Hans Klok (2015)

Hans Klok (2015) © Govert de Roos

Das neue Bühnenprogramm des holländischen Magiers Hans Klok bietet jeden erdenklichen Kisten- und Kastentrick. Seine Show im Mannheimer Rosengarten ist daher reich an Tradition, Humor und teilweise spekatulären Tricks, verzichet aber weitgehend auf Innovationen.

Der Magier Hans Klok beruft sich in seinem neuen Bühnenprogramm "The New Houdini" auf den größten Entfesselungskünstler aller Zeiten, auf Harry Houdini. Dabei steht die Entfesslung jedoch gar nicht so sehr im Mittelpunkt. Viel mehr ist Hans Klok darum bemüht, sein Publikum mit traditionellen Zaubertricks und charmanter Artistikkunst zu unterhalten.

Schon das Opening der kunstvollen weißen Zauberfiguren mit spitzen, langen Hüten ist eine unverkennbare Anlehnung an die Programme des Cirque du Soleil. Spektakulär ist das gerollte Poster, das ausgerollt und länglich aufgehängt, zur Tür für weitere Figuren wird. 

Große Zaubergeschichte

Mit viel Charme und Witz führt Hans Klok die Zuschauer auf eine Reise durch die Geschichte der Magie. Sich selbst bezeichnet er scherzhaft als Mischung bekannter holländischer Showmaster: "Ich spreche wie Rudi Carrell, sehe aber aus wie Linda de Mol".

Sein großes Vorbild Harry Houdini brillierte in seinen Anfängen noch als Illusionist. Eine seiner Glanznummern war das Geisterkabinett. Eine gefesselte Frau sitzt auf einem Stuhl in einer Kammer mit rotem Vorhang. Als Höhepunkt leiht sich Hans Klok das Sakko eines Zuschauers aus dem Publikum und wirft es über die Vorhangstange des geschlossenen Vorhangs. Mit einem Schnipsen verschwindet das Sakko, Hans Klok zieht direkt den Vorhang zurück und die gefesselte Frau hat das Sakko an. 

Ein weiteres historisches Highlight ist die tanzende Glühbirne von Houdinis Kollegen Harry Blackstone, der zeitgleich zu Houdini Anfang des 20. Jahrhunderts gelebt hat. Dessen Sohn Harry Blackstone Junior, ebenfalls ein Zauberer, schloss Freundschaft mit Hans Klok und offenbarte ihm den Trick kurz vor seinem Tod. Hans Klok lässt eine Glühbirne erst in der Hand und am Ende über den Köpfen der Zuschauer in den ersten Sitzreihen tanzen.

Großartige Akrobatik

Klok bestreitet den Abend aber nicht allein, sondern er hat sich mehrere Gäste eingeladen. Aus China kommt eine Hochseilartistin, die auf dem Seil unglaubliche Balance beweist. Als Highlight stellt sie eine Leiter auf das Seil, erklimmt die zweite Sprosse und macht auf der Leiter einen Luftspagat, während die Leiter nur auf dem gespannten Seil steht.

Die afrikanische Bewegungsartistin Lunar verdreht ihren Körper in unvorstellbarer Art und Weise. Die extremen Körperpositionen, die stark an Yoga-Übungen erinnern, sind so erstaunlich, dass eine Zuschauerin dazu meint: "Ich hätte mir rund 120 mal den Hals gebrochen."

Der Platztausch

Bei der hohen Geschwindigkeit, die Hans Klok bei seinen Tricks zeigt und für die er bekannt ist, ist es gar nicht möglich, alle Tricks zu beschreiben, bei denen er seine Assistentinnen in Kisten verschwinden und wieder erscheinen lässt oder plötzlich selbst in der Kiste steckt, während die Assistentin draußen steht. Es ist nicht verkehrt, Hans Klok als den König der Zauberkisten zu beschreiben, denn er führt wirklich jeden denkbaren Trick aus diesem Repertoire vor.

Daher reicht es, sich auf den besten zu konzentrieren. Ein Trick, der so spektakulär ist, dass er dafür sogar den Silbernen Clown vom Internationalen Zirkusfestival in Monte Carlo, dem Oscar seiner Zunft, gewonnen hat.

Hans Klok schließt eine Assistentin in einen durchsichtigen, oben geschlossenen Plastiksack ein. Der Sack kommt in eine Holzkiste, die mit Ketten verschlossen wird. Dann stellt sich Hans Klok auf die Kiste, ergreift eine Tuchhülle, die rund um die Kiste liegt. Er wirft sie hoch und nur einen Wimpernschlag später fällt die Hülle neben der Kiste runter und auf der Kiste steht die Assistentin, während Hans Klok im geschlossenen Plastiksack ist. Dieser Platztausch erfolgt in einer Geschwindigkeit, die für das Auge fast nicht erfassbar ist.  

Die Kralle des Todes

Als Beweis für den Preisgewinn wird ein Beistellwagen mit dem Silbernen Clown darauf auf die Bühne geschoben. Zuerst auf den Preis konzentriert, merkt man gar nicht, dass die Assistentin, die den Wagen reinschiebt, nur aus Beinen, Händen und unterem Rumpf besteht, aber keinen Oberkörper hat. Hans Klok sagt dazu: "Wir sind ein Familienunternehmen. Das ist meine Halbschwester." Diese Einlage sorgt für den beste Lacher des Abends. 

Eine Houdini-Show ohne Entfesselung geht natürlich nicht. Also lässt sich Hans Klok kopfüber mit Zwangsjacke aufhängen. Oben hält ein in Benzin getränktes Seil, das angezündet wird, zwei Stahlkrallen auseinander, die nach 60 Sekunden zuschnappen und den Artisten zerhacken würden. Aber punktgenau vor dem Zuschnappen entkommt Hans Klok natürlich der Zwangsjacke und kann sich von der Aufhängung befreien.

Ein Vergleich der Magiershows

Hans Klok setzt sehr auf Tradition, Geschwindigkeit und artistischen Zirkuscharme. In der Gesamtheit wirkt sein Konzept des Auftauchen und Verschwindens mit allen Kisten optisch ansprechend, aber ein wenig starr. Natürlich ist es für einen einzelnen Magier schwieriger als für eine Magiergruppe wie etwa The Illusionists. Sie können Magie aus vielen Stilrichtungen anbieten und so für mehr Abwechslung sorgen.

Es ist aber auch als Duo möglich, einen solchen Abend modern und innovativ zu gestalten. Das beweist die ebenso spekatuläre wie abwechlungsreiche Magiershow der Ehrlich Brothers. Am Ende ist es Geschmachssache, ob man Hans Klok sehen will, der für Tradition mit Artistik steht oder eben moderne, rockigere Magie mit Technik und lauter Musik erleben will. Jede Show hat ihren eigenen Charme.

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