Irène Schweizer (2016) © Francesca Pfeffer
Das Schönste am Solokonzert von Irène Schweizer bei Enjoy Jazz in Mannheim ist ihre Lebensfreude. Die fünfundziebzigjährige Pianistin scheint mit sich und der Welt ganz im Reinen zu sein, so gelöst präsentiert sie ihre unvergleichliche musikalische Klasse.
Es ist ein Konzert, das von Beginn an für gute Laune bei den zahlreichen Zuschauern im Schauspielhaus sorgt. Trotz aller Brüche, Ecken und Kanten wirkt Schweizers Musik wie ein harmonisches Ganzes. Alles fügt sich ineinander und gerät dadurch überraschend eingängig.
Der Geist der Freiheit
Anders als andere Solo-Pianisten, spielt Irène Schweizer keine langen, ausladenden Improvisationen, sondern kurze Stücke, die nicht von einem einheitlichen Stil geprägt sind, sondern behände zwischen den Genres des Jazz wechseln.
Dabei wirkt die Musik nie wie das Ergebnis akademischer Beschäftigung, sondern als Ausdruck eines Lebensgefühls. "Dieses unbändige Gefühl der Freiheit" hat Christian Broecking seine Biographie der Pianistin betitelt – und trifft damit ins Schwarze. Schweizer nimmt sich die Freiheit, ihren eigenen Weg zu gehen, unverdrossen, unverzagt und unberechenbar.
Humorvoll kreativ
Besonders bemerkenswert ist ihr Humor. So spielt sich schon einmal auf dem Rahmen des Klaviers weiter, wenn ihr die Tasten ausgehen oder lacht, wenn ihr kein passender Abschluss eines Stückes einfällt. Hier ist nichts verbittert oder verdrossen, sondern von einer ganz wunderbaren Leichtigkeit erfüllt, auch dann wenn die Klänge dissonant werden oder Brüche zu Tage treten. So wie im wirklichen Leben.
Man sollte nicht Musik als Autobiographie des Künstlers begreifen, aber die Höhen und Tiefen, das Auf und Ab von Irène Schweizers Musik wirken so unmittelbar, dass es schwerfällt, sie nicht als Ausdruck ihrer Lebenserfahrung und Persönlichkeit zu begreifen. Wie erfreulich ist es zudem, dass ihre Neugierde, Lebensfreude und Kreativität nach wie vor intakt sind.
Fünfundvierzig Minuten Vergnügen
Das Konzert dauert knappe fünfundvierzig Minuten, darauf folgt eine Zugabe von Thelonious Monks Klassiker "Well, You Needn't", die genauso frisch und überraschend wirkt wie das restliche Konzert.
Als das Licht im Saal schon angeht, klatschen die Zuschauer Schweizer für eine erneute Zugabe auf die Bühne. Dann ist es endgültig vorbei. Es hat Spaß gemacht.