© Markus Werner

Der 26-jährige Berliner Max Prosa macht im Rahmen seiner Clubtournee in der halle02 in Heidelberg Station. Dabei präsentiert er dabei sowohl brandneues, unveröffentlichtes Material als auch "Hits" seiner ersten beiden Alben. Ein Wagnis.

Nachdem Martha Rose aus Brighton, gleichzeitig Violinistin der aktuellen Begleitband von Max Prosa, ein charmantes, mit Casio-Keyboard geschmücktes Supportprogramm absolviert hat, betritt der Protagonist die Bühne.

Gefährliche Findungsphase

Max Prosa befindet sich nach seinem vielumjubelten Major-Debüt aus dem Jahr 2012, Tourneen in größeren Locations und dem hastig nachgeschobenen Zweitling "Rangoon" 2013 auf der Suche nach den richtigen Songs und der passenden Sprache für sein Drittwerk. 

Bereits sein Duo-Auftritt im Februar 2015 in Heidelberg sah ihn am Testen, Ausprobieren und Analysieren. Diese lange Findungsphase stellt bei einem NSM-Zeitgeist, der junge Sänger/Songwriter im Monatsrhythmus ausspuckt und wieder zu verschlingen droht, einen gefährlichen Luxus dar. Im Club der halle02 in Heidelberg haben sich 100 Zuschauer versammelt.

Altbewährtes zu Beginn

Unter dem Motto "Hallo Euphorie" stellen Prosa und Band zunächst selbstbewusst Altbekanntes an den Anfang des gut zweistündigen Konzerts. "Abgründe der Stadt", "Flügel aus Beton" und "Visionen von Marie" vom Erstling zeigen Prosa und Band in Hochform.

Die Musik, bestehend aus einer Prise Dylan und etwas E Street Band in Kombination mit den tiefgehenden Texten des Berliner Musikers, zeigt sofort Wirkung beim überwiegend studentischen Publikum. Max Prosa hat Haltung, Visionen und Fantasie.

Suche nach den richtigen Songs

Auf seiner permanenten Suche gibt der Songwriter unumwunden zu, dass man ihn gefragt habe, ob eine weitere Tournee ohne eine neue Platte überhaupt sinnvoll sei. Prosa möchte aber die Stücke live testen, an der Resonanz des Publikums messen.

Beim neuen "Keiner kämpf für mehr" ist der Barde ganz bei Protestliedermachern wie Hannes Wader und reibt sich an der Gleichgültigkeit seiner Generation auf. Auch das ebenfalls neue "Glauben an" atmet in den Strophen deutsche Liedermacherkunst und ist im Refrain doch purer Pop. Weitere neue Songs zeigen die Band euphorisch rockend. Max Prosa wirkt hierbei lockerer, erdiger und doch erwachsener als noch vor 2-3 Jahren.

Prosa wechselt zwischen Bandperformance, Gedichtvorträgen, akustischen Solobeiträgen und Happeningartigen-Jamsessions mit der "Schlagzeugmafia" der benachbarten Mannheimer Popakademie, bei welcher der Berliner auch ein kurzes Gastspiel gab.

Starker Bandauftritt

"Als der Sturm vorbei war", "Tasunoro" und "Die Fantasie wird siegen" profitieren vom warmen Livesound, mit Geige und Cello (Philipp Thimm). Magnus Olsen als musikalischer Begleiter auch schon beim Duoauftritt 2015 an Bord, sorgt an der E-Gitarre für die nötige Erdung.

In der Mitte des Sets thront gravitätisch das große "Cafe Noir". Hier vereint Prosa alle seine Stärken. Mit bildgewaltiger Sprache gibt er ganz alleine den Kaffeehausdichter, der über Jahrhunderte alle Größen, Gut wie Böse, hat kommen und gehen sehen.

Finale, Aussicht und Hoffnung

Trotzig und kämpferisch begibt sich die Band mit dem donnernden "Chaos Sohn" in das Finale und Prosa tanzt unter Lichtblitzen wie entfesselt zu den wuchtigen Beats des Schlagzeugers Joda Förster.

Nach zwei Zugaben, dem Flehen: "Tragt nur euer Leben in die totgesagte Welt" und dem Versprechen mit fertiger Platte wiederzukommen, verabschiedet sich der engagierte Dichter und Denker. Man kann nur hoffen, dass er auf seiner Suche die richtigen Songs für sein drittes Album findet. Das Rohmaterial nährt diese Hoffnung. 

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