Steaming Satellites

Steaming Satellites © Christian Maislinger

Dass Steaming Satellites gerade einen großen Aufstieg erfahren, liegt auch an der sensationellen Stimme des Sängers Max Borchardt. Sowohl stimmlich als auch instrumental überzeugen die Österreicher im Café Central in Weinheim auf ganzer Linie.

Es steht momentan nicht gut um die politische Landschaft Österreichs. Vor kurzem musste der Bundeskanzler Werner Faymann wegen des mangelnden Rückhalts in seiner eigenen Partei zurücktreten.

Hinzu kommt, dass der Spitzenkandidat der FPÖ, Norbert Hofer, als Favorit in die Stichwahl zum Bundespräsidenten am 22. Mai geht.

Die Musik muss es richten

Da ist es umso erfreulicher, dass man zumindest musikalisch schöne Töne aus der Alpenrepublik vernimmt. In den letzten Jahren schwappte ein Hit nach dem anderen in die deutschen Charts. Bilderbuch, Wanda, Julian Le Play, Christina Stürmer, Seiler & Speer und Ogris Debris sind nur einige Beispiele für die Erfolgswelle, auf der Österreich momentan reitet. 

Dass unsere Nachbarn aus dem Süden aber auch Musik auf Englisch schreiben, die über die nationalen Grenzen hinaus bekannt wird, ist neu. Steaming Satellites aus Salzburg überraschen mit frischem, bluesigen Indie-Rock, der soundtechnisch genauso gut aus Großbritannien stammen könnte.

Direkter Start ohne Schnörkel

Der Konzertabend im Café Central in Weinheim beginnt ohne Vorband. Stattdessen betreten Steaming Satellites am Schluss des laut tönenden Songs "If I Had A Tail" von Queens Of The Stone Age die Bühne. Die vier Salzburger spielen ihre Songs von Beginn an mit voller Energie, die Ansagen hält Sänger Borchardt sehr kurz.

Dessen hohe und raue Gesangsstimme klingt live noch dreckiger als auf Platte, auch die vokal mehrstimmigen Passagen sitzen perfekt. Die Band mit Emanuel Krimplstätter am Synthesizer/Keyboard, Manfred Mader am Bass und Matthäus Weber an den Drums sorgt im gut besuchten Café für ausgelassenes Tanzen. 

Mit viel Herzblut bei der Sache

Da sich Borchardt im wahrsten Sinne des Wortes die Seele aus dem Leib singt, tropfen ihm schon nach wenigen Minuten im Sekundentakt Schweißperlen von der Stirn. Auch im Publikum blickt man angesichts der erhitzten Luft im Konzertraum auf verschwitzte Gesichter.

"Ich kollabiere gleich!", scherzt der Sänger, um kurz darauf den Lichttechniker zu bitten, die Bühnenscheinwerfer ein wenig zu dimmen, was diesem allerdings nicht möglich ist.

The Show Must Go On

Die Band lässt sich davon nicht aus der Bahn bringen. Mit ihren ebenso bluesigen wie elektrischen Songs lässt das Quartett die Hütte brennen. Dabei weisen die Songs durchaus komplexe Rhythmenwechsel und fesselnde Gitarren- und Bassriffs auf, die das Publikum noch mehr antreiben.

Gegen Ende des Konzerts fordert der Sänger die Zuschauer auf: "Zeigt mir eure Liebe, Weinheim! In unserem Land ist die zur Zeit leider nicht vorhanden." Dieser Bitte kommt das Publikum gerne nach: Mit einem frenetischen Applaus wird die Band entlassen. Liebes Österreich, lieber weniger Politiker wie Norbert Hofer, dafür bitte mehr Bands des Kalibers der Steaming Satellites.

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