Rizzoknor (live in Heidelberg, 2016) Fotostrecke starten

Rizzoknor (live in Heidelberg, 2016) © Alex Schäfer

Die dritte Ausgabe von Dr. Zack's fantastischer Wunderkiste in der Heidelberger halle02 erweist sich als kleine, aber feine Veranstaltung, die kreativen Elektro-Bands aus Nah und Fern eine Plattform bietet.

Im Juni 2015 feierte Dr. Zack's fantastische Wunderkiste Premiere in der Heidelberger halle02 und präsentiert seitdem im Abstand einiger Monate kreative, professionell gemachte elektronische Musik.

Kreative Gestaltung

Die Reihe stellt regionale und überregionale Künstler vor, die mit ihren Sets die Zuschauer davon überzeugen sollen, dass tanzbare elektronische Musik nicht nur stumpf einprogrammiert sein muss, sondern mit Geschick, Seele und Gefühl zu wildem Tanz animieren kann. Auch die dritte Ausgabe bewies, dass es sich um eine liebevoll gehegte und gepflegte Wunderkiste handelt, die mit großartiger Musik gefüllt ist.

Beim Betreten der Halle fallen neben dem wunderbaren Bühnenlicht kleine Röhrenfernseher an der Seite des Raumes auf. Zuerst erkennt man nur buntes Flimmern, stammen die Geräte doch aus einer Zeit vor FullHD. Nähert man sich jedoch den Bildschirmen, erhält man einen Blick auf die Bühne in verschiedenen Perspektiven. Aus verschiedenen Blickwinkeln werden die Instrumente der Musiker und im weiteren Verlauf auch deren Darbietung live festgehalten und dem Publikum präsentiert.

Tanzbarer Auftakt

Die ersten Musiker haben keine wirklich lange Anreise zu bewältigen. Das Heidelberger Duo me on/off verzaubert das Publikum vom ersten Moment an. Trotz der kleinen Besetzung füllen die zwei Musiker die Bühne gut aus. Das liegt am ausladend bestückten Schlagzeug und der Riege an Synthesizern und Klaviaturen, mag aber auch der herzlichen Bühnenpräsenz der Lokalmatadoren geschuldet sein.

Sänger und Tastenkünstler Tobias Krause nimmt im Verlauf des Konzerts verschiedene andere Instrumente in die Hand: Von Bass, über E-Gitarre bis hin zum wilden Schellenkranz bleiben keine Wünsche offen. Das Instrumentarium ist so vielfältig wie die Musik des Duos. Sie ist teilweise von treibenden Bass-Lines und rhythmischen Synthiemotiven unterlegt, verliert sich in anderen Momenten hingegen in sphärischen Gitarrenflächen. Auf diese Weise zaubern me on/off ein Programm auf die Bühne, das mehr als nur ein paar Füße zum Wippen und die Besucher zum Tanzen bringt. 

Originelle Schweizer

Nach der Umbaupause, die sich auf den erwähnten Röhrenfernsehern genauestens verfolgen lässt, betritt das Schweizer Trio Rizzoknor die Bühne. Deren Set gestaltet sich deutlich elektronischer als das vorhergehende, was das anwesende Publikum animiert, weiter nach vorne an die Bühne zu gehen. Der Sound steht einem vollwertigen DJ-Set in nichts nach, überholt es eher noch in Punkto Originalität. Vor allem der Anblick des Trios, die mit ihren elektronischen Wirbeln aus Schlagzeug, effektvoll modulierter Gitarre und verschiedenster Elektronik die Körper zum Zucken bringen, überzeugt das Publikum vollends.

Daniel Rizzo bedient seine unzähligen Geräte auf einem großen Tisch mit stoischer Ruhe und entlockt den Maschinen organische, warme Sounds, die durch den ganzen Körper zu fahren scheinen. Anders als das songbasierte Set von me on/off lassen Rizzoknor außerdem keine Pausen zwischen ihren Stücken, was das Gefühl eines ausgewachsenen Raves steigert, der nach eineinhalb Stunden mit frenetischem Applaus der Anwesenden quittiert wird.

Mehr Aufmerksamkeit verdient

Rizzoknorr geben noch eine Zugabe, die erwartungsgemäß auch nicht auf ein kurzes Stück beschränkt wird, sondern auf weitere 15 Minuten tanzbare Performance heraus läuft. Der Abend endet mit einem Set des Heidelberger DJs Konrad Ruda, der den Druck von Rizzoknor übernimmt und das Publikum noch eine ganze Weile in seinem Bann gefangen hält, bevor er die zufriedenen und erschöpften Zuschauer in die kühle Januarnacht entlässt.

Das einzige Manko des Abends besteht darin, dass nicht viele Leute Dr. Zack's Aufruf gefolgt sind, weshalb die Veranstaltung nicht sonderlich gut besucht war. Die Anwesenden ließen sich davon aber nicht stören und wurden dafür mit einem Abend belohnt, der in positiver Erinnerung bleiben wird und sogar den musikalischen Horizont der Anwesenden in unerwartete Richtungen erweitern kann. Es bleibt zu hoffen, dass die Besucher weitererzählen, dass sich ein Besuch bei Dr. Zack durchaus lohnt, wenn dieser mit seiner Wunderkiste in der Stadt ist und die Halle zum Beben bringt.