Joe Jackson (2016)

Joe Jackson (2016) © Jacob Blickenstaff

Joe Jacksons Konzert im Mozartsaal der Alten Oper in Frankfurt überzeugt mit Songs seines gelungenen aktuellen Albums, zahlreichen Klassikern und liebevoll interpretierten Coverversionen. Nur das Publikum kommt etwas aus dem Takt.

Pünktlich um 20 Uhr betritt Joe Jackson die Bühne und beginnt solo am Klavier "It’s Different For Girls" zu singen. "Welcome to Kammermusiksaal!" ruft er zur Begrüßung und lässt etwas Mozart erklingen. Er sei nur der Support, erklärt er, die Band käme erst später. Ein besseres Vorprogramm kann man sich nicht wünschen, denn die Songs, die er anschließend spielt, funktionieren allesamt großartig.

Als heutige Coverversion bietet er "Girl" von den Beatles dar – auch hier überzeugt er einschließlich der sehnsuchtsvollen Seufzer. Mit dem Titelsong seines aktuellen Album "Fast Forward" endet dann das Vorprogramm und sein langjähriger Bassist Graham Maby betritt die Bühne, um gemeinsam mit Jackson "Is She Really Going Out With Him" zu spielen.

Gitarren beim Gitarrenskeptiker

Mit voller Band gibt es dann "Real Men" und es zeigt sich sofort, dass es eine gute Entscheidung von Jackson war, mit Teddy Kumpel wieder einen Gitarristen in die Band zu holen – das Spektrum an Ausdrucksmöglichkeiten ist doch um einiges größer als im Trio. Mehr noch, die Gitarre ist sogar überraschend weit vorn im Mix des bekennenden Gitarrenskeptikers.

Nach dem begeistert vom Publikum aufgenommen "You Can’t Get What You Want (Till You Know What You Want)" folgen einige neue Songs, von denen das mitreißende "A Little Smile" und das an Steely Dan erinnernde "Kings Of The City" voll überzeugen. Der Sound ist gut im Mozartsaal und auch die Lead- und Backingvocals kommen sauber rüber. An manchen Stellen gewinnt man den Eindruck, Jackson werde von einer Erkältung geplagt, seiner Laune und seinem Gesang ist jedoch keine Schwäche anzumerken.

Von Beethoven bis ABBA

Zu "Chinatown" erklingen Percussionloops und Drummer Doug Yowell beweist Humor, als er sich zum finalen Gongschlag erhebt und mit großem Ernst ins Leere schlägt. Als zweite Coverversion lost Jackson den ABBA-Klassiker "Knowing Me Knowing You" aus seinem Zylinder und überrascht das Publikum mit einer kraftvollen, aber dennoch im Detail liebevollen Interpretation.

Beim kurz Beethoven zitierenden "Ode To Joy" lässt die Band in einem Break gar das Bühnenbild einfrieren und verharrt in starrer Pose, ein originelles Gimmick. Bevor er mit "Stepping Out" den letzten Song ankündigt, gibt es bereits die erste Standing Ovation im nahezu ausverkauften Mozartsaal der Alten Oper zu Frankfurt.

Aufstehen will geübt sein

Was die Standing Ovations an diesem Abend betrifft, zeigt sich im Finale eine gewisse Asynchronität, die auch Jackson und seiner Band auffällt und für Heiterkeit sorgt. Vor "Steppin' Out" stehen alle und scheinen bereit für die Party zu sein, aber als der Song in seiner seit Jahren so gespielten getragenen Version ertönt, setzen sich alle wieder hin, um erst für die "Zugabe"-Rufe wieder aufzustehen.

Als die Band dann auf die Bühne zurückkehrt und Jackson die Ansage macht: "Now we go to the very beginning" setzen sich alle hin und das treibende "One More Time" wird dann wieder vor einem sitzenden Publikum gespielt, das jedoch am Ende wieder aufsteht, um sich dann zu "A Slow Song" wieder hinzusetzen.

Am Ende bleibt jedoch der Eindruck eines feinen Konzertes, in dem Jackson sein gelungenes neues Album vorstellt und auch die Klassiker seiner beinahe vierzigjährigen Karriere vorzüglich interpretiert. Und das mit dem Aufstehen üben wir noch mal!

Setlist

Joe Jackson solo: It's Different For Girls / Home Town / Take It Like A Man / Be My Number Two / Girl (The Beatles Cover) / Fast Forward

Joe Jackson mit Band: Is She Really Going Out With Him? / Real Men / You Can't Get What You Want (Till You Know What You Want) / A Little Smile / Kings Of The City / Poor Thing / Chinatown / Love At First Light / Knowing Me Knowing You (ABBA Cover) / Sunday Papers / Keep On Dreaming / Ode To Joy / Steppin' Out // One More Time / A Slow Song

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