich Tarja mit ihren Gitarristen, als ob sie mitspielen würde. Immer noch leidet die Show aber unter dem verzerrten Mikro. Auffällig ist auch, dass der Techniker an der rechten Seite immer wieder von seinem Pult aufsteht und irgendetwas zu korrigieren versucht.

Ungerührt davon zelebriert Tarja weiter ihr Konzert. Mit "Demons In You" gibt es richtig harten Metalsound und so tritt der musikalische Kontrast zwischen Musik und Gesang noch stärker hervor. Das Publikum lässt sich antreiben, klatscht und schlägt Hammerhände nach vorne. Tarja fragt: "You're getting warm?" und kündigt direkt an, wie es weiter geht: I'm a drama queen". Genau dieses Drama mit viel Pathos zeigt sie bei "Lucid Dreamer". Das ist ihr Stil und dafür wird sie von ihren Fans abgefeiert.

Nightwish lassen grüßen

Mit "The Living End" wird der Soundmix langsam besser, was auch daran liegt, weil bei diesem Lied die Musik in den Hintergrund tritt. Das Publikum lässt sich anstecken und schwenkt die Arme hin und her. Auch bei "Calling From The Wild" bleibt die Musik zunächst dezent und Tarja singt mit voller Kraft, bevor das nächste Gitarrengewitter einschlägt. 

Es folgt ein großes Medley mit verschiedenen Songs aus der großen Zeit von Tarja bei Nightwish. Angefangen mit "Tutankhamen" geben die Gitarren in bestem Sound Vollgas, während Tarja ihre Stimme nun immer besser zur Geltung bringt. Zum Ende hin brüllt auch der Gitarrist ins Mikro und heizt so das Publikum an.

Der beste Song des Abends

Der beste Teil des Konzerts folgt mit dem Akustikset. Beginnend bei "Until Silence" spielt die Band wesentlich reduzierter. Tarja brilliert bei "I Walk Alone" und endlich entfaltet ihre Stimme komplett den Zauber und die Kraft, auf die viele Fans gewartet haben.

Der Song klingt wie die Vertonung eines Theaterstücks, wahrlich kunstvoll und ergreifend. Es ist das absolute Highlight des Abends: Kein anderer Song wird so sehr bejubelt.

Richtig gut am Ende

Nach dem Akustikset ist der Klang jetzt endlich auf dem Niveau, das von Anfang an wünschenswert gewesen wäre. Der brachiale und kraftvolle Sound bei "Love To Hate" ist ebenso beeindruckend wie der militärähnliche Trommelmarsch von "Victim Of Ritual", der immer schwerer wird und der Tarja dazu bringt, wild über die Bühne zu tanzen. Mit nun voll hörbarem Sound dreht Tarja auf und präsentiert bei "Too Many" stimmlich ein Operndrama deluxe. Mit diesem Song verabschieden sich Tarja und Band zur Zugabe.

Die Reaktion im Saal sind dabei interessant zu beobachten. Während einige Zuschauer wild klatschen und pfeifen, stehen andere Besucher ungerührt im Saal. Die Meinungen über das Konzert scheinen geteilt zu sein.

Die emotionale Rettung

Die Zugabe bringt dann die Entschädigung für einige Fans, denn jetzt folgen noch zwei echte Highlights. Den Anfang macht "Innocence". Auf das Keyboardintro folgt brachialer Gitarrenrock. Tarja singt glockenrein und ihre Stimme wandert hoch bis zu den höchsten Tönen, die sie singen kann. Zu "Die Alive" peitscht sie das Publikum nochmal an. Der letzte Song "Until My Last Breath" wird ebenfalls abgefeiert. Dann umarmen sich Sängerin und Band und verbeugen sich gemeinsam als Abschluss. Die Zugabe hat das Konzert gerettet.

Trotz des positiven Eindrucks am Konzertende bleibt festzuhalten, dass es zu lange gedauert hat, bis die Mischung wirklich gepasst hat. Das ist mit großer Wahrscheinlichkeit ein Problem von Tarjas Crew, an der Location liegt es nicht, da die Batschkapp gut zu beschallen ist. So bleibt Tarja unter ihren Möglichkeiten, ein komplettes Konzert lang glänzen zu können.

Setlist

Intro / No Bitter End / 500 Letters / Eagle Eye / Demons In You / Lucid Dreamer / The Living End / Calling From The Wild / Medley: Tutankhamen/EverDream/The Riddler/Slaying The Dreamer / Medley: Until Silence/The Reign/Mystic Voyage/House Of Wax/I Walk Alone / Love To Hate / Victim Of Ritual / Too Many // Innocence / Die Alive / Until My Last Breath

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