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Chris Brown (live Festhalle Frankfurt, 2016) © Akis Konstantinidis

Bei seinem Konzert in der Frankfurter Festhalle beweist Chris Brown, dass er es versteht, eine Party richtig anzuheizen. Während er in den schnellen Teilen des Konzerts überzeugt, verschenkt er in den langsameren Partien die Möglichkeit, als Sänger seine Emotionen auf das Publikum zu übertragen.

In der Frankfurter Festhalle warten rund 7.500 Zuschauer auf Chris Brown. Der Innenraum und der 1. Rang sind gut gefüllt, aber nicht ausverkauft.

Alle wollen erleben, ob es Chris Brown mit seinem Auftritt endlich schafft, aus dem Schatten seiner Ex-Freundin Rihanna herauszutreten und als eigenständiger Musiker wahrgenommen zu werden. Als Opener dürfen gleich vier Kumpels von Chris Brown der Halle einheizen, bevor es gegen 21:35 Uhr endlich mit dem Hauptact losgeht.

Partytime

Zum Auftakt wird ein Comicvideo eines Sprayers abgespielt, der "One Hell Of A Night Tour" an eine Wand sprüht und dann vor den Cops flieht. Dann fällt der Vorhang und unter tosendem Geschrei fährt Chris Brown aus dem Boden hoch auf die Bühne. Der Eröffnungssong "Fine By Me" ist gleich eine echte Demonstration seiner Fähigkeiten. Während er singt, tanzt Chris Brown mit leichten, flüssigen Bewegungen. Seine Moves sind eine Mischung aus Street Dance und Freestyle-Elementen aus dem Crumping. Um ihn herum wirbelt seine Dancecrew.

Das geht bei "Zero" direkt weiter so und die Halle wird noch lauter, als Chris Brown seine Fans begrüßt: "Frankfurt! Welcome to the One Hell Of A Night Tour!". Am spitzen Ende der Dreiecksbühne ist er vorne für die Fans bei "Came To Do" fast greifbar, während hinter ihm seine Tänzer den Laufsteg füllen.

Ready To Dance

Die passende Club-Atmosphäre für das überwiegend aus Teenagern und jungen Erwachsenen bestehende Publikum gibt es bei "Love More". Hinten laufen blaue, energetisch pumpende Equalizer auf der Videowand, während Chris Brown vorne alles gibt. Schließlich peitscht er das Publikum zu "Deuces" mit auf und ab wippendem Arm hoch. Seine Fans folgen dem Rhythmus und machen mit. 

Die Show steuert auf einen großen Höhepunkt zu. Nach "Strip" und "Look At Me Now" wabern plötzlich Nebelschwaden über die Bühne. Hinten laufen Wolkenbilder auf der Videowand. Chris Brown reiht sich in seine Tänzerreige ein und gemeinsam tanzen sie im Nebel eine Choreographie zu "She Ain't You". Dann setzt sich Chris Brown in der Mitte hin und am Schluss wirft er sein Shirt ins Publikum und posiert unter dem Geschrei seiner zahlreichen weiblichen Fans mit nacktem Oberkörper.

Balladen mit Höhen und Tiefen

Im Mittelblock nimmt Chris Brown für einige Minuten das Tempo deutlich raus. Mit "Take You Down" versucht er nun, als gefühlvoller Sänger sein Publikum zu begeistern. Das gelingt bei den Hardcorefans, die bei jedem Song kreischen und mitsingen. Alle anderen bemerkten, dass die starken Vibrationen der Bässe und die Halleffekte am Gesangsmikro den Sound so sehr verzerren, dass seine Stimme kaum Emotionalität vermitteln kann. Hier schließt sich der Kreis zu Rihanna, die auch eine starke Sängerin ist, aber ihrer Stimme unter dem ganzen Gewummer der Bässe keinen Raum gibt. 

Wie viel Qualität die Soulstimme von Chris Brown tatsächlich hat, zeigt sich erst bei "Little Bit". Der Song aus seinem neuen Album "Royalty" ist besser zu verstehen, weil endlich der Backgroundsound reduziert wird. Am Ende singt Chris Brown sogar komplett ohne Musik und seine Stimme entfaltet so ihre volle emotionale Zugkraft. Davon hätte man gerne mehr gehört.

Das DJ Pult

In der kurzen Pause nach dem Balladenteil wird ein DJ Pult oben auf die Videowand gebracht. Ab jetzt ist wieder Partytime angesagt. Mit "Five More Hours" wird das Publikum direkt wieder angeheizt. Der Innenraum springt auf und ab, während Chris Brown die Halle zum Toben bringt. Plötzlich steht er dann oben am DJ Pult. Unten erscheint auf der Videowand der Name DJ Breezy. Jetzt kennt die Euphorie keine Grenzen mehr. Chris Brown springt runter zu seiner Dancecrew und powert als Tänzer mit seinen Bodymoves, Shakes and Rolls.

Zu "New Flame" laufen hinten animierte Flammen auf der Videowand und der Kreischalarm steigt nochmal an, als er "All Eyes On You" singt. Mit seinen Kumpels, die für ihn das Warm-up gemacht haben, tritt er nun gemeinsam auf. Hier nimmt er sich zurück und überlässt ihnen die Bühne. Erst am Ende gibt er Gas beim Sample "Something New", einer Neuinterpretation von "Creep" von TLC, den er im Original gemeinsam mit Zendaya aufgenommen hat.

Ein Feuerwerk

Zum Ende hin gibt Chris Brown nochmal Vollgas. Über der Videowand wird ein Feuerwerk abgebrannt. Unten tanzt und dreht sich Chris Brown spielerisch leicht um die eigene Achse. Für ein junges Mädchen war das offenbar zuviel. Sie wird erschöpft von den Securitys abtransportiert. So erlebt sie den großen Hit "Yeah 3x" gar nicht mehr mit. Das ist der erste und einzige Song, den wirklich die ganze Halle mitsingen kann, weil er auch in Deutschland ein großer Single-Hit war.

Als Zugabe folgen noch zwei Songs. Unter dem Goldregen auf der Hauptbühne tanzen Chris Brown und seine Crew zu "Ayo". Viele Fans singen diesen Song ebenso mit wie "Loyal". Am Ende verabschiedet sich Chris Brown mit den Worten: "Take me to your family". 

Guter Auftakt mit Luft nach oben

Chris Brown hat bei seiner ersten großen Deutschlandtour ein gutes Debüt hingelegt. Als Tänzer hat er große Fähigkeiten. Er versteht es, sein Publikum zu unterhalten und auch die im Hip-Hop übliche Poserei hält sich auf einem erträglichen Maß.

Als Sänger hätte er noch mehr glänzen können, wenn er speziell im Balladenteil seine Stimme besser in Szene gesetzt hätte. Bei der Partymusik sind Bässe und Vibrationen eher verzeihbar. So konnte er seine Fähigkeiten als Sänger lediglich andeuten.

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