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Phantom Kino Ballet Weltpremiere (2016) © Helen Landsberger

Was stellt man sich unter einem Phantom Kino Ballet vor? Bei der Weltpremiere im Mannheimer Atlantis Kino erlebten die Zuschauer die Vorführung eines experimentellen Films, begleitet von einem Live-DJ-Set der Autorinnen, Lena Willikens und Sarah Szczesny.

Beim Phantom Kino Ballet handelt es sich um eine Kollaboration von Lena Willikens, Produzentin und DJ, und der Absolventin der Kunstakademie Düsseldorf und Sarah Szczesny.

Das Stück feierte am 11. April 2016 im Rahmen des Jetztmusik Festivals seine Weltpremiere im Atlantis Kino. Als audiovisuelle Collage angelegt, wurden die Bilder auf der Leinwand immer wieder unterbrochen durch den Einsatz von Stroboskoplichtern und einer Nebelmaschine vor der Leinwand. 

Verschmelzung von Bild und Ton

Das Phantom Kino Ballet zu beschreiben, gestaltet sich schwierig. Gerade in seiner Gesamtheit als audiovisuelle Vorführung ließ es in manchen Momenten einen faszinierenden Sog entstehen, der aus genau aus diesem Zusammenspiel entstand. Es ist wohl einfacher, die einzelnen Bestandteile zu betrachten.

Der vorgeführte Film erwies sich als Collage aus verschiedensten Szenen, übereinandergelegten Gesichtern und geometrischen Formen. Immer wieder tauchten stilisierte menschliche Silhouetten auf, die sich im Takt des live gespielten Soundtracks bewegten, unterbrochen von abstrakten Eindrücken von Lichtern, Farbe und Texturen.

Bei dem Soundtrack handelte es sich um verfremdet und geloopte Samples, die collagenhaft mit Synthesizern und Geräuschen versetzt wurden, und teilweise an die frühen Klangexperimente von Nurse With Wound erinnerten. Im Verlauf des Stücks wechselten sich diese experimentelleren Teile ab mit Songs von Lena Willikens, die ja auch als DJ tätig ist, und an die Stelle der ungreifbaren Atmosphäre traten dann düstere, verzerrte Techno-Beats.

Beeindruckende Wirkung

In seinen besten Momenten spielten Musik und Bilder bei "Phantom Kino Ballet" perfekt zusammen: Gerade zur Klimax der Vorführung hin steigerten sich die Soundkulisse und die projizierten Sequenzen zu einem deliriösen Nebeneinander von Formen, Gesichtern und einem treibenden Beat, die den Zuschauer im Dargebotenen versinken ließen.

Leider jedoch funktionierte diese Sogwirkung nicht durchgängig. Gerade der unvermittelte Anfang mit seinem Durcheinander aus verfemdeten Stimmen und davon losgelösten Filmszenen machte es den Zuschauern nicht leicht, sich in das Stück hineinzufinden. Diese anfängliche Kluft zwischen Bild und Ton erschwerte es zu Beginn, die Vorstellung als eine Gesamtkomposition wahrzunehmen.

Schwieriger Anfang, starker Schluss

Da man versucht ist, den Klangcollagen mehr Aufmerksamkeit zu schenken, wirkte der Film für eine gewisse Zeit wie ein begleitendes Musikvideo – und nicht wie ein Teil des Ganzen. Die häufigen Einblendungen eines weißen Bildschirms zwischen verschiedenen Passagen des Films und der Einsatz von Nebelmaschine und Stroboskop-Licht vor der Leinwand verhinderten das Eintauchen ins Stück manchmal mehr, als dass sie etwas zur Stimmung beitrugen.

Doch schlussendlich überwiegt der positive Nachhall des beeindruckenden Schlussteils des Phantom Kino Ballets. Verstimmte, echoende Synthesizer untermalen die letzten Minuten. Die Credits auf der Leinwand wirken wie von einem alten Kopierer verzerrt und verfremdet. Dann gehen mit einem Mal die Lichter wieder an. Willikens und Szczesny huschen von der Bühne, verschwinden nach kurzer Verbeugung aus dem Saal und lassen die Zuschauer mit der um die Interpretation des gesehenen kreisenden Gedanken zurück. 

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