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Wallis Bird + Guests (live in Weinheim, 2015) © Alex Schäfer

Dass Wallis Bird ihr in Kürze erscheinendes, fünftes Studioalbum nicht umsonst auf den Namen "Home" getauft hat, wird den Besuchern im Café Central in Weinheim vom ersten Augenblick an klar. Sie erleben ein intensives, aber vor allen Dingen herzliches Konzert.

Wallis Bird ist definitiv eine außergewöhnliche Frau: Sie spielt ihre Rechtshänder-Gitarren nicht nur seitenverkehrt, sondern auch die Gitarrensaiten in umgekehrter Reihenfolge. Worin sich die irische Sängerin aber vor allem von anderen Künstlern unterscheidet, ist ihre Ehrlichkeit und die Nähe zu ihren Fans.

Auf Tuchfühlung mit den Zuschauern

Einige Zuschauer staunen nicht schlecht, als Wallis direkt nach dem Betreten der Bühne im ausverkauften Café Central den Konzertsaal von vorne bis hinten durchquert, um die Menschen ganz persönlich zu begrüßen. Die Karriere der Sängerin ist eng mir der Rhein-Neckar-Region und der Konzertlocation in Weinheim verbunden. Da darf ein kurzes Bad in der Menge natürlich nicht fehlen.

Die Setlist dieses Abends ist zweigeteilt: Im ersten Abschnitt gibt Wallis Bird solo auf der Gitarre fünf Songs aus jeweils verschiedenen Schaffensperioden zum Besten (u.a. "Blossom In The Streets", "To My Bones" , "Encore" und der Über-Hit "Hardly Hardly"), im zweiten Abschnitt spielt sie zusammen mit ihrer Band ihr neues Album "Home" einmal komplett von vorne bis hinten.

Sechs Saiten? Es geht auch nur mit drei

Was für Auge und Ohr sofort deutlich wird, ist die unfassbare Energie, mit der Wallis ihre ersten Songs spielt. Während im Laufe des ersten Stücks eine Gitarrensaite reißt, sind es im zweiten Lied schon drei, wovon sich die feurige Irin allerdings nicht im Geringsten beirren lässt. Mit noch gesteigerter Power haut sie einen Song nach dem anderen raus. Gerade in solchen Momenten offenbart sich die musikalische Leidenschaft von Wallis Bird, der auch die Hitze im Café Central nichts anhaben kann.

Eines muss gesagt werden: Die Kondition der 34-jährigen Musikerin lässt jeden Olympioniken wie einen schlaffen Milchbuben aussehen. Da die Fenster im Café Central aus Lärmschutzgründen nicht geöffnet werden dürfen, ist nach wenigen Minuten eigentlich kein Sauerstoff mehr vorhanden. Während sich die Zuschauer verzweifelt Luft zufächern, gibt Wallis von Anfang bis Ende Vollgas. Respekt, Mrs. Bird!

Guten Freunden gibt man ein...

Eine besonders schöne Geste von der Sängerin ist das Verteilen von Wasser unter dem aufgeheizten Publikum. Einfach, weil Freunde sich eben gegenseitig helfen. Es entsteht im Laufe des Konzerts eine angenehm familiäre Atmosphäre, die die Musik des neuen Albums nicht besser untermalen könnte. Langsame, sphärische Stücke mit tollen A-Capella-Passagen und sehr persönliche Stücke wie der Titeltrack "Home" tragen zur angenehmen Wohnzimmerstimmung bei.

Das Konzert hinterlässt eine euphorische Hochstimmung, die dank Power-Frau Wallis Bird und der sehr symphatischen Band vermutlich noch einige Tage anhalten wird. Im Februar 2017 kommt die Sängerin erneut in die Rhein-Neckar-Region, und zwar in die Alte Feuerwache in Mannheim. Kleiner Ratschlag: Hingehen. Es lohnt sich.

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