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Impressionen vom Happiness Festival 2016 © Joy Dana Görig

Purer Sonnenschein ließ das Happiness Festival 2016 erstrahlen. Mit einer bunten Prise aus zahlreichen deutschen Acts hatten die Veranstalter für jeden Musikgeschmack etwas im Gepäck. Lächeln, bitte!

Im Gegensatz zu vielen anderen Festivals konnte sich das restlos ausverkaufte Happiness Festival 2016 in Straubenhardt über glänzendes Wetter an beiden Tagen freuen. Das bereits bekannte gemütliche Flair des Festivals wurde in diesem Jahr durch den Ausbau der Chillout-Area mit Hängematten und Liegestühlen sowie einem exklusiven Frühstücks- und Burgerstand auf dem Campingplatz sogar noch erweitert.

Bereits am Freitagnachmittag war der Platz rege besucht und wurde um 14:10 von dem Stuttgarter Duo Hagen Wagner & Julian Lindemann aka The Andean Wolf musikalisch eröffnet. Mit eher ruhigeren und gemütlichen Songs, die die beiden selbst als eigene Klangwelt bezeichnen, erhielten die eintrudelnden Mengen eine lockere Begrüßung an diesem Wochenende.

Hip-Hop im Doppelpack

Und im Anschluss? Eine Doppelpackung Hip Hop! RAF Camora, der Wahlberliner aus Wien, der unter Anderem schon mit Chakuza und Marteria zusammengearbeitet hat, konnte die Meute mit seinem Mix aus Hip Hop und Dancehall bereits bis zum ersten Wellenbrecher vor der Bühne versammeln.

Die bis dahin aufgebaute Präsenz kam der Nachfolgekombo OK Kid zu Gute. Das Trio rund um Jonas Schubert gastierte bereits im vorigen Jahr in Straubenhardt, jedoch nicht auf der Bühne, sondern auf einem Flashmob auf dem Campingplatz.

Doch kein EDM-Festival

International und deutlich rockiger ging es anschließend weiter. Die 2003 in Kalifornien gegründete Hardcore-Band Stick To Your Guns brachte an diesem Tag erstmals ordentliche Gitarrenverzerrung, Double Bass und amtliches Geschrei auf den Platz. Den vorherigen eher elektronisch angehauchten Bands war es wahrscheinlich auch zu verdanken, dass sich die Band bei Facebook fragte, ob sie nicht bei einem EDM-Festival gelandet sind.

Danach beehrten mittlerweile zum dritten Mal die vier Stuttgarter von Heisskalt das Happiness. Eines der rockigeren Exponate des Labels Chimperator hat sich in seiner sechsjährigen Bandgeschichte eine breite Fanbase erspielt, was sich natürlich auch in der Besuchermenge vor der Bühne äußerte. Aktuell sind sie mit ihrem zweiten Album "Vom Wissen und Wollen" unterwegs.

Von düster bis tanzbar

Dass der Fokus am Freitag eher auf Hip Hop lag, wurde durch die drei finalen Acts des Tages nochmals bekräftigt. Runde 1 bestritt die maskierte Crew von Genetikk, rund um Frontmann Karuzo. Obwohl die Band primär für ihren experimentellen und instrumental angehauchten Hip-Hop-Stil Bekanntheit erlangte, konnten sie im vergangenen Jahr durch eine Neuauflage des Tote-Hosen-Songs "Wünsch dir was" eine größere Hörerschaft erreichen.

Dennoch dominieren eher düstere Klänge, ganz im Gegensatz zum folgenden Auftritt von SDP. Die Meister des vor Ironie nur so triefenden Hip-Hops sorgten dafür, dass kein Tanzbein still hielt. Sie beantworteten auch die wichtige Frage: "Wo war ich in der Nacht von Freitag auf...?" Als Headliner des Abends setzte Jan Delay mit seiner extrem tanzbaren Kombination aus Hip-Hop, Reggae, Funk und Rock noch einen drauf.

Wer nach Mitternacht noch Energie zum Tanzen hatte, konnte sich bei der Red Bull Bühne von den DJs Dan Gerous und Kid Simius beschallen lassen. Hier war um kurz vor 03:00 jedoch auch Feierabend. Entweder es ging Richtung Heimat oder Isomatte.

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Am Samstagmorgen knallte die Sonne aufs Happiness-Festival. Laut Timetable sollte es um 12:20 Uhr auf der Hauptbühne weitergehen, aber bereits vorher tat sich etwas auf dem Campingplatz. Ein Bollerwagen mit minimalistischem Schlagzeug, ein paar Kartons und einer Mülltonne bahnte sich seinen Weg durch eine bereits beachtliche Menge von Flashmobern, die auf etwas zu warten schienen.

Die drei Stuttgarter Punkrocker Schmutzki zelebrierten ein frühmorgendliches Stell-Dich-Ein auf dem Zeltlatz mit improvisierter Bühne, toastergroßen Verstärkern und bergeweise Shirts, Sticker und guter Laune. Mit knapp 150 feiernden Campern wurde das kurze Set des Trios gefeiert und der Tag konzertmäßig gestartet.

Startschuss für das Festivalgrillen

Offiziell gaben dann schließlich um 12:20 Uhr die Lokalmatadore Quota aus Pforzheim den Startschuss für den zweiten, ebenfalls sehr sonnenreichen und knallheißen Festivaltag. Alternative Rock der alten Schule, der an die frühen 90er à la Soundgarden und Pearl Jam erinnert, lockte die ersten verkaterten Festivalgänger aus ihren Zelten.

Mit politischen Botschaften, die sich durch den gesamten Samstag ziehen sollten, legte die Berliner Crossover-Kombo von Kafvka nach. Mit Nu-Metal-Sound, der stark in Richtung Rage Against The Machine geht und klaren Statements gegen Rassismus und Fremdenhass zementierte die Band den Grundstein für die Stimmung des Tages.

Politische Botschaften oder einfach nur Tanzen?

Bisher hatten wir also Rock, Core, Cross-Over und Hip Hop. Was fehlt? Richtig, ein bisschen Indie. Damit dienten im Anschluss die Hamburger Jungs von Trümmer. Musikalisch an den Brit-Pop und Indie der 90er und frühen 2000er erinnernd, handeln deren Texte in erster Linie von der Ablehnung der Konformität des Einzelnen im bestehenden System. Die Botschaft lautet, etwas zu verändern und sich nicht blindlings ins Privatleben zurückziehen.

Und mit wem ging es weiter? Seit 2001 bestehend, zwischenzeitlich aufgelöst, aber mittlerweile wieder auf den Bühnen der Welt unterwegs. Yakuzi, Ska aus Pforzheim und mit dem Titel ihrer EP "Trompetenpunk" passend bezeichnet. Sie sorgen mit ihrer unkomplizierten Musik für gute Laune, und gehen direkt vom Blasinstrument ins Ohr und in die Beine. Das immense Staubaufwirbeln vor der Bühne bezeugt das.

Politisch vereint

Vollgas gibt die nachfolgende Kombo. Anti-Flag aus Pennsylvania, jedem politisch halbwegs interessierten geneigten Punkrockfan ein Begriff. Mit der neuen Platte "American Spring" im Gepäck, feuerte die Band jeglicher Form von Sexismus, Rassismus und Homphobie mit sägenden Gitarren und schnellen Punkbeats ihre Ablehnung entgegen.

Anschließend stand die Heidelberger Band Irie Révoltés auf der Bühne. Den französischen Wurzeln der beiden Sänger Mal Élevé und Carlito ist es zu verdanken, dass die Ska-/Reggea-/Hip-Hop-Band sowohl in deutscher, als auch in französischer Sprache Musik macht. Dem Gemeinschafts- und Verbrüderungsgefühl mit anderen Völkern wurde hiermit sogar noch eins oben drauf gesetzt. Dass die seit 2000 bestehende Band Sommergefühle, gute Laune und Tanzbarkeit zelebriert, wird jedem Besucher nach kurzer Zeit klar.

Veteranen und Senkrechtstarter

Die Donot, absolute Festivalveteranen und seit über 20 Jahren nicht mehr aus der deutschen Rockszene wegzudenken, bildeten den Anschluss. Dass die Jungs, die sich bis vor kurzer Zeit noch mit englischen Texten durch die Weltgeschichte gespielt haben, auch auf deutsch können, haben sie mit dem aktuellen Album "Karacho" eindrucksvoll bewiesen. Sie erweisen sich als Stimmungsmacher durch und durch. Das Highlight des gut einstündigen Auftritts stellte die akrobatische Leistung des Frontmanns Ingo Knollmann dar, der von einer erhöhten Chillout-Lounge neben der Bühne aus gut zwei Meter Höhe ins Publikum sprang.

Eine Reibeisen-Stimme, die ihresgleichen sucht, entert nach dem Auftritt der Urgesteine die Bühne. Wir sprechen hier von Henning May, Frontmann der Band AnnenMayKantereit. Ein junger Mann, Anfang 20, mit der Stimme eines jahrzehntelang Whiskey und Zigaretten konsumierenden Sängers. Mit ihrem Zweitwerk vom März diesen Jahres „Alles nix Konkretes“ landete die Kombo direkt auf Platz 1 der deutschen Albumcharts. Und wie kam die noch relativ junge Band beim Publikum an? Ein prall gefühlter Publikumsraum bis zum letzten Wellenbrecher spricht Bände.

Gelungener Abschluss und Vorfreude

Finale, letzter Act, das letzte Aufatmen der zweitägigen Party. Ganz nach dem Motto "In 80 Tagen um die Welt" betritt Alligatoah, verkleidet mit Zylinder und aristokratischer Tracht als Phileas Fogg mit einem Heißluftballon und einer Engelsschar an Bandmitgliedern die Bühne. Neben viel Klamauk auf der mit Wolken geschmückten Bühne und altbekannten Klassikern wie "Willst du" und "Du bist schön", gab der gebürtige Cuxhavener unter anderem auch ein Medley seiner Labelband Trailerpark zum Besten. Alles in allem also ein mehr als gelungener Abschluss eines musikalisch sehr abwechslungsreichen Festivalsamstags.

Für die immer noch Feierwütigen gab es, wie am Vortag auch, nach 01:00 Uhr die Aftershowparty bei der Red Bull Bühne. Dieses mal ließen Razé und Turntable Hools die Teller kreisen und bescherten bis fünf vor drei tanzbares Material.

Das Fazit des Happiness Festivals 2016 fällt dementsprechend gut aus: abwechslungsreiches Line-Up, überragendes Wetter, Bombenstimmung und eine gemeinsame Botschaft gegen alle Gestriggebliebenen. Das Happiness 2017 kann kommen!

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