Hans Liberg (2016)

Hans Liberg (2016) © Thomas Mayer

Hans Liberg beweist wieder einmal, dass Musik keine Grenzen kennt. Seine Sprünge von Song zu Song sind gnadenlos lustig und extrem unterhaltsam. Trotzdem vergisst er auch die ernsten Töne nicht, auch wenn er sie sehr gekonnt verpackt.

Nachdem Hans Liberg früher stets als Solist aufgetreten ist, hat er bei der neuen Tour zwei junge Musiker am Bass und am Schlagzeug an seiner Seite. Dadurch wird seine Show noch vielschichtiger und unterhaltsamer. Sein neues Programm "Attaca" bedeutet so viel wie "verbinden".

Genau das macht Hans Liberg perfekt. Er verbindet Musikstücke aller Epochen – und durch den plötzlichen Übergang wird es gnadenlos komisch. Schon bei der Ouvertüre, als Hans Liberg im rosa-aprikot-farbenen Anzug auf die Bühne kommt, spielt er mit Drehrassel und anderen Kleininstrumenten herum, bevor er am Piano Songs von Billy Joel bis Peter Tschaikowsky verarbeitet.

Klare Haltung    

Hans Liberg zeigt deutlich, wenn auch sehr gekonnt verpackt, was er von manchen Personen der Weltöffentlichkeit hält. Als er Tschaikowsky spielt, meint er nur: "Eine tolle Musik, von Gazprom bezahlt und von der FIFA geliebt. Das werden wir 2018 (Fußball-WM in Russland) jede Woche hören." Laut Liberg ist es besonders lustig, weil Tschaikowsky einer der Lieblingskomponisten von Wladimir Putin sei. Eine Anspielung auf die in Russland oft vorherrschende Homophbie, denn Tschaikowsky unterhielt homosexuelle Beziehungen beispielsweise zu seinem Schüler Iosif Kotek. Später setzt er diesem Statement noch die Krone mit dem Kommentar auf: "Nussknacker an sich ist schon ein schwuler Titel."

Aber auch andere bekommen ihr Fett weg. Von "Jesus Christ Superstar" springt er in die amerikanische Nationalhymne. Dabei kommentiert er sehr bissig: "Das ist jetzt Donald Trump". Mehr muss man dazu nicht sagen, dafür aber zum Thema Zensur und Rassismus. Die Figur des Zwarte Piet (entspricht in Deutschland in etwa Knecht Ruprecht, allerdings dunkler Hautfarbe) steht in Holland in der Kritik.

Nach Ansicht einiger sollte das Lied über ihn nicht mehr in der Ursprungsform gespielt werden. Liberg attackiert die seiner Meinung nach übertriebene Political Correctness mit eigenen Überspitzungen: "Demnach dürfte man am Klavier die schwarzen Tasten nicht mehr drücken, weil die in der Minderheit sind". Zum Beweis spielt er mehrere Titel nur mit den weißen Tasten, was extrem schief und irgendwie unvollständig klingt.

Popstars ihrer Zeit

Hans Liberg betont immer wieder, dass der Begriff Klassik eine Erfindung der Neuzeit ist. Zu ihrer Zeit waren diese jungen Komponisten wild und unkonventionell. Mozart bezeichnet er als den "Pharell Williams seiner Zeit". Mozart war auch "oft in Mannheim, am Wochenende". Um die Anspielung auf Mannheims große Vergangenheit noch deutlicher zu machen, ergänzt er: "Mannheim war früher das Kulturzentrum der Welt". Was heißt hier früher?

Mozart stammt aus Salzburg. "Was für den Wiener der Walzer ist, ist für den Salzburger .... die Salsa". Also spielt er zum Beweis "An der schönen blauen Donau" in einer karibischen Salsaversion. Das sorgt für große Erheiterung, vor allem, weil dieser Walzer nicht von Mozart ist, sondern von Johann Strauss (Sohn).    

Johann Sebastian Bach ist laut Liberg kein klassischer Komponist, sondern eher ein Free-Jazzer. Dabei entwickelte er seltsame Texte wie: "Ich freue mich auf meinen Tod", wozu Liberg kommentiert: "Der erste Terroristensong für Selbstmörder". Bach hat auch immer Hausmusik mit seiner Familie gespielt, lange vor den ersten Boygroups seien sie als "Bachstreet Boys" unterwegs gewesen.

Musik in allen Facetten

Im zweiten Teil der Show greift Hans Liberg vermehrt zur Gitarre und erklärt die Unterschiede zwischen Free-Jazz und gebundenem Jazz, Easy Listening und Samba, der langweiligen Musik mit nur einem Ton. Der Blues wird dagegen mit drei Akkorden gepielt, während Heavy Metal mit einem Akkord auskommt.

Liberg lässt das Publikum mitsingen, mitklatschen, einen Rap versuchen. Er selbst spielt sogar ein 3m langes Alphorn. Er liefert zahlreiche Highlights, speziell bei den Attacas, den Übergängen von Song zu Song. Herausragend gelingt der Sprung von Del Shannons "Runaway", dessen Refrain "I wo wo wo wonder" er in "Das Wandern ist des Müllers Lust" überführt.

Am Ende steht eine geniale Show von über zwei Stunden, in denen der begnadete Entertainer und seine zwei jungen Musiker, die das Programm hervorragend ergänzt haben, das Publikum bestens unterhalten haben und dafür minutenlangen Applaus erhalten.